Die fetten Jahre sind vorbei

Directed by: Hans Weingartner, Germany, 2004

Germany, 2004


Cast and Credits

Director
Scenario
Director of Photography
Composer
Editor
Art Director
Costume Design Silvia Pernegger
Sound Engineer Stefan Soltau
Cast Daniel Brühl [Jan]
Daniel Brühl [Peter]
Julia Jentsch [Jule]
Burghart Klaussner [Hardenberg]
Peer Martiny [Villenbesitzer]
Peer Martiny [Villenbesitzerin]

Technical specifications
Technical Details: Format: HDV - Color,
Sound System: not indicated

Synopsis in German
Jan und Peter wollen nur eins: den reichen Bonzen eine Lektion erteilen. Dafür klettern sie nachts in fremde Villen und stellen das Mobiliar auf den Kopf. Sie stehlen nichts, sie zerstören auch nichts.

Dass die Güter dieser Welt ungerecht verteilt sind, ist allen klar, wie das zu ändern ist hingegen nicht so ganz. Die Freunde Jan und Peter haben ihren eigenen Weg gefunden: Nachts brechen sie in Villen ein, nicht um zu klauen, sondern um das Mobiliar auf den Kopf zu stellen. Ihre hinterlassenen Botschaften lauten: "Die fetten Jahre sind vorbei" oder "Sie haben zu viel Geld" - unterzeichnet mit "Die Erziehungsberechtigten". Jule, die eigentlich mit Peter liiert ist, und Jan verlieben sich ineinander. Im Überschwang der Gefühle steigen sie zu zweit in eine Villa ein und werden dabei vom Besitzer Hardenberg überrascht. Dafür haben die selbsternannten Erziehungsberechtigten keinen Plan - und unversehens werden sie zu Entführern.

Auf einer einsamen Berghütte tauchen die drei mit ihrem Opfer erst mal unter. Bei den Diskussionen über ihre Motive, ihre Ziele und ihre Lebensentwürfe nimmt die Konfrontation mit Hardenberg eine erstaunliche Wendung.

Mit entwaffnender Ehrlichkeit trifft der Film den Nerv junger Leute mit ihrem Wunsch nach einem freien, wilden Leben nach dem Motto: Rebellion ist sexy! Der krassen Realität zwischen Geldmangel, politischem Aufbegehren, Verzweiflung und Verbrechen wird auf sehr emotionale Weise die erste Grenzüberschreitung in Sachen Liebe gegenübergestellt... (arte Presse)

Reviews in German: "Drei Anfangszwanziger spielen die Rebellen, brechen in Villen ein und stellen das Mobiliar auf den Kopf. Statt etwas zu klauen, hinterlassen sie jeweils Nachrichten wie 'Die fetten Jahre sind vorbei. Die Erziehungsberechtigten'. Als sie von einem Hausherr auf frischer Tat ertapp werden, fesseln und knebeln sie den reichen Typen und verschleppen ihn auf eine Alp. - Zu Beginn etwas fahrig gemachtes, dann aber interessantes und spannend inszeniertes Generationenstück." (20min.ch)

"(...) Mit dem politischen Zaunpfahl winkt Hans Weingartners "Die fetten Jahre sind vorbei", der seine jugendlichen Helden einige sanft-anarchische Aktionen "gegen das Scheißsystem" in die Tat umsetzen lässt. Es ist bezeichnend, dass dieser vor Nettigkeit aus allen Nähten platzende Film, der als deutscher Cannes-Wettbewerbsbeitrag einige Aufmerksamkeit fand, nur in seinem privaten Aspekt, also in der Dreiecks-Geschichte Überzeugungskraft gewinnt, aber in seinem politischen Storyteil arg hohl scheppert. Einmal bemerkt Jule, es komme ihr so vor, als würde sie das Leben nur so von außen betrachten. Auch bei Weingartner sieht die Anti-Haltung immer so aus, als hätte er die politische Alternativszene seiner Jugend nur so von außen betrachtet - wie einst das Mädchen mit den Schwefelhölzern in die weihnachtlich geschmückten Stuben blickte, sehnsuchtsvoll, um sich dann irgendwie hinein zu fantasieren. (...)" (Rainer Gansera, SZ, 28.6.2004)

