Locarno - Filmfestival 2010

63. Film Festival von Locarno


vom 6. bis 15. August 2010

Reihe: Ernst Lubitsch

Als ich tot war

(When I Was Dead), Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1916
Production: Projektions-AG Union (PAGU) - Producer: Paul Davidson - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Ernst Lubitsch - Cast: Julius Falkenstein Der Freier - Ernst Lubitsch Junger Ehemann - Luise Scheurich Ehefrau Paula - Helene Voss Schwiegermutter (AKA Lenchen Voss) -
Synopsis in German: Ernst trifft sich, gegen den Willen seiner Frau und seiner Schwiegermutter, mit seinen Freunden auf eine Partie Schach. Bei seiner Rückkehr wird er aus seinem trauten Heim verjagt. Er gibt sich für tot aus und kehrt als verkleideter Bediensteter in sein eigenes Haus zurück, das inzwischen unter dem strengen Regiment seiner Schwiegermutter geführt wird ...

Ernst, der ein leidenschaftlicher Schachspieler ist, begibt sich trotz des Einspruchs von Frau und Schwiegermutter in den Schachclub. Spät abends kehrt er nach Hause zurück, muss jedoch, da seine Schwiegermutter die Sicherheitskette eingehängt hat, auf der Stiege schlafen. Er zieht sich aus und deckt sich mit seinen Kleidern zu. Als er des Morgens erwacht, sind die Kleider weg.

Er klingelt an seiner Wohnungstür und wird nun eingelassen. Seine Frau teilt ihm schriftlich mit, dass einer von ihnen beiden das Haus verlassen müsse. Er packt seine Sachen und geht vergnügt davon, in der Absicht, nun seine Freiheit recht gründlich auszunutzen. Seiner Frau hinterlässt er einen Brief, in dem er ihr mitteilt, dass er nicht mehr am Leben sein werde, wenn sie diese Zeilen erhalte. Ihre Mutter entschliesst sich also, für die Tochter einen anderen Mann zu suchen.

Nach kurzer Zeit hat Ernst das Lotterleben bereits satt; er möchte sich seiner Frau wieder nähern und erfährt durch eine Zeitungsannonce, dass sie einen Diener sucht. Ernst verkleidet sich und bekommt die Stelle. Von nun an versucht er jeden Heiratsbewerber bei den beiden Damen unbeliebt zu machen, mit Erfolg wie sich später zeigen wird. (arte Presse)
Reviews in German: "Like every comedian, I longed to play a straight leading man, a sort of a ‘bon vivant´ role. So together with my collaborators, I wrote a screenplay, called ALS ICH TOT WAR. This picture was a complete failure as the audiences were unwilling to accept me as a straight leading man." (Ernst Lubitsch, 1947)

"Seltsam, dass Lubitsch sich seiner Hauptrolle als der eines straight leading man erinnert. Wohl spielt er einen »Bonvivant« - trotz des Protests von »Ehefrau Paula« (Louise Scheurich) und »Schwiegermutter« (Helene Voss) sucht er am ersten Abend der Filmhandlung seinen geliebten Schachclub auf und bleibt da bis spät in die Nacht. Die Vergegenwärtigung dieser Herrengesellschaft, die karikierende Beschreibung männlicher Wichtigtuerei ist tatsächlich ein Schritt hinaus über die Situationskomik der von Carl Wilhelm inszenierten frühen Lubitsch- Filme, wohl auch seiner eigenen, verlorenen Einakter. Aber spätestens mit der Rückkehr des jungen Ehemannes ins »traute Heim« - die Schwiegermutter hat die Kette an der Wohnungstür vorgelegt und zwingt ihn, auf der Treppe zu nächtigen - kommt die alte Schwankkomik wieder zum Zuge. »Ein famoses Lustspiel« nennt das Wiener Fachblatt Kinematographische Rundschau den Film, und von seinem Hauptdarsteller sagt es: »Lubitsch gibt diese Rolle in so urdrolliger Weise, dass man faktisch aus dem Lachen nicht herauskommt.«

Von anderen Hauptrollen Lubitschs unterscheidet sich die dieses Bonvivants am ehesten dadurch, dass sie nicht ausdrücklich als jüdisch charakterisiert ist. Lubitsch heisst hier nicht »Moritz Abramowsky«, »Siegmund Lachmann«, »Sally Pinkus« oder schlicht »Sally«, sondern »Ernst Lubitsch« . Der aus dem Haus vertriebene und daraufhin angeblich aus dem Leben geschiedene Ehemann Lubitsch verdingt sich auf eine Anzeige hin als Diener bei Frau und Schwiegermutter. Wie »Ernst«, der Held des Films, des Bonvivant- Lebens überdrüssig wird - Zwischentitel: »Viel Zweck hat das Bummeln eigentlich nicht« -, so lässt der Schauspieler Lubitsch, wenn er den »Bonvivant« sich als »Diener« maskieren lässt, wieder den jederzeit zu Streichen aufgelegten »Sally« heraus - wenn er etwa dem bei seiner »Witwe« um seine Nachfolge bemühten Julius Falkenstein den Appetit an der Suppe verdirbt, indem er ein Loch in den Löffel bohrt. Der Weg zur sophistication der Hollywoodkomödien ist von hier aus noch weit. Die erhaltene und auf Sicherheitsfilm umkopierte Version von ALS ICH TOT WAR weist nur wenige Lücken auf. Es fehlt ein kurzes Stück im ersten Akt: Der Ehemann hat sich, als er die Wohnungstür verschlossen findet, ausgezogen und auf der Treppe zur Ruhe gelegt. Als er aufwacht - das fehlt -, sind seine Kleider weg; beim Anblick des Unbekleideten fällt eine alte Dame in Ohnmacht; er klingelt an seiner Wohnungstür und wird nun von den Frauen eingelassen... Und am Ende, wenn er die Schwiegermutter in die Flucht geschlagen hat, fehlt die Versöhnung der Eheleute: Gattin Paula sitzt, das Bild des vermeintlich aus dem Leben Geschiedenen liebevoll betrachtend, am Schreibtisch, als der Totgeglaubte, noch als Diener maskiert, sich an sie heranschleicht und küsst - Empörung, Demaskierung, Versöhnung..." (Enno Patalas: Ernst unterwegs zu Lubitsch, in: Als ich tot war, Slovenska Kinoteka, Ljubljana 1995)

«In dem Schwank 'WO IST MEIN SCHATZ?' tritt Ernst Lubitsch in der Rolle eines vielgeplagten jungen Ehemannes auf, dem es gelingt, ein böses Exemplar von Schwiegermutter zu überlisten und auf Nimmerwiedersehen in die Flucht zu jagen» (Der Film N° 8 vom 18. März 1916)
Remarks and general Information: Der Film galt jahrzehntelang als verschollen !

"Lange schlummerte es unbekannt auf einem einsamen Dachboden - jetzt wird das vergessene Frühwerk von Ernst Lubitsch, der Stummfilm "Als ich tot war", wieder in Berlin und Potsdam gezeigt. 1916 hatte der Film in der Hauptstadt Premiere. Lubitsch schrieb das Drehbuch, führte Regie und spielt die Doppelrolle des Ehemanns und Dieners Ernst.

