Szenenphoto aus Il più bel giorno della mia vita, © Production CompanySinossi (in Tedesco)
"Der schönste Tag" in ihrem Leben ist für die kleine Chiara ihre Kommunionsfeier, doch das versöhnliche Familienfest steht erst am Ende dieses Films, der versucht, ein ehrliches Bild der italienischen Familie von heute zu zeichnen. Zunächst herrscht zwischen ihnen also die ganz normale Entfremdung; Großmutter Irene beklagt sich darüber, dass ihre längst erwachsenen Kinder sie zu wenig besuchen. Die wiederum sind völlig mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Die älteste Tochter Sara misstraut allem und jedem und verbringt ihre Zeit in überängstlicher Sorge um ihren 16-jährigen Sohn. Die mittlere Tochter Rita steckt in einer tiefen Ehekrise und kann sich nur schwer zu einer Entscheidung zwischen ihrer nach außen so heilen Familie mit zwei kleinen Töchtern und ihrem Liebhaber entscheiden. Der jüngste Sohn Claudio ist ein engagierter Anwalt, der es nicht fertig bringt, seiner Mutter von seiner Homosexualität zu erzählen. Bevor sie wieder zusammenkommen können, müssen die verschwiegenen Konflikte erst an die Oberfläche treten.... (wdr Presse)
beide im Regiefach tätig sind, unternimmt mit ihrem Film eine Analyse des ì
Zustands der italienischen Familie. Sie stösst dabei auf sowohl nach aussen ì
wie nach innen nur selten thematisierte Konflikte, zumal eine selbst die ì
Generation der Grossmutter nicht verschonende Palette von sexuellen ì
Frustrationen. Obwohl zuweilen auch einige Klischees von "Italianità " bedient ì
werden, tut sie das zurückhaltend und mit Sensibilität und wagt sich dabei ì
weiter vor, als es viele ihrer Regiekollegen tun würden. Das ì
Schauspieleraufgebot weist klangvolle Namen vor wie Virna Lisi, Margherita ì
Buy, Sandra Ceccarelli, Luigi Lo Cascio. (T.Br. in NZZ Ticket)
"
Bis zum Schluss müssen wir warten, um am «più bel giorno della mia vita» ì
anzukommen. Wer da spricht, ist die kleine Chiara, und gemeint ist mit diesem ì
«schönsten Tag meines Lebens» ihre Erstkommunion. Längst hat man indes den ì
bitteren Beigeschmack des Titels erkannt, denn spätestens am Tag der ersten ì
Vereinigung mit Gott ist selbst der kleinen Chiara bewusst, wie schnell sich ì
das Weltliche entzweien kann und dass so manches Mahl im Familienkreis sehr ì
wenig eucharistische Feierlichkeit besitzt. Cristina Comencini, mit Jahrgang ì
1956 die ältere der zwei Töchter Luigi Comencinis, die beide ebenfalls im ì
Regiefach tätig sind, betrachtet sachlich und zurückhaltend Gestalt und ì
Rituale der typischen italienischen Familie. Sie interessiert sich dabei für ì
all das, was beim Bild der heilen Welt in dieser heiligsten Institution ì
Italiens sowohl gegen aussen wie nach innen zugedeckt wird.
Im Zentrum stehen Irene, die Grossmutter (Virna Lisi), ihre beiden Töchter, ì
Sara (Margherita Buy) und Rita (Sandra Ceccarelli), ihr Sohn, Claudio (Luigi ì
Lo Cascio), sowie deren Kinder, darunter auch die kleine Chiara - die ì
Schauspielernamen lassen erkennen, dass so etwas wie ein italienisches ì
Allstar-Picture konfektioniert wurde. Es geht um den Alltag, der aus ì
Religionsunterricht in der Schule bei den Kleinsten, aus erster Liebe und ì
Sexheftchen unter dem Bett bei den Jugendlichen, eingespieltem Eheleben bei ì
den Erwachsenen und einem starken Harmoniebedürfnis bei den Alten besteht.
Zwar treten bei den regelmässigen Zusammentreffen der drei Generationen am ì
Tisch der Grossmutter in ihrer prachtvollen Stadtvilla auch Reibungen und ì
Krisen in Erscheinung, doch werden sie durch das altbewährte Zusammenspiel ì
aus Schlichtungs- und Verdrängungsmechanismen möglichst rasch wieder ì
geglättet. Comencini streicht hier klar heraus, woran es ihrer Meinung nach ì
innerhalb der italienischen Familie am meisten mangelt: an Kommunikation, an ì
der Möglichkeit, Probleme, Ängste und Bedürfnisse anzusprechen. Und das ì
Gravitationszentrum vieler Konflikte bildet dabei eindeutig die Sexualität, ì
die Spannung zwischen Liebe und Leidenschaft, der die dominierende ì
katholisch-patriarchalische Ordnung der italienischen Gesellschaft nur ì
begrenzte Entfaltungsräume gewährt.
Die Problematik ist besonders greifbar bei Claudio, der weder nach aussen ì
noch innerhalb der Familie zu seiner Homosexualität stehen kann; auch bei der ì
Grossmutter, die, wie sie ihrer Tochter gesteht, mit ihrem verstorbenen ì
Ehemann nie einen Orgasmus hatte, wird das Thema behandelt. Zwar wirkt die ì
Szene, in der sie nachts am Fernsehen eine Pornosendung schaut, um dann auf ì
dem gleichen Bildschirm wieder alte Familienfilme zu betrachten, etwas gar ì
aufgesetzt, und auch bei anderen Szenen und Dialogen schafft es der Film ì
nicht immer, sich der Banalität und des Klischeehaften zu erwehren. ì
Anderseits muss man Cristina Comencini zugute halten, dass sie Mut beweist, ì
geschickt Fundamente der italienische Familie hinterfragt und sich mit der ì
sexuellen Frustration einer «mamma», ja einer «nonna» an einen vom ì
italienischen Kino nicht gerade oft behandelten Stoff gewagt hat. (Till ì
Brockmann in NZZ 22. August 2003)
Osservazione generali (in Tedesco): "Cristina Comencini versucht in ihrem Familienporträt genau hinzuschauen, ohne sich Illusionen zu machen. So handelt ihr Film weniger von Familienwerten und -idealen als davon, wie Einsamkeit sich über die Generationen vererben kann, wenn zu viele Geheimnisse gewahrt werden müssen." (wdr Presse)
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