"(...) Weingartner wiederum hat die erste und wichtigste Lektion des Kinomachens beherzigt: nicht Pamphlete zu inszenieren, sondern Menschengeschichten. "Die fetten Jahre" mit Jule und Jan sind eine Ménage à trois wie Truffauts "Jules und Jim", wo ein Freund den Freund verrät, eine Dreierkonstruktion wie Godards "Außerseiterbande", so sich kriminelle in Liebesenergie verwandelt, ein Emotionsgeflecht wie Bertoluccis "Dreamers", wo es darum geht, wie der Drang nach Ejakulation den nach Revolution schwächen kann. Und damit ist es das schönste Beziehungsdreieck aus Pop, Poesie und Politisierung, welches das deutsche Kino seit langem zustande gebracht hat." (Hanns-Georg Rodek, Die Welt, 24.11.2004)

"(...) Hans Weingartner stellt sich nicht über seine Helden, ihre hochfliegenden und ihre gescheiterten Hoffnungen. Lieber fragt er gemeinsam mit ihnen, wie alles gekommen ist und ob es wirklich so weitergehen sollte. Auch das sind letztlich naive Fragen. Aber man muss sich manchmal einfach trauen, sie zu stellen." (Katja Nicodemus, Die Zeit, 25.11.2004)

"(...) Das alles klingt nach Zeigefinger-Doziererei. "Die fetten Jahre" sind genau das Gegenteil: Ein unglaublich frischer, amüsanter und nachdenkenswerter Film - eine gelungene seltene Kombination." (Adrian Prechtel, AZ, 25.11.2004)

"(...) Nun kann man dem Werk vorwerfen, dass es aus diesem Generationskonflikt nicht wirklich Kapital (!) zu schlagen vermag und auch sonst thematisch eher auf der Oberfläche bleibt. Dennoch weiß Weingartner und sein tolles Darsteller-Trio bestens zu unterhalten. Interessante Denkanstöße liefert der sehenswerte Film allemal." (Martin Schwarz, Zitty, 25/2004)

"Ohne seine idealistischen Figuren zu diffamieren, zeigt Hans Weingartner in seinem Porträt der 'Generation Attac', dass der Kampf für eine gerechtere Gesellschaft voll von Widersprüchen ist." (tV Spielfilm)
Remarks and general Information in German: «Mit entwaffnender Ehrlichkeit trifft der Film den Nerv junger Leute mit ihrem Wunsch nach einem freien, wilden Leben nach dem Motto: Rebellion ist sexy! Der krassen Realität zwischen Geldmangel, politischem Aufbegehren, Verzweiflung und Verbrechen wird auf sehr emotionale Weise die erste Grenzüberschreitung in Sachen Liebe gegenübergestellt.

Der Film erzählt, was aus dem naiven, aber nachvollziehbaren Drang nach politischem Aufbegehren plus der verzwickten Verkettung von Umständen entstehen kann. Gerade diese Erzählhaltung, die auch politisch Unausgegorenes, nicht Zuende-Gedachtes mitdenken lässt, ist die Stärke des Filmes, der furios inszeniert sowie erfrischend und glänzend gespielt ist.

"Die fetten Jahre sind vorbei" zeigt, dass politisches Kino auch Spaß machen kann. Ein erfrischend subversiver Kinofilm, eine Geschichte um politisches Aufbegehren, das an kein Dogma mehr glaubt. Und es ist ein Film über Liebe, Freundschaft und romantischen Idealismus. "Die Zeit" war begeistert: "... ein utopischer Film ... mit einer surrealistischen Subversionskraft, die man verloren glaubte, seit Buñuel bei den Chaplins zu Hause den allzu bürgerlichen Weihnachtsbaum zertrampelte."

"Die fetten Jahre sind vorbei" war 2004 nach elf Jahren der erste deutschsprachige Film im Wettbewerb der Filmfestspiele in Cannes und wurde dort mit minutenlangen Standing Ovations gefeiert. Beim Deutschen Filmpreis 2005 bekam der Film die Lola in Silber als bester Spielfilm, beim Filmfest München den Preis für den besten Film und das beste Drehbuch. "Die fetten Jahre sind vorbei" war ein beachtlicher Erfolg an der Kinokasse, lief in fast allen Ländern Europas und wurde international etwa in den USA, Südamerika oder Japan gezeigt.