Schon in diesem Film zeigt sich die Handschrift eines selbstbewussten "jungen Wilden": 24-jährig zählt Lubitsch zu den Pionieren des aufstrebenden, deutschen Films. "Das Wilde daran ist die Hemmungslosigkeit, mit der er vor der Kamera agiert", erklärt Hans Helmut Prinzler, Direktor des Filmmuseums Berlin. "Wie er sich umkleidet und die Zähne fletscht und in unglaublich direkter Weise der Mittelpunkt des Films ist."

Der Film-Ernst verbringt die Nächte lieber im Schachclub statt mit seiner Frau und der bösen Schwiegermutter. Doch lange geht das Spiel nicht gut: Der Heimlichtuer muss büssen. Erst sperrt ihn die Schwiegermutter aus, dann setzt sie ihn ganz vor die Tür. Von der geliebten Gattin getrennt, wächst in Ernst die Sehnsucht. Da alle glauben, er sei tot, greift er zu einer List - er bewirbt sich unerkannt als Diener im eigenen Haus.

Die Geschichte spielt sich ganz im Stil der Zeit ab. "Das ist sicherlich in der Auflösung ein eher konventioneller Film", sagt Prinzler. "Er spiegelt Theatralisches wider, er löst es nicht in raffinierter Dramaturgie auf, sondern ganz direkt zum Publikum hin." Nach 1916 verliert sich die Spur des Films vollständig. Erst vor knapp zehn Jahren wird eine Kopie im Archiv eines slowenischen Sammlers entdeckt. Bis 1916 hatte Lubitsch in Komödien am Deutschen Theater in Berlin gespielt. In diesem Film, so sagt er später ironisch, habe er endlich mal einen geradlinigen, aufrechten Kerl spielen wollen. Doch leider sei sein Film beim Publikum komplett durchgefallen. Aller schauspielerischen Mühe zum Trotz.

"Ich denke schon, dass von diesem Film bis zum Lubitsch-Touch gewisse Jahre vergingen", meint Prinzler. "Als ich tot war" ist demnach nicht mehr als das Gesellenstück Lubitschs - und doch der Anfang zu einer grossen Filmkarriere. 1922 geht er nach Hollywood und entwickelt mit Erfindung des Tonfilms seinen legendären Lubitsch-Touch, frech-frivol und doppelbödig. Frech springt auch Ernst - Diener und Schwiegersohn in einem - mit seiner Schwiegermutter um. Die Gehässige ist zum Schluss auch die Blamierte. Gerade will sie mit dem vermeintlichen Diener ein Techtelmechtel anfangen, da entpuppt er sich - ganz in Lubitscher Manier - als ihr höchstlebendiger, ungeliebter Schwiegersohn." (3Sat Presse)

«Wie jeder Komiker wollte ich gerne eine ernste Hauptrolle spielen, eine Art "Bonvivant"-Rolle. So schrieb ich mit meinen Mitarbeitern ein Drehbuch mit dem Titel ALS ICH TOT WAR. Der Film war ein völliger Fehlschlag, weil das Publikum nicht bereit war, mich in einer ernsten Rolle zu akzeptieren.» (Ernst Lubitsch)

«Von anderen Hauptrollen Lubitschs die dieses Bonvivants am ehesten dadurch, dass sie nicht ausdrücklich als jüdisch charakterisiert ist. Lubitsch heisst hier nicht 'Moritz Abramowsky', 'Siegmund Lachmann', 'Sally Pinkus' oder schlicht 'Sally', sondern 'Ernst Lubitsch'. (Enno Patlas)

«Jahrzehnte lang galt der Debütfilm von Ernst Lubitsch als verschollen, bis Mitte der 1990er Jahre eine Kopie im Archiv eines slowenischen Sammlers auftauchte. Dieses Material ist nun auf Sicherheitsfilm umkopiert und weist noch die Schnitte auf, mit denen die damalige Filmzensur selbst harmlose Komödien fürs Kino freigegeben hat: Es fehlt ein Stück im ersten Akt (Der Ehemann hat sich, als er die Wohnungstür verschlossen findet, ausgezogen und auf der Treppe zur Ruhe gelegt. Als er aufwacht - dieses Stück fehlt -, sind seine Kleider weg; beim Anblick des Unbekleideten fällt eine alte Dame in Ohnmacht; er klingelt an seiner Wohnungstür und wird nun von den Frauen eingelassen ...) und am Ende (der Versöhnungskuss der beiden Eheleute).

"Ein famoses Lustspiel" nennt das Wiener Fachblatt Kinematographische Rundschau den Film, und von seinem Hauptdarsteller sagt es: "Lubitsch gibt diese Rolle in so urdrolliger Weise, dass man faktisch aus dem Lachen nicht herauskommt." Von anderen Hauptrollen Lubitschs unterscheidet sich die dieses Bonvivants am ehesten dadurch, dass sie nicht ausdrücklich als jüdisch charakterisiert ist. Lubitsch heisst hier nicht "Moritz Abramowski", "Siegmund Lachmann", "Sally Pinkus" oder schlicht "Sally", sondern "Ernst Lubitsch".

Die in London ausgebildete Violinistin Sabrina Hausmann begleitet seit 1992 Stummfilme. Ihre Liebe zum frühen Film hat sie von ihrem Vater Aljoscha Zimmermann (1944-2009) geerbt, mit dem sie lange Jahre als Duo (Klavier/Violine) oder in Kammerensemble-Besetzungen Filme begleitete. Nun führt sie das musikalische Erbe ihres Vaters weiter, der über 400 Filmmusiken hinterlassen hat, und tritt zusammen mit Mark Pogolski am Klavier auf. Geblieben ist der typische 'Zimmermann-Sound', der im virtuosen Spiel von Sabrina Hausmann noch einmal an Qualität und Präsenz gewinnt.» (arte Presse)

Angel

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1937
Production: Paramount Pictures, Inc. - Producer: Ernst Lubitsch - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Guy Bolton - Samson Raphaelson - Melchior Lengyel - Russell G. Medcraft - Based on : Melchior Lengyel play - Director of Photography: Charles Lang - Composer: Leo Robin - Friedrich Hollaender - Editor: William Shea - Cast: Louise Carter Flower Woman (uncredited) - Lionel Pape Lord Davington - Herbert Mundin Greenwood - Dennie Moore Emma - Herbert Marshall Sir Frederick Barker - Ivan Lebedeff Prinz Vladimir Gregorovich - Edward Everett Horton Graham - James Finlayson - Melvyn Douglas Anthony Halton - Marlene Dietrich Maria Barker - Ernest Crossart Walton - Laura Hope Crews Grossfürstin Anna Dmitrievna - Phyllis Coghlan Dienstmädchen -
Synopsis in German: Frustriert von ihrem Eheleben, verlässt Maria London in Richtung Paris, wo sie Anthony Halton trifft, einen charmanten Amerikaner, der ihr die Stadt zeigt. Doch als es ernst zu werden droht, zieht sich Maria zurück. Mit der ätherisch schönen Marlene Dietrich präsentierte Lubitsch hier eine faszinierende Reflexion über das Begehren (Locarno 2010).
Reviews in German: Lubitsch nimmt in dieser Dreiecksgeschichte wiederum sein klassisches Thema auf: eine Frau flieht aus der anscheinend glücklichen, ab zur Routine gewordenen Ehe in ein flüchtiges Abenteuer mit einem Mann, aber dieser Mann kann sie nicht vergessen. Und es kommt zu einem eher zufälligen Treffen der beiden Männer. Marlene Dietrich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere spielt die Ehefrau eines britischen Diplomaten, die im Salon der russischen Grossherzogin Anna Dimitrievna einen Mann trifft, der sich auf einen Schlag in sie verliebt - aber bei einem romantischen Abendessen und einem Spaziergang im Park will sie nicht von ihr verraten: für Robert Halton bleibt sie 'Angel'. Zurück in London trifft ihr Mann, Sir Frederick Baker, aus Zufall einen alten Kriegskameraden, eben diesen Robert Halton, die beide gemeinsame Erinnerungen an eine Modistin aus Paris haben. Und Halton erzählt die Geschichte, wie er in Paris Angel getroffen hätte und sie seither suche. Barker lädt Halton zum Essen nach Hause ein, Lady Barker tritt dazu... Lubutsch ist auch hier ein Meister darin, offensichtliches nicht auszusprechen, sondern stets nur anzudeuten. In der Restaurantszene zwischen Melvyn Douglas und Marlene Dietrich wird kaum gesprochen. es sind nur Blicke zwischen den beiden. Und dann knappe Dialoge "Das haben wir doch schon bei der Suppe besprchen..." - Wenn sich Barker und Halton im Salon des feudalen Wonsitzes der Barkers gegenübersitzen, zeigt die Kamera erst ein Portait eines der Vofahren Barkers an der Wand, "ein sehr schönes Gemälde," wie Halton kommentiert. Und während die Kamera nach links über den Flügel schwenkt, auf dem verdeckt ein Photorahmen steht, sagt er, auf den Flügel zugehend: "Und das ist wohl ein Bild Ihrer Frau ?" Alles ist damit gesagt, Lubitsch schneidet auf das Schlafzimmer der Dietrich. die sich für den Abend fertig kleidet...

Anna Boleyn

Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1920
Production: Projektions-AG Union (PAGU) - Messter-Film GmbH, Berlin - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Norbert Falk AKA Fred Orbing - Hanns Kräly - Director of Photography: Theodor Sparkuhl - Art Director: Kurt Richter - Costume Design: Ali Hubert - Cast: Hilde Müller - Hedwig Pauly-Winterstein AKA Hedwig Pauly - Ferdinand von Alten - Albert Steinrück - Friedrich Schütze - Maria Reisenhofer - Henny Porten Anna Boleyn - Karl Platen - Sophie Pagay - Aud Egede-Nissen Jane Seymour - Paul Biensfeldt - Friedrich Kühne - Joseph Klein - Adolf Klein - Emil Jannings - Paul Hartmann - Ludwig Hartau - Erling Hanson - Wilhelm Diegelmann -
Synopsis in German: Anna Boleyn ist die Hofdame von Königin Katharina. Durch einen Zwischenfall wird König Heinrich VIII. auf Anna aufmerksam und findet Interesse an der hübschen Frau. Er stellt ihr nach, umwirbt sie, doch Anna hält an der Beziehung zu ihrem Jugendfreund Heinrich Norris fest. Erst als Heinrich VIII. ihr die Krone anbietet, willigt Anna ein. Gegen den erbitterten Widerstand seiner Frau Katharina und des Papstes setzt Heinrich eine Scheidung durch und feiert mit Anna eine prunkvolle Hochzeit. Das junge Glück findet ein jähes Ende, als Anna anstatt des von Heinrich erhofften Thronfolgers eine Tochter zur Welt bringt. Heinrich lässt sich mit der Hofdame Johanna Seymour ein, während Anna der Prozess gemacht wird, weil sie angeblich Ehebruch mit ihrem alten Freund Norris begangen hat. Anna wird zum Tode verurteilt. Bereits während ihrer Hinrichtung bereitet Heinrich VIII. seine nächste Trauung vor. (arte Presse)
Remarks and general Information: «Ernst Lubitsch besetzt die männliche Hauptrolle durch Emil Jannings und geht damit die zweite erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Schauspieler ein. Der erfolgreiche Stummfilmstar, der seine Karriere zunächst auf der Theaterbühne - an der Seite von Lubitsch - begonnen hat, debütiert 1914 mit dem Kriegspropagandafilm "Im Schützengraben" auf der großen Leinwand. Zum Wendepunkt von Jannings Karriere wird 1919 die Rolle Ludwigs XV. in dem Kostümfilm "Madame Dubarry" (1919), erstmals unter der Regie seines ehemaligen Ensemblekollegen Ernst Lubitsch. Der internationale Erfolg des Films macht ihn zum Star und lässt seine Theaterarbeit im nächsten Jahrzehnt in den Hintergrund treten. Schauspielerisch legt er ihn aber auch auf die Darstellung dekadent-verkommener Herrscher fest, die er Anfang der 20er Jahre immer wieder verkörpert. Neben "Anna Boleyn" (1920) ist dies in Filmen wie "Das Weib des Pharao" (1922), seine dritte Zusammenarbeit mit Lubitsch, und "Peter der Große" (1922), unter der Regie von Dimitri Buchowetzki, der Fall. Mitte der 20er gelingt ihm jedoch mit "Der letzte Mann" (1924) und "Varieté" (1925) die Abkehr von Kostümrollen. Für "Der Weg allen Fleisches" (1927) und "Der letzte Befehl" (1928) erhält Emil Jannings im gleichen Jahr den ersten überhaupt vergebenen Oscar. Seine Karriere beginnt der Schauspieler, Autor, Produzent und Regisseur Ernst Lubitsch zunächst auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Nach einem zwei jährigen Engagement am Deutschen Theater debütiert er 1913 in "Die ideale Gattin" mit seiner ersten Filmrolle. Später führt er selbst Regie und tritt nur noch gelegentlich als Schauspieler auf. Nachdem er zunächst vor allem Slapstick-Filme dreht, wechselt er ab 1919 zunehmend die Genres und inszeniert abwechselnd historische Kostümfilme und Komödien - vorzugsweise mit Stummfilmstars wie Ossi Oswalda, Pola Negri oder Emil Jannings in den Hauptrollen. In den 20ern feiert Regisseur Lubitsch seine ersten internationalen Erfolge. Dazu gehören die Historienfilme "Anna Boleyn" (1920) und "Das Weib des Pharaio" (1922), die dem deutschen Cineasten den Absprung nach Hollywood erlauben. Im Laufe dieser Schaffensperiode kreiert Lubitsch meist elegant in Szene gesetzte Romanzen und Salonkomödien wie zum Beispiel "Lady Windemeres Fächer" (1925) und "Küss mich noch einmal" (1925), aber auch weitere Historienfilme wie "Carmen" (1918), in dessen Hauptrolle Pola Negri glänzt, oder "Das verbotene Paradies" (1924), der ihn erneut mit Pola Negri zusammenbringt, darüber hinaus Monumentalstreifen wie "Der Patriot" (1928), der letzte große Erfolg von Emil Jannings in den USA. Unter dem Motto 'Goodbye Slapstick - Hello Nonchalance!' wirbt Paramount für Lubitsch-Komödien. Regisseur Ernst Lubitsch gewinnt Publikum und Kritiker mit seinem einzigartigen Stil: Das Markenzeichen seiner mitunter frivolen Gesellschaftskomödien besteht darin, nicht alle Details der Handlung zu zeigen, sondern es dem Zuschauer zu überlassen, die Handlung zu vervollständigen. Im damals noch sehr sittenstrengen Amerika mit seinen scharfen Zensurbestimmungen vermag Lubitsch auf diese Art durchaus gewagte Situationen und Doppeldeutigkeiten in die Handlung zu integrieren, ohne dabei ins Schlüpfrige oder Vulgäre abzurutschen. 1929 produziert Multitalent Lubitsch das Musical "Liebesparade", das nicht nur aus Maurice Chevalier ("Gigi", 1958) einen Star macht, sondern, in dem er auch die Innovation des Tonfilms in optimaler Weise zu nutzen versteht. Mit diesem durchschlagenden Erfolg wird Ernst Lubitsch zum bekanntesten Regisseur Hollywoods. In der Folgezeit dreht er mit "Ärger im Paradies" (1932) und der Ménage-à-trois "Serenade zu dritt" (1933) zwei seiner stilbildenden Werke. 1942 kreiert Lubitsch seinen heute noch bekanntesten Film, die Nazi-Parodie "Sein oder Nichtsein", in der Hauptrolle Carole Lombard, nach dem Theaterstück "Noch ist Polen nicht verloren". Dem Meister der Genrevielfalt und cleveren Komödien wird 1947 der Oscar für seine innovative Regie überreicht. Für "Der Patriot" (1928), "Die Liebesparade" (1929) und "Ein himmlischer Sünder" (1943) wird Lubitsch, ebenfalls in der Kategorie beste Regie, für den Oscar nominiert. Seine letzten Filme "Skandal bei Hofe" (1945) und "Die Frau im Hermelin" (1948) kann er nicht mehr selbst fertig stellen - Otto Preminger vollendet sie.» (arte Presse)

Die Augen der Mumie Ma

(Eyes of the Mummy, The Eyes of the Mummy Ma), Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1918
Production: Projektions-AG Union (PAGU) - Producer: Paul Davidson - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Hanns Kräly - Emil Rameau - Director of Photography: Theodor Sparkuhl - Alfred Hansen - Art Director: Kurt Richter - Cast: Emil Jannings Radu - Max Laurence Fürst Hohenfels - Harry Liedtke Alfred Wendland, Maler - Pola Negri Ma / ägyptische Wasserträgerin - Margarete Kupfer -
Synopsis in German: Der Maler Alfred Wendland befindet sich auf einer Reise durch den Orient und möchte das Grab der Mumie Mâ aufsuchen. Als sich der Fürst zu Hohenfels, später ein enger Freund Wendlands, nach dem Grab erkundigt, verweist ihn der Hoteldirektor auf einen Kranken. Wendland möchte von diesem mehr über das Grab der Mumie erfahren, der aber sagt nur 'Die Augen leben! Die Augen leben!' Wendland möchte daraufhin einen Führer zum Grabe dingen, aber keiner findet sich; er reitet schliesslich allein zum Grab. Vor der Grabkammer sitzt Radu, der scheinbar über den ungestörten Schlaf der Mumie wacht. In Wirklichkeit hat er in der Grabkammer eine junge Ägypterin versteckt, die Mâ völlig im Aussehen gleicht. Bei dem Versuch, Wendland am Betreten des Grabes zu hindern, wird er angeschossen. Dieser nimmt das Mädchen zu sich und fährt mit ihm nach Europa. Dort tritt sie als Tänzerin auf, aber Radu spürt die beiden auf. Als er im Hause des Fürsten zu Hohenfels ein Bild von Mâ entdeckt, sticht er einen Dolch in dessen Seite. Er dringt zum zweiten Mal in das Haus ein, entdeckt Mâ und ersticht erst sie und dann sich selbst. Wendland und Hohenfels stürzen ins Zimmer, finden aber nur noch die Leichen der beiden. Die 'Rache der Pharaonen" hat sich erfüllt. (aus: Franz Schöler, Die Erben des Marquis de Sade. Film (Velber), September/1967)
Remarks and general Information: Erster Film von Pola Negri bei Ernst Lubitsch, 1922 in den USA durch Paramount unter dem Titel EYES OF THE MUMMY gezeigt.

«Ein Titel wie ein Plakat. Ein Film wie eine Orientzigarette. Wo Sand ist, kann die Wüste nicht weit sein, also findet der Berliner Bonvivant Wendland, was er sucht - Abenteuer. Die Szene ist Ägypten: Grand-Hôtel, Basar, Karawanen. ....

Alles äusserst unwahrscheinlich, doch sehr plausibel. Erotik ganz auf die Negri projiziert, welche sie verschluckt wie ein schwarzes Loch. Liedtke wie vom anderen Ufer. Um die Frau gekämpft hat nur Jannings, Liedtke eher um sein Renommee. Das nächste Abenteuer - wo Sand ... - wird nicht lange auf sich warten lassen.» (Hanns Zischler, in: Lubitsch, hrsg. von H. H. Prinzler / E. Patalas, München, Luzern 1984.)

Ein Forscher möchte eine junge Tänzerin aus den Fängen eines fanatischen Ägypters retten. «Dieses hochspannende Sujet hatte etwas von einer authentischen Tragödie über eine leidenschaftliche Liebe. Emil Jannings spielte den Ägypter mit dem verstörten Blick, während Pola Negri das unglückliche Objekt seiner Begierde war». (Herman G. Weinberg) (Locarno 2010)

Die Austernprinzessin

(The Oyster Princess), Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1919
Production: Projektions-AG Union (PAGU) N° 512 - Distribution: Universum-Film AG (UFA), Berlin - Producer: Paul Davidson - Production Manager: Kurt Waschneck - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Hanns Kräly - Ernst Lubitsch - Director of Photography: Theodor Sparkuhl - Composer: Karl-Ernst Sasse Neufassung - Art Director: Kurt Richter - Cast: Albert Paulig - Gerhard Ritterband Küchenjunge - Max Kronert Seligsohn, Heiratsvermittler - Curt Bois Kapellmeister - Ossi Oswalda Ossi, seine Tochter - Harry Liedtke Prinz Nucki - Hans Junkermann - Victor Janson Mr. Quaker, der Austernkönig von Amerika - Julius Falkenstein Josef, Nuckis Freund -
Synopsis in German: Ossi (Ossi Oswalda) ist die ausgeflippte und verwöhnte Tochter des Geldprotzes Mr. Quaker (Victor Janson), der als Austernkönig von Amerika zum Millionär geworden ist. Als sie erfährt, dass die Tochter des Schuhcremekönigs einen Grafen heiratet, dreht sie völlig durch: sofort muss ein Prinz her, und das spielt es überhaupt keine Rolle, das Prinz Nucki (Harry Liedtke) kein Geld aber dafür jede Menge Schulden hat. Der schickt erst mal seinen Freund Josef (Julius von Falkenstein) vor...

Der Austernkönig – Zigarre rauchend und ansonsten Däumchen drehend – hat ein Problem: Sein launisches Töchterchen möchte einen Prinzen zum Mann. Doch statt des (mittellosen) Prinzen präsentiert sich dessen Diener… «Die Austernprinzessin ist die erste meiner Komödien, in der sich mein Stil klar abzeichnet». (Ernst Lubitsch)

«Ossi, die Tochter des amerikanischen "Austernkönigs" Mr. Quaker, bekommt einen Tobsuchtsanfall, als sie erfährt, dass ihre Freundin sich mit einem feinen Grafen vermählen wird. Ihr Vater beruhigt sie und verspricht ihr, einen europäischen Prinzen käuflich zu erwerben. Er beauftragt einen Heiratsvermittler, den entsprechenden Kandidaten für seine Tochter zu suchen. Am geeignetsten erscheint schliesslich Prinz Nucki, der in Wahrheit allerdings mit seinem Freund Josef in ärmlichen Verhältnissen lebt.
Prinz Nucki schickt Josef vor, um in Erfahrung zu bringen, wie die Dame wohl aussieht. Als Josef im Hause des "Austernkönigs" anklopft, weist er sich, aus einer Verlegenheit heraus, als Prinz Nucki aus, und wird von der Austernprinzessin stante pede zum Pfarrer geführt und geheiratet. Aus der Hochzeitsnacht wird allerdings nichts, da sich der ausgehungerte Josef dem Buffet widmet und sich vor lauter schlechtem Gewissen betrinkt.
Prinz Nucki landet nach einem Zug durch die Gemeinde frühmorgens völlig betrunken im "Club der Milliardärstöchter zur Rettung Alkoholkranker", dem die Austernprinzessin vorsteht. Ohne zu zögern lässt sie ihn in ihr Schlafzimmer transportieren, wo er seinen Rausch ausschläft. Inzwischen ist Freund Josef erwacht und begibt sich in das Zimmer der Prinzessin. Dort findet er zu seiner Überraschung seine frisch Angetraute in ebenso trautem Gespräch mit seinem Freund Prinz Nucki vor. Es kommt zur Klärung bezüglich des vertauschten Bräutigams und Ossi bekommt nun - denn so steht es schliesslich auch offiziell geschrieben - doch noch ihren lang ersehnten Prinzen.» (ARTE Presse)
Reviews in German: «Der Versuch, uns bei 30 Grad im Schatten um 6 Uhr nachmittags ins Land der Pferdehitzen, nach Dollarika, einzuladen, war etwas kühn. Aber Hans Kräly und Ernst Lubitsch durften es, weil die uns von ihnen präsentierte "Austernprinzessin" es wirklich verlohnte, ihre Bekanntschaft im Schweisse unseres Angesichts zu machen. Nicht, als ob der "Stoff" über das mehr als harmlose Genre der bekannten Millionärmotive von jenseits des Ozeans im geringsten hinausginge. Aber die Regie Ernst Lubitschs steht hier auf so fabelhafter Höhe, ein Einfall jagt den andern, und das Spiel – allen voran der "Austernkönig" Victor Jansens! – ist so glänzend, Tempo und Bilder so brillant, dass man – eigentlich das Qui pro quo der sogenannten Handlung vergisst über der launigen Darbietung und Ausstattung. Der Lockenkopf Ossi tobte sich als vasenzertöppernde Dollarmiss, als Spezialistin im Trunksuchtsheilverfahren, als Boxerin und liebende Braut aus,.und Harry Liedtke und Julius Falkenström assistierten ihr in allen Rollen zweckentsprechend. Auch der Foxtrott-Bazillus erschien leibhaftig auf der "Bildfläche".» (Hb., Lichtbild-Bühne, Nr. 25, 21.6.1919)

«Es war ganz allerliebst. Es war ein echter "Lubitsch". Und Ossi war so reizend wie bisher in keinem Film, quecksilbrig, tollkühn, voll überraschender Puppigkeit. Wenn sie mit Liedtke auf dem Bett sitzt, ihn anlacht und ihm dann in eigenwilligem Übermut um den Hals fällt; wenn sie, ganz verwöhnte Milliardärstochter, selbstverständlich-schnuppig in den Dogcart (Dogcart = offener, zweirädiger Einspänner, Anm. d. Red.) steigt, vor dem 15 Pferde "lang" gespannt sind, und den eben gekauften Prinz-Gemahl den Platz auf dem Rücksitz anweist – ich wüsste nicht, wer ihr das so nachmacht …
Ob eine Idee stark oder schwach ist, ist bei einem Lubitsch-Lustspiel ganz egal. Hier ist es das "wie", nicht das "was". Er führt eine Idee so durch, dass sie gut wird. Das ganze Lustpiel (– "chen" zu sagen verbietet diktatorisch die Riesenreklame) ist elegant und in einer Aufmachung gezeigt, wie nie zuvor in einem deutschen Lustspiel. Es ist ein eleganter Stil in dem ganzen, der Schwung hat. Lubitsch sucht sich die Leute aus, die er braucht. Und man muss zugeben, dass er zur Verkörperung des Milliardärs, des Töchterchens und des Prinzen niemanden besseren in Deutschland hätte finden können als Viktor Janson, Ossi Osswalda und Harry Liedtke. (Es ist schwer, von einem Lubitsch-Lustspiel zu reden, ohne eben dauernd seinen Namen zu nennen.) Die Technik des Einschneidens der Bilder, der Grossaufnahmen und der wirklich aus der Situation entstandenen Schlagertitel macht ihm bei uns niemand nach.
Das Lustspiel ist witzig, amüsant, vielleicht lustig. Ist es ulkig? Ist es komisch? Man lacht. Aber man lacht nicht spontan und von Herzen. Wenn's gerade so weit scheint und man denkt, jetzt wird man wirklich lachen können, kommt auf einmal wieder eine Szene, wo man sagt: fabelhaft! So eine Idee! Unerhörte Aufmachung! Aber da lacht man eben nicht mehr, sondern man – staunt. Komik ist etwas an die Person gebundenes. Ossi ist lustig, aber nicht komisch (vielleicht nur hier nicht). Der Filmschauspieler Lubitsch ist komisch. "Die Firma heiratet" und "Mayer aus Berlin" sind unsere besten Lichtspiele nach wie vor. "Die Austernprinzessin" ist unser grösstes und elegantestes. (Zur Komik braucht's nicht 100 Diener. Einer kann unter Umständen komischer sein. Eleganz ist nicht komisch, während Komik auch elegant sein kann.)
"250 000 Mark! Unerhörte Aufmachung! 300 Diener." Warum das? Nur weil Amerika in das Horn des Superlativs stösst?
Hat man von den Filmstädten in Amerika, von den 70 000 Mitwirkenden im Film "Intolerance" gelesen? Grössenbeurteilung von Zahlen ist subjektiv. Da werden wir doch nie mitkönnen. Unsere Stärke liegt auf ganz anderem Gebiet. Hier mitrennen zu wollen ist aussichtslos.
Dies alles zu sagen wäre vor drei Jahren überflüssig gewesen. Aber es wird jetzt aktuell, wo unsere Filme Exportware werden sollen (vielleicht die einzige). Will man denen drüben damit imponieren? Uns kann man es. Noch. Man könnte es mit dem "wie". Und man wird es bei diesem Film mit der Eleganz, dem Stil, dem Tempo, wie man es in unserem Film-Drama mit dem oft zitierten sogenannten "logischen Spiel" und der unerhörten Lebendigkeit und Schmiss einer Pola Negri in "Carmen" kann. (Kaum mit "Veritas vincit"). Das nur nebenher. Die "Austernprinzessin" war ein Erfolg und wird viele Wochen einer Reihe von Kinos die Plätze füllen. Satis est. » (B. E. Lüthge, Film-Kurier, Nr. 15, 22.6.1919 | zitiert nach www.filmportal.de)
Remarks and general Information: «Die Stummfilmkomödie "Die Austernprinzessin" von Ernst Lubitsch stellt ein aufwendig choreographiertes, mit Bildwitz und Tempo inszeniertes Lustspiel in vier Akten dar, das mit saftigem Humor das satirische Spiel mit Autoritäten thematisiert.

Im Jahr 2005 sicherte das Bundesarchiv den Film anhand eines Nitro-Originalnegativs. Die Murnau-Stiftung sorgte schliesslich dafür, dass das Material instandgesetzt wurde; ein Jahr später bereits wurde die digitale Bearbeitung durch die OMNIMAGO GmbH in Ingelheim aufgenommen. Die Musik stammt von dem aus Lettland stammenden Komponisten und Pianisten Aljoscha Zimmermann, der sich durch seine Vertonungen restaurierter Stummfilme (Friedrich Wilhelm Murnaus "Nosferatu" oder Fritz Langs "Metropolis") einen Namen machte.

In seinem 1984 erschienenen Werk "Lubitsch" schreibt der Filmwissenschaftler und Autor Hans Helmut Prinzler: "'Die Austernprinzessin' ist in der Tat stilbildend: ein satirisches Märchen von der kulturellen Verbindung zwischen Europa und Amerika. Filmische Innovationen fallen auf: Timing der Einstellungen, Visualisierung des Dekors, Choreographie der Figuren. Der "Film-Kurier" (22.6.1919) schwärmt: "Das ganze Lustspiel ist elegant und in einer Aufmachung gezeigt, wie nie zuvor in einem deutschen Lustspiel. Es ist ein eleganter Stil in dem Ganzen, der Schwung hat."
Die Uraufführung des Films fand im Mai 1919 im pompösen Kino U.T. Kurfürstendamm in Berlin statt.» (Arte Presse)

«Schon kurz nach seiner Entstehung wurde auch Lubitschs grossartige Komödie ein Opfer der wiedereingeführten Filmzensur in der Weimarer Republik. Waren es die karikierten Extravaganzen des Austernkönigs oder die Dekadenz des verarmten Adels, die Demaskierung der Kriegsgewinnler oder die Protzsucht bürgerlicher Banausen - die Zensoren in Berlin fühlten sich dermassen auf den Schlips getreten, dass sie den Film, der im Juni 1919 noch in einer Länge von 1500m gezeigt wurde, auf 1144m zusammenschnitten.» (lhg 2010)

Die Bergkatze

(The Mountain Cat, The Wildcat, The Mountain Wildcat), Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1921
Production: Projektions-AG Union (PAGU) - Distribution: Universum-Film AG (UFA), Berlin - Producer: Paul Davidson - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Hanns Kräly - Ernst Lubitsch - Director of Photography: Theodor Sparkuhl - Art Director: Ernst Stern - Costume Design: Ernst Stern - Emil Hasler - Cast: Edith Meller Lilli, Tochter des Festungskommandanten - Wilhelm Diegelmann Claudius, Räuberhauptmann - Paul Graetz Räuber Zofano - Hermann Thimig Schüchterner Räuber Pepo - Pola Negri Rischka, die Räuberstochter, genannt 'Die Bergkatze' - Paul Heidemann Leutnant Alexis - Paul Biensfeldt Räuber Dafko - Max Kronert Räuber Masilio - Marga Köhler Frau des Kommandanten - Erwin Kopp Räuber Tripo - Victor Janson Kommandant von Tossenstein -
Synopsis in German: Der bekannte Schürzenjäger Alexis wird auf die Festung Tossenstein strafversetzt. Unterwegs nach Tossenstein fällt er der schönen Räuberstochter Rischka in die Hände, in die er sich sofort verliebt, und die ihm - halb Beute, halb Treuepfand - seine Uniformhose abknöpft. Nach seiner Ankunft beauftragt ihn der Kommandant von Tossenstein mit einer Strafexpedition gegen die Räuberbande. Rischka gibt sich nach einem kurzen Geplänkel geschlagen; Alexis empfängt zur Belohnung die Hand der Kommandantentochter Lilli: nicht gerade eine Liebesheirat. Alexis und Rischka sind untröstlich. Eine überraschende Begegnung zwischen den beiden jungen Frauen bringt wieder Ordnung in die Irrungen und Wirrungen der Liebe ...


Ganz in der Nähe Piffkaneiros steht ein grosses Fort, das bislang noch jedem Angriff standgehalten hat. Daher hat der Kommandant der majestätischen Festung auch weniger Angst um die Sicherheit seiner Männer. Er sorgt sich vielmehr um die Unschuld seiner hübschen Tochter Lilli, denn er hat erfahren, dass der als Frauenheld verschrieene Leutnant Alexis zu seiner Kompanie versetzt werden soll. Und Alexis, so heisst es, hat noch jede Frau verführt, die ihm gefiel. Zunächst aber wird Alexis selbst entblättert, nämlich von der Räuberhauptmannstochter Rischka, die ihm unterwegs auflauert und ihn in seiner Unterwäsche zurücklässt. Daraufhin entbrennt ein Kampf gegen die Räuber, aus der die Soldaten zunächst als Sieger hervorgehen. Am Abend wird der Sieg euphorisch gefeiert. Der Draufgänger Alexis bandelt tatsächlich mit Lilli an und muss ein Heiratsversprechen geben. Rischka indes trauert um den schönen Leutnant, in den sie sich verliebt hat. Um ihren Schmerz zu lindern, bandelt sie mit dem Räuber Pepo an. Eine Lektion will sie den Fortbewohnern, die sich in Sicherheit wiegen, dennoch verpassen: als die Siegesfeier in vollem Gange ist, dringen die Räuber in das angeblich uneinnehmbare Fort ein und plündern es aus.
****
Ein unheilbarer Frauenheld wird in eine Bergfestung versetzt, wo sich die Tochter des Kommandanten in ihn verliebt. Er jedoch verfällt der wilden Räuberhauptmannstochter… Die antimilitärische Satire und das expressionistische Dekor (mit ausgefallenen Kaschs) vermischen sich zu einer Groteske, die vom damaligen Publikum nicht verstanden wurde. (Locarno 2010)

Reviews in German: "Der Film beginnt mit einem parodistischen Selbstzitat: Ein Leutnant wird wie ein Potentat verabschiedet, ein Marktplatz voller Taschentücher schwenkender Frauen. Eine Szene wie aus einem Historienschinken. Die Funktionsweise von Massenregie und zugleich ein Frauenklischee freilegend, lässt der Regisseur einen Hut voller Mäuse los und der Choreographie ihren Lauf.

Um die Liebe einer Räuberin und eines Offiziers geht es, aber der Fortgang der Handlung ist wenig mehr als der zurückgelegte Weg zwischen zwei Schauplätzen, dem Schneegebirge, in dem die Räuber hausen, und der Kaserne, in der das Operettenmilitär exerziert. Abschweifungen, Einlagen, Anekdoten säumen den Weg, wie die Geschichte vom Räuber, der im Kintopp seine Zeit verschwendet, oder die Kitschpostkarte, die, aus einer Jackentasche gefördert, ihre eigene Geschichte erzählt. Regieeinfälle melden den Plot ein ums andere Mal ab.

Gegenüber früheren Filmen ist Lubitschs Komik hier vielschichtiger. Sie entfaltet sich als slapstickartige Militärparodie, zeigt das Militär als unmartialische, operettenhaft sich bewegende Musikkapelle oder als Parodie der ritualisierten 'zivilen' Beziehungsformen. Im Verhalten der Filmheldin, der Räuberbraut ohne Kinderstube, legt der Film den Verhaltenskodex mit Anstand ans Werk gehender Erotik als absurd offen, spekuliert dabei aber keineswegs auf den Charme unsublimierter Natur als positiver Seite. Auch die Räuberstochter ­ wenngleich mit entgegengesetztem Vorzeichen ­ handelt nach einem festen Verhaltenskodex, wenn sie pflichtbewusst und mit professionellem Ernst stiehlt. Die weinende Gegenspielerin von Herzen tröstend, streift sie ihr doch gleichzeitig die Ketten vom Hals." (Uta Berg­Ganschow, in: Hans Helmut Prinzler / Enno Patalas: Lubitsch; Verlag C.J. Bucher, München/Luzern 1984)

Die Bergkatze



(...) Um den ersten Eindruck festzuhalten: ein echter Lubitsch-Film, der seine eigenen Wege geht, keine Konzessionen macht und mit neuen Mitteln die zugrunde liegende Idee auszudrücken sucht. (...)

Lubitschs Regie hat die Vorgänge in eine ausserweltliche Sphäre versetzt. Er hat den Stoff in einem grossen Regiestil gemeistert, hat ihm ein Gepräge aufgedrückt, das mit seltener Einheitlichkeit durchgehalten ist. Diese Einheitlichkeit wird allerdings mitunter zum Zwang: so, wenn Lubitsch die stilisierende Wirkung durch zahllose phantastisch geschnittene Vignetten unterstützt, wenn die Natur nur Inhalt, nur Füllung eines grotesken Bildausschnittes wird. Aber der Wurf ist bezaubernd, das Experiment kühn und die Art, wie der Regisseur die Dinge sieht, immer überraschend und witzig. Es wäre sinnlos, die tausend Regieeinfälle aufzuzählen, die das Publikum zum Beifall hinrissen, es steckt so viel wirkliche Komik, so viel grotesker Humor in neuartiger Form in diesem Film, wie in keinem andern deutschen Produkt. Aber gerade diese Neuartigkeit wird vieleicht auf ein unvorgebildetes Publikum etwas erkältend wirken, obschon der Erfolg im Ufa-Palast dem zu widersprechen scheint.

Pola Negri als Räuberstochter, als "Tolle Rischka" ist von einer temperamentvollen Komik, von einer verblüffenden Hingabe an alle Abenteuer der Rolle. Sie gehört wirklich zu jener seltenen Klasse von Schauspielerinnen, die im Tragischen wie im Komischen gleich begabt sind. Ihre Komik ist wirklich gekonnt, sie spielt wirklich, und um so überraschender ist die Wirkung. Und wenn sich einmal eine ernste Situation einschleicht, ist sie die überlegene Künstlerin, die alle Schwierigkeiten durch ihr souveränes Filmspiel überwindet; und man erlebt in diesem grotesken Lustspiel ernste Momente, die durch das grosse Spiel der Negri geradezu tragisch packen. Entzückend ist Paul Heidemann als fescher Leutnant, von einer natürlichen, unposierten Sieghaftigkeit, die alle Herzen mit einer instinktiven Geste erobert. Und von den Räubern sind Diegelmann und Thimig kleine Kabinettleistungen, denen sich der dicke Kommandant Jansons würdig anreiht. Janson ist eine starke Begabung, vielleicht einer der besten Episodendarsteller im deutschen Film: sein Kommandant war von einer unerhört grotesken Komik, die immer wieder zum Lachen hinriss. Und unvergessen sei Edith Meilers Offizierstöchterchen, mit einem entzückenden parodistischen Talent hingelegt, alle Klippen der Rolle mit Temperament und Munterkeit überwindend.

Stern hat diesem Werke den Stempel seiner Persönlichkeit aufgedrückt. Ihm ist die kühne Innenarchtitektur zu danken, er hat die Ritterburg erbaut, die wie aus einer grotesken Spielzeugschachtel herausgenommen wirkte. Tausend geistreiche dekorative Einfälle flirren überall in dem Film herum, die ihren Ursprung in Sterns Kopfe haben. Nicht zu vergessen ist die Photographie Sparkuhls, der wunderbare Schneelandschaften mit nach Haus brachte, ebenso die technische Leistung der Messter-Gesellschaft, deren Gipfelpunkt ein koloriertes Feuerwerk bildete, wie es die deutsche Filmkunst noch nicht gesehen hat. (Lichtbild-Bühne, Nr. 16, 16.4.1921, zitiert nach www.filmporal.de)

Die Bergkatze



Eigentlich paradox über so was zu schreiben. Man kann danach soupieren oder Abendbrot essen. Man kann Sekt in einer Diele trinken oder Schnaps in einer Kutscherkneipe. Man kann aufbleiben und Witze erzählen. Oder man kann nach Hause gehen und sich zu Bette legen. Aber danach Gedanken zu äussern, ist an sich stillos. Denn wenn dieser Film überhaupt einen Wert hat, einen ganz unbezweifelbaren, so ist es der, dass er einen von Gedanken befreit, nicht, dass er sie gibt: dass er zerstreut: nicht, dass er anregt.

Immerhin – Lubitsch. Ein Fall, wert diesen Film mit einer etwas weiteren perspektivischen Einstellung zu betrachten. Sonst könnte man nur sagen "schön“ und "gut“: und – Schluss.

Jedoch Lubitsch. Man denkt flüchtig an Max-Reinhardt-Parallelen. An die Gesamtsituation. Es gab eine Zeit, da gehörten Gilbert, Kollo und Meinhardt-Bernauer zur "Grossen Revue“, Bassermann und die Durieux der deutschen Bühne. Wir nähern uns mit Riesenschritten einer anderen Ära, in der die deutsche Bühne den Herren Gebrüder Rotter, Kollo, Gilbert und Cie. gehören wird und Max Reinhardt, Bassermann, die Durieux dem Halbvarieté und der grossen Revue. Man benennt diese Gesamtsituation meist mit irgendeinem anderen hübscher klingenden Ausdruck, z.B. als "das finanzielle Problem des Grossen Schauspielhauses“. Aber der bittere Kern ist: die grosse Revue, das Varieté.

Ganz genau das ist vielleicht die Situation Lubitsch in diesem Augenblick. Weniger ein Kunstproblem – als eine finanzielle Frage des deutschen Films. So wundervoll ausgearbeitet, elegant, rund, prachtvoll, glatt ein solcher Film ist – etwas tief Schwankendes steht dahinter. Ein Künstler, der von der Kunst zur "Grossen Revue“ hinüberschwankt. Aber stark … aber schon sehr stark.

Nur musst du mich auch recht verstehen: Auf die Gattung kommt’s nicht an. Eine Ausstattungsrevue kann tausendmal wertvoller sein als ein Drama. Ich möchte sogar sagen, die "Bergkatze" ist schon deshalb, und von allem Anfang an, und der blossen Intention nach besser als die "Anna Boleyn", weil sie dem genialen Offenbach relativ nähersteht, als dem Historiendramen-Schmierer Lauff. Auf die Gattung kommt’s also nicht an.

Aber die Leistung. Eine Operettenrevue kann von Kollo und Gilbert sein, oder, sagen wir, von Kräly: ein Schmarrn. Und sie kann von Offenbach sein, oder, sagen wir, von einem Über-Lubitsch: eine prachtvolle Sache. "Die Bergkatze“ ist – beides. Eine reizende Sache von Lubitsch-Offenbach, und ein Schmarrn von Kollo-Kräly. Aber mehr – das Letztere. …

Schliesslich – Amerika. Olympia Music Hall, mit dreitausend feschen Dancing-Girls und farbiger Feendekoration, Feuerwerkzauber, Alhambra-Architektur, Millionenaufwand. Man verlangt das. Lubitsch hatte zu zeigen, dass er's kann. Eine Art Abiturium für Famous Players. Mit Auszeichnung bestanden, schätze ich. Sub auspicilis imperatoris Zuckor. Doch liess sich nicht verhindern, dass auch entzückende Sachen darin sind – weil Lubitsch da war. (...)

Es fällt einem vor allem die sympathische Atmosphäre auf: Marke "La Grande-Duchesse de Gerolfstein“. Bramarbasierende Säbelrassler, ulkige Militärstrammheit, Kasernengroteske, Kleinstaaterei, karikierte Räuberromantik. Sehr hübsch: sehr, sehr hübsch. Aber auch ein bisschen sehr harmlos. Amerika-Abiturium: Olympia Music Hall. Witze mit Hosenausziehen: Räubermädel im mondänen Garderobenzimmer, am mondänen Toilettetisch, Hinausschmeiss-Effekte, Verwechslungen – na. Anderes etwa in der Höhe der "Lustigen Blätter". Aber anderes wirklich reizend, nichts anderes als reizend, graziös, witzig: ohne alle Einschränkung. Die Militärkapelle bei der Strafexpedition gegen die Räuber. Das Thränenbächlein des schüchternen Räubers. Der Traum der Rischka. Und viele andere Einfälle. Bild-Einfälle. …
Und natürlich Pracht, viel Pracht. Man erlasse uns, zu beschreiben, wieviel tausend Komparsen, und die feenhaften Feuerwerke, die verschwenderischen Bauten, alles, was gut und teuer ist. Wie immer bei Lubitsch. ...

Und, ebenso natürlich, die Darstellung – will heissen: Pola Negri. Sie kann etwas Verdutztes in ihrem Gesicht herausbringen: zum Schiessen. Sonst mehr Temperament, als Humor, mehr flirrendes Tempo als Musik. Das Draufgängerische, Freche, Hinausschmeisserische: unübertrefflich; aber auch im Sanften nicht ohne Zartheit und Lieblichkeit. Am schwächsten wohl im feineren Witz. (...)» ( W. H–s. (= Willy Haas), Film-Kurier, Nr. 86, 13.4.1921, zitiert nach www.filmportal.de)

Die Bergkatze


(...) Der Inhalt rechtfertigt die Bezeichnung "Groteske" nur sehr bedingt. Er ist überhaupt weder besonders eigenartig noch besonders lustig, noch besonders gedrängt. Wenn trotzdem in den letzten Akten ein flottes Tempo erzielt wurde und der Film einen Erfolg machte, so dürfte doch fast alles auf das Konto Lubitschs, des Regisseurs zu setzen sein, dessen geniale Einteile und meisterliche Handhabung des grossen ihm zur Verfügung stehenden Apparats genügend Überraschungen boten. Vor allem fiel ein effektvolles Feuerwerk auf, für das man sogar den Film ausgezeichnet kolorierte. Immerhin konnte auch Lubitsch nicht alle Klippen umschiffen, so dass gewisse Zwischenpartien fraglos frostig wirkten. Hieran war freilich auch eine Darstellung schuld, die keineswegs durchgängig auf Groteske eingestellt war. So blieb Pola Negri die "Bergkatze", teilweise ihre Ursprünglichkeit schuldig, aber selbst, wo sie sie fand, merkte man immer die Tragödin grossen Stils. Edith Meller, die Hauptmannstochter, fand sich schon besser zurecht, besonders das Zierpüppchenhafte gelang ihr gut, aber selbst hier hätte eine Nüance mehr nicht geschadet. Selbst Paul Heidemann und Hermann Thimig, beide für Überkomik prädestiniert, hatten tote Szenen, brillierten dafür allerdings in der überwiegenden Zahl der von ihnen gespielten Bilder. Eine prächtige Figur war der dicke Hauptmann Viktor Jansons. Auch Wilhelm Diegelmann als Räuberhanptmann Biensfeld, Graetz, Kronert und Kopp als seine Komplizen fanden den richtigen Ton. Dass technisch Bestes geboten wurde, bedarf wohl kaum besonderer Erwähnung. – Die Publikumsaufnahme war warm, aber nicht überschwänglich. (P–l. (= Fritz Podehl), Der Film, Nr. 16, 16.4.1921, zitiert nach www.filmportal.de)
Remarks and general Information: "...Mit "Die Bergkatze" drehte Ernst Lubitsch zwei Jahre vor seinem Debüt in Hollywood eine romantische Filmburleske und grossartige Militärparodie. Es war der erste grosse kommerzielle Flop des Regisseurs, der den Film selbst jedoch sehr schätzte. Die Hauptdarstellerin Pola Negri war eine der ganz grossen Stummfilm-Divas, die Hollywoods Extravaganz erst so richtig berühmt gemacht haben. Ihre grössten Erfolge feierte sie in den Filmen von Ernst Lubitsch. Durch den internationalen Erfolg von "Madame Dubarry" wurde sie 1922 von Paramount-Gründer Adolph Zukor nach Hollywood geholt.

Die vorliegende Fassung der "Bergkatze" kann im besten Sinne als restaurierte Originalfassung gelten: Im Bundesarchiv/Filmarchiv Berlin hat sich das Kameranegativ des Films erhalten, das umkopiert und mit neuen Zwischentiteln nach der überlieferten Zensurkarte komplettiert wurde. Der italienische Komponist und Pianist Marco Dalpane setzte bei seiner Neuvertonung auf Tempo und antwortet dem Film mit einer äusserst wendigen, elaborierten Musik, angesiedelt auf einem schmalen Grat von Komik, Ironie und Überzeichnung. Dabei greift er auf einen reichen Fundus musikalischer Zitate zurück..." (3 Sat Presse)

Bluebeard's Eighth Wife

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1938
Production: Paramount Pictures, Inc. - Producer: Ernst Lubitsch - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Charles Brackett - Billy Wilder - Director of Photography: Leo Tover - Composer: Werner Richard Heymann - Friedrich Hollaender - Cast: Claudette Colbert Nicole de Loiselle - Gary Cooper Michael Brandon - Edward Everett Horton Marquis de Loiselle - David Niven Albert de Regnier - Elizabeth Patterson Tante Hedwige - Wolfgang Zilzer -
Synopsis in German: An ihrem Hochzeitstag erfährt Nicole, dass sie die achte Frau ihres Mannes werden soll. Sie beschliesst, ihrem "Blaubart" eine Lektion zu erteilen.
Reviews in German: "Kaum ein anderer Lubitsch-Film ist so dicht..." (SZ).
"Routiniert mit witzigen Höhepunkten.. (Gong-Lexikon)
Remarks and general Information: An der Riviera. Als der Multimillionär Brandon ein Pyjama kaufen will, trifft er auf Nicole, die Tochter eines verarmten Adligen, die wenig später seine achte Frau wird. Aber das aus reinem Kalkül… «Selten hat Lubitsch sich wie hier so stark in die Burleske vorgewagt, wie sie durch die Marx Brothers berühmt wurde». (Serge Daney) (Locarno 2010)

Der Blusenkönig

(The Blouse King), Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1917
Production: Projektions-AG Union (PAGU) - Producer: Paul Davidson - Director: Ernst Lubitsch - Assistant Director: Sally Lastmann - Scenario: Ernst Lubitsch - Erich Schönfelder - Art Director: Paul Leni - Cast: Käthe Dorsch Konfektioneuse - Guido Herzfeld Rosenthal, der Chef - Ernst Lubitsch Sally Katz - Max Zilzