Caché

Hidden

Directed by: Michael Haneke, France, Austria, Germany, Italy, 2004

France, Austria, Germany, Italy, 2004
Plakatmotiv Caché, © arte, Strasbourg, Bavaria Film AG, München, Les Films du Losange, Les Films du Losange


Cast and Credits

Production arte, Strasbourg
Bavaria Film AG, München
Les Films du Losange
Les Films du Losange
Producer Veit Heiduschka
Ausführender Produzent Margaret Menegoz
Director Michael Haneke
Scenario Michael Haneke
Director of Photography Christian Berger
Editor Michael Hudecek
Michael Hudecek
Art Director Michael Hudecek
Christoph Kanter
Costume Design Christoph Kanter
Cast Christoph Kanter [Majids son]
Daniel Auteuil [Georges Laurent]
Maurice Bénichou [Majid]
Juliette Binoche [Anne Laurent]
Annie Girardot [Georges Mutter]
Bernard le Coq [Chefredaktor]
Bernard le Coq [Pierrot]

Technical specifications
Category: Feature Film
Technical Details: Format: 35 mm - Color,Length: 117 minutes
Sound System: Ton
FSK ab 12 Jahren, ffr
Szenenphoto aus Caché, © arte, Strasbourg, Bavaria Film AG, München, Les Films du Losange, Les Films du Losange

Synopsis in German
Georges Laurent ist ein Pariser Intellektueller, der im französischen Fernsehen eine anspruchsvolle Literatursendung moderiert. Auch im Familienleben mit seiner Frau Anne und seinem zwölfjährigen Sohn Pierrot scheint alles bestens zu laufen. Bis die Laurents eines Tages ein mysteriöses Videoband auf ihrer Türschwelle finden. Darauf sieht man zwei Stunden lang eine Ansicht ihres Hauses, aufgenommen von einem Unbekannten, ohne jeden Hinweis auf den Absender oder dessen Beweggrund. Während Georges sich sehr beunruhigt zeigt, glaubt Anne zunächst, das Video müsse von einem harmlosen Fan ihres Mannes stammen. Doch dann taucht wenige Tage später ein weiteres Video auf, dem eine Zeichnung beiliegt: Darauf ist ein Kind zu sehen, aus dessen Mund Blut fliesst. Angesichts dieser morbiden Bildbotschaft fühlt auch Anne sich bedroht, zumal die Familie plötzlich anonyme Anrufe erhält. Da es sich aber bei den Videos und den Anrufen um keine explizite Drohung handelt, sieht die Polizei keinen Handlungsbedarf. In der folgenden Zeit erhält Georges immer neue Videos, aus denen hervorgeht, dass der Absender ihn sehr gut zu kennen scheint. Auf einem der Videos sind ein Wohnblock in Paris und eine Wohnungstür zu sehen. Georges sucht die Wohnung auf - und trifft auf Majid, einen Algerier in seinem Alter, den er noch aus seiner Kindheit kennt und den er seither nicht mehr gesehen hat. Zwar bestreitet Majid, etwas mit den Videos zu tun zu haben, konfrontiert Georges aber mit einem dunklen, lange verdrängten Kapitel aus der gemeinsamen Vergangenheit - ein Kapitel, das zugleich eng mit französischen Verbrechen an den algerischen Einwanderern verknüpft ist... (arte Presse)

Reviews in German: " Georges Laurent und seine Frau Anne sind ein gut situiertes Ehepaar mit Kind. Ihre Ruhe wird gestört, als sie eines Tages anonym ein Video zugeschickt bekommen, das Aufnahmen vom Haus und der Strasse zeigt. Und dabei bleibt es nicht. Jedes weitere Video steigert ihre Angst; sie stehen unter Beobachtung, daran besteht kein Zweifel. Zusätzlich erhält das Paar noch handgezeichnete Bilder, auf dem ein Junge mit blutendem Mund entsetzt ins Leere starrt. Durch die geheimnisvollen Botschaften kommen bei dem Mann Erinnerungen an seine Kindheit hoch, als er einen algerischen Jungen mit falschen Anschuldigungen aus dem Haus seiner Eltern trieb. Als ein weiteres Video zu diesem inzwischen in Paris lebenden Algerier führt, wird Georges zum aktiv Handelnden und steuert auf eine Katastrophe zu. – Michael Haneke inszenierte einen vielschichtigen und intelligenten Thriller über das langsame Zerbrechen einer Familie, über eine Zeit, in der nichts mehr sicher ist und eine diffuse Bedrohung von aussen innere Strukturen zerstört. Wenn im Hintergrund Fernsehbilder vom Irak flimmern, ahnt man, dass sich die Gewalt-Explosion unaufhaltsam nähert und auch vor der westlichen Zivilisation nicht halt macht. Haneke spielt mit den Erwartungen des Publikums und lässt hier subtiler als in Funny Games die Auflösung offen. Der ganz normale Horror dauert bis zum Schluss an. Am Ende ist nur eines klar: Der bürgerliche Firnis ist sehr dünn. Der Regisseur und sein Film über die traumatische Vergangenheitsbewältigung in Frankreich zum Kolonialkrieg in Algerien wurden mit dem Europäischen Filmpreis 2005 ausgezeichnet." (mk, www.kinofenster.de)

"Auf den ersten Blick ist nichts Bemerkenswertes zu entdecken. Ebenso wenig auf den zweiten: eine Pariser (?) Quartierstrasse, parkierte Autos, Passanten . . . Minutenlang dieselbe Frontaleinstellung . . . Bis aus dem Off Stimmen ertönen («Also?» - «Nichts. Es war vor der Haustür»), das Bild einfriert und zurückgespult wird - es ist ein Videobild. Ratlos betrachten Georges und Anne Laurent (der wie immer glänzende Daniel Auteuil und eine ungewöhnlich unglamouröse Juliette Binoche) die ihnen anonym zugespielte VHS-Kassette. Ein Scherz ganz offensichtlich - schliesslich ist darauf lediglich die Aussenansicht ihres ummauerten Hauses zu sehen . . . Als allerdings mehr und mehr mysteriöse Post eintrifft, beginnt die gutbürgerliche Fassade zu bröckeln. Hat Georges wirklich «nichts zu verbergen», wie er partout beteuert? Ist er Opfer oder Täter? Und vor allem: Wer steckt hinter der versteckten Videokamera?

Regie führt das schlechte Gewissen

Dass hinter der eiskalt distanzierten Filmkamera Michael Haneke stand, ist indes augenfällig. Voller Metall, Glas und Bücherwände, entspricht das Appartement der Laurents wohl einem Ideal des von Haneke anvisierten Arthouse-Publikums. Er: Moderator eines TV-Literaturklubs, sie: Associée eines Verlags - nur der pubertierende Sohn stört ihre (selbst)zufriedene Alltagsroutine. Und jetzt jener Unbekannte. Mit absoluter Präzision nuanciert der Autor-Regisseur in dieser seiner womöglich brillantesten Verhaltensstudie über Klasse und Rasse die Gefühle - von der Paranoia zur Panik, von den Lügen zur Verleugnung -, während er die Szenerie praktisch monochrom hält. Ohne jeglichen Sinn für Humor, ist der 63-Jährige freilich weder ein süffisanter Spötter wie Chabrol noch ein Surrealist wie Lynch (der 1997 in «Lost Highway» die gleiche Prämisse zu einem Noir-Nachtmahr ausformte) - auch wenn Georges' Gewissen die Regie zu übernehmen scheint, als er nach dem zweiten, einer blutigen Kinderzeichnung beigelegten Videoband von Erinnerungen an seinen algerischen Adoptivbruder heimgesucht wird. Nein: Haneke wurde zu Recht ein Hardcore-Existenzialist genannt.

Hanekes brutaler Kunstgriff

Noch einmal kurz zurückgespult: In «Bennys Video» (1992) und «Funny Games» (1997) hat uns Haneke - seit je fasziniert von der Technik - rücksichtslos die Verrohung durchs Fernsehen vor Augen geführt. «Caché» nun fokussiert nicht mehr auf solch hanekebüchene Medienkritik. Zwar lässt Georges nach der Aufzeichnung seiner Sendung unliebsame Augenblicke nonchalant herausschneiden. Und dennoch stellen diese Videobilder und die fortwährend unbeachtet im Hintergrund laufenden Fernsehnachrichten das (kollektive) Gedächtnis dar. Wir können es verdrängen. Niemals aber löschen. Eines Tages wird die schuldschwere Vergangenheit hervorbrechen - lodernd vielleicht, wie unlängst in Frankreichs Banlieues.

Vom Zeitungsboulevard greift er seine voyeuristischen Sujets oft auf, ähnlich den findigen Hollywoodproduzenten. Im Gegensatz zu ihnen jedoch verlangsamt er die «Action», verfremdet er die Figuren, verweigert er eine Katharsis. Bis zur letzten, nicht enden wollenden Halbtotalen einer Schule belässt er vieles im (Halb-)Dunkeln. Auch uns. Michael Haneke zwingt den Zuschauer hinzuschauen. (Kino Arthouse Alba in Zürich)" (Andreas Maurer, NZZ, 13. Januar 2005)

"Das starre Bild färbt die Leinwand zu einem bunten Blatt Papier. Es zeigt einen Hauseingang, vor dem zwei kleine Strassen aufeinandertreffen, parkende Autos, alte, gut erhaltene Häuser. Ein kleiner Ausschnitt aus einem idyllischen Wohnviertel der Pariser Altstadt. Buchstabe für Buchstabe entfaltet sich darauf der Vorspann von 'Caché'. Das Bild steht, obwohl es kein Standbild ist. Ein junger Mann durchquert es mit schnellen Schritten, ein Fahrradfahrer fährt vorüber. Kein unüblicher Filmeinstieg, auch wenn sich Michael Haneke aussergewöhnlich viel Zeit lässt. Der Moment aber, in dem sich die Szenerie belebt und der Film mit seinen Darstellern beginnt, bleibt aus. Stattdessen drängen sich Stimmen aus dem Off in den Vordergrund, das Bild wird unvermittelt vorgespult und fällt in sich zusammen. Es ist ein Bild im Bild, oder besser, vor dem Bild. Der nächste Umschnitt entlarvt die Videoaufzeichnung, die sich dahinter verbirgt, zeigt den Fernseher und den Recorder, in dem es abgespielt wird.

Mit dieser Eingangssequenz ist bereits die Grundbewegung von Caché vorgegeben. Haneke, der erneut auch das Drehbuch verfasste, sucht darin nach der Wahrheit hinter dem Bild. Seine Hauptfigur Georges Laurent ist ein angesehener Fernsehmoderator, Kopf der französischen Variante des "Literarischen Quartetts", also geübt, Texte zu deuten. Aber gerade mit dieser Strategie stösst er an Grenzen. Es führt nicht weiter, die Aufnahmen von seinem Haus zu interpretieren, die ihm auf einer Videokassette anonym zugeschickt wurden. Georges muss sie dekonstruieren, ihren Entstehungsprozess offen legen. Das setzt eine metamediale, detektivische Suche in Gang, die in vielem an David Lynchs 'Lost Highway' (fd 32 459) erinnert. Doch dort, wo sich bei Lynch die Spur ins Ungewisse verflüchtigt, liefert Haneke ganz konkrete Anhaltspunkte. Zwar bleibt auch bei 'Caché' über das Ende hinaus unklar, wer wirklich hinter den sich mehrenden anonymen Botschaften und Anrufen steckt; die Spuren führen aber weder ins Mystische noch in ein Spiegelkabinett der Identitäten, sondern zu einer realen, verdrängten Vergangenheit. Den Videobotschaften sind einfache Bilder beigefügt, wie von Kinderhand gezeichnet: ein Junge, dem eine überlange rote Zunge aus dem Mund hängt; ein blutender Vogel. In sekundenkurzen Flashs verwandeln sich diese Zeichnungen vor Georges' geistigem Auge in Erinnerungsbilder: ein Junge, der Blut spuckt; ein Junge, der mit der Axt einen Hahn köpft. Grausame, schändliche Bilder, die aus dem Unterbewussten auftauchen und in Georges einen Verdacht nähren, der sich erhärtet, als auf einer der Kassetten das Landhaus zu sehen ist, in dem Georges aufwuchs.

Seine Frau Anne weiht er nicht in sein Geheimnis ein. Zwischen beiden herrscht eine permanent gereizte Atmosphäre. Seit sie sich von einem Unbekannten beobachtet und bedroht fühlen, treten die bislang vielleicht vom bildungsbürgerlichen Alltag überwucherten Gräben zwischen ihnen offensichtlicher zu Tage. Sie berühren sich kaum. Selbst als Georges gegen Ende verzweifelt nach Trost sucht, legt ihm Anne nur linkisch die Hand auf die Schulter, den Körper schon zum Gehen abgewandt. Zwar sprechen sie regelmässig miteinander, aber sie tauschen sich nicht aus, reden aneinander vorbei. Vor allem Georges weicht seiner Frau aus, er belügt sie oder belässt es bei Andeutungen. Er versucht alleine herauszufinden, wer hinter dem anonymen Terror steckt. Die Polizei unternimmt nichts, solange keine Straftat vorliegt, und Annes Hilfe weist er zurück. Isoliert und einsam wirken die Protagonisten, sind durch unsichtbare und vor allem unausgesprochene Barrieren voneinander getrennt. Misstrauen unterhöhlt das oberflächlich intakte zwischenmenschliche Gefüge; zwischen Mann und Frau ebenso wie zwischen den Eltern und ihrem pubertierenden Sohn. Gespräche umschiffen emotionale Klippen, ohne sie zu überwinden. Das alles geschieht keineswegs mit Paukenschlägen. Es gibt zwar Schockbilder, aber sie fallen jäh aus dem Rahmen. Die Entfremdung zwischen den Menschen äussert sich subtil, eingebettet in einen spannenden Psychothriller. Es sind die kleinen Gesten, Zwischentöne und Augenblicke, mit denen das hervorragende Ensemble wie beiläufig die hinter den geordneten Fassaden lauernden Abgründe durchscheinen lässt. Daniel Auteuil hat für seine Darstellung des sich selbstverleugnenden Georges den Europäischen Filmpreis erhalten, Juliette Binoche hätte ihn für ihre Rolle der 'entliebten' Anne ebenso verdient.

Die versteckten familiären 'Vergletscherungen', wie Haneke formulieren würde, beschreiben das Bild hinter dem Bild jedoch nur unvollständig. Die gesuchte Wahrheit liegt noch eine Symbolebene tiefer. Es ist kein Zufall, dass Georges an einer Stelle des Films mit einem Schwarzen aneinander gerät. Ebenso wenig zufällig endet die Spur, die in Georges' Kindheit führt, ausgerechnet bei Majid, jenem Jungen, den Georges' Eltern adoptiert hatten, nachdem Majid über Nacht Waise geworden war. Majids Eltern hatten für die Laurents gearbeitet. Georges, damals gerade sechs Jahre alt, war eifersüchtig auf den erzwungenen Bruder, denunzierte ihn und trieb ihn damit aus dem Haus. In einem Nebensatz fällt eine für das Verständnis des Films richtungsweisende Bemerkung: Majids algerischstämmige Eltern waren im Oktober 1961 beim Massaker von Paris von Polizisten ermordet und in die Seine geworfen worden. Das Massaker, das erst 1998 durch einen Artikel in 'Le Monde' dem Verleugnen entrissen wurde, ist noch immer eines der am meisten tabuisierten Ereignisse der französischen Geschichte. Der verborgene Riss, den 'Caché' gnadenlos präzise und einfühlsam zugleich umschreibt, durchzieht die heutige französische Gesellschaft. Dennoch endet Hanekes faszinierend vielschichtiger Film nicht etwa mit Aufnahmen brennender Vorstädte, sondern das Schlussbild rückt eine Schule mit lächelnden Kindern unterschiedlicher Kulturen ins Blickzentrum und damit eine Hoffnung auf Zukunft - oder, falls es sich erneut um eine versteckte Aufnahme handelt, eine weitere Bedrohung." (Stefan Volk, film-dienst)

"(...)Hanekes Psychothriller kann einerseits als gelungene Kritik an einem Sicherheitsdenken verstanden werden, das die öffentlichen und individuellen Ängste abwehren will, die es selbst erzeugt. Es ist zugleich eine komplexe Reflexion über die Beziehung zwischen (Kamera)Beobachtung, Selbstwahrnehmung und Gewissen, in die der Zuschauer selbst hineingezogen wird." (epd Film)
Remarks and general Information in German: Der Film wurde mit vier Europäischen Filmpreisen ausgezeichnet, bei den Filmfestspielen von Cannes 2006 erhielt Haneke den Preis für die Beste Regie. (arte Presse)

General Information

Caché is a motion picture produced in the year 2004 as a France, Austria, Germany, Italy production. The Film was directed by Michael Haneke, with Annie Girardot, , Bernard le Coq, , Daniel Auteuil, in the leading parts.

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