Es ist Hans Weingartners zweiter Film nach seinem viel beachteten Debüt "Das weiße Rauschen" (2001), das dem Österreicher unter anderem den renommierten Max Ophüls Preis einbrachte. "Das weiße Rauschen" war Weingartners Abschlussarbeit an der Kölner Kunsthochschule für Medien (KHM), wo er von 1997 bis 2001 im Fachbereich Film und Fernsehen studierte. In Feldkirch/Vorarlberg geboren, hatte er zuvor in Wien und Berlin Neurologie studiert und parallel eine Ausbildung zum Kameraassistenten absolviert.» (Arte Presse)

«Dienstag, 18. Mai, 15 Uhr, Grand Hotel. Ein sehr heißer, wolkenloser Tag. Allgemeiner Kater. Zeitungen liegen herum, erste Kritiken. Der "Hollywood-Reporter" ist euphorisch. "Variety" sieht Mängel, bleibt eher indifferent. "Le Monde" ist kurz, böse, und verständnislos. "Liberation" verständnislos, kurz, und böse. Ein Liebling der Kritiker wird der Film nicht werden, aber das trübt die Stimmung kaum. Daniel Brühl sitzt im Palmengarten und gibt Interviews. Hans Weingartner kommt mit seinem Rucksack vorbei, in Gedanken versunken. Zu den Kritiken sagt er nur, dass er nicht gut genug Französisch kann, um etwas dazu zu sagen.
Donnerstag, 20. Mai, 12 Uhr. Noch drei Tage bis zur Verleihung der Goldenen Palmen. Daniel Brühl hat noch einen Tag in Cannes drangehängt. Es gibt Gespräche mit einer amerikanischen Agentur, die ihn in Hollywood vertreten soll. Hoffnungen auf irgendwelche Preise, sagt er, mache er sich eher nicht. Das macht er allerdings nie, und dann gewinnt er doch immer. Hans Weingartner sagt, er werde die Stimmung am Freitag abschätzen und dann entscheiden, ob er heimfährt oder bleibt, in der Hoffnung auf eine Palme. "Ein Nebenpreis könnte drin sein", sagt er, aber eigentlich misst er den Erfolg auf andere Weise. "Beim nächsten Film muss ich nicht mehr das Haus meiner Eltern verpfänden. Das ist doch was."» (Tobias Kniebe, SZ, 21.5.2004)

«Im Wettbewerb der Erfolgreichen in den engen Kreis der Allerbesten vorzustoßen: Jeder kennt die Gefühle zwischen Nominierung und Sieg. Bei der Konkurrenz um den Förderpreis Deutscher Film musste die Jury entscheiden zwischen rebellischer Gesellschaftsattacke und privaten Problemen mit dem Erwachsenwerden, zwischen perfektem Formalimus und Psycho-Metaphern eines Kranheitsbildes. Der Regiepreis (40.000 Euro) ging, wie erwartet, an den aktuellsten und politisch wichtigsten Film: Hans Weingartners "Die fetten Jahre sind vorbei", der den Generationenkonflikt in den Zeiten des hemmungslosen Turbokapitalismus mit Witz und Intelligenz auf die Schippe nimmt. Sein Schauspieler Stipe Erceg wurde ebenfalls ausgezeichnet (10.000 Euro)» (Ponkie, AZ, 1.7.2004)

Interview:
«(...) Auch bei Ihnen gibt es einen "alten" Revolutionär, gespielt von Burghart Klaußner.
Das gehört eben zu den Herausforderungen der Realität - dass ein Topmanager nicht so ein mieses Schwein ist, sondern ein kultivierter Mensch. Der als Student irgendwie ein wilder Hund war ... Das fand ich spannend. Es stand nie zur Diskussion, dass die Jungen und das Mädchen verhaftet oder erschossen würden - das hätte nicht zur Atmosphäre gepasst. Ich wollte diesen deutschen Ernst vermeiden, mit deutsch meine ich Österreich mit. Wir machen einen dänisch-französischen Film, habe ich immer gesagt, für mich ist das ganze auch ein modernes Märchen. Diese Zeit in Berlin, das habe ich als Utopie in Erinnerung - und da ist ja auch ein utopischer Touch in dieser Freundschaft zwischen Jan und Peter, die nicht zerstört wird.(...)» (Hans Weingartner im Interview mit Rainer Gansera und Fritz Göttler, SZ, 23.11.2004)

«(...) Sie sticheln ziemlich scharf gegen die Alt-68er.
Wir haben dieser Generation sehr viel zu verdanken - Liberalisierung, Emanzipation, mehr sexuelle Freiheit. Ich stelle die Frage, wie verändert sich ein Mensch im Laufe seines Lebens. Muss man mit zunehmendem Alter wirklich immer konservativer werden, ist das ein Naturgesetz oder kann man auch kritisch bleiben? Deshalb richtet sich mein Film nicht nur an die Jungen, sondern an alle, die im Kopf jung geblieben sind.
Ist eine neue Zeit im deutschen Film angebrochen, in der man lockerer mit sozialen Themen umzugehen versteht?
Es bewegt sich was. Eine neue Generation versucht, näher an die Realität heranzukommen, gesellschaftskritische Aspekte zu berücksichtigen, ohne die Unterhaltung zu vergessen. Aber es ist schwierig, in Deutschland zu arbeiten, es gibt zu wenig Förderung für unabhängige Filme. Die ARD zahlt 180 Mio. Euro für die Bundesliga, davon könnte man mindestens 100 Filme wie "Die fetten Jahre sind vorbei" drehen.
Sie gelten als jemand, der eng mit den Schauspielern zusammenarbeitet.
Die Besetzung ist das Wichtigste. Es dauerte acht Monate, bis ich mit Julia Jentsch die optimale weibliche Hauptrolle fand. Beim Drehen lasse ich viel Freiheit. Niemand muss einen Satz sagen, den er nicht will oder kann.
Mit Daniel Brühl bilden Sie ein Dreamteam.
Für uns beide war "Das weiße Rauschen" Ausgangspunkt zum Erfolg. Uns verbindet eine Seelenverwandtschaft. Vor solchen genialen Schauspielern kniet jeder Regisseur auf dem Boden. Wenn Daniel ins Bild kommt, ist das kein Film mehr, sondern Wirklichkeit. Nächsten Sommer machen wir einen Thriller.
Im Falle eines Falles: Was würden Sie mit Preisgeld machen? (40.000,- Euro für den Förderpreis Deutscher Film, Die Red.)
Zu 100 Prozent in neue Filme investieren - wie alle Preise, die ich für "Das weiße Rauschen" erhalten habe. Sie bedeuten eine wichtige Unterstützung für meine Arbeit im "Randbereich" des Kinos. Da ist Geldnot immer das größte Problem. (Hans Weingartner im Interview mit Margret Köhler, AZ, 29.6.2004)

General Information

Die fetten Jahre sind vorbei is a motion picture produced in the year 2004 as a Germany production. The Film was directed by Hans Weingartner, with Daniel Brühl, Julia Jentsch, , Burghart Klaussner, Peer Martiny, in the leading parts.

Awards
Förderpreis Deutscher Film "Regie";
Bayer. Filmpreis 2004: Nachwuchs- Darstellerpreis für Julia Jentsch (10.000,- Euro)

Referenzen zum Film in anderen Datenbanken:

    Disclaimer
    The information above does not purport to be exhaustive, but give the level of information to our database at the time of last update. All figures are best knowledge and belief researched to, legal claims arising from incorrect or missing information are expressly rejected.
    Due to the current law in some countries can be held responsible person who addresses refers to having a criminal content spread may or criminal content and pages further refer, unless he closes clear from such liability. Our links below are researched to the best of my knowledge and belief, but we can not accept in any way for the content of these web pages and links from us any liability. We provide this explanation by analogy from all countries and all languages of. Quotations, if not otherwise marked, in the usual right to quote with identification of the sources added.
    The copyright lies with the authors of these quotes - Die fetten Jahre sind vorbei (2004) - KinoTV Movie Database (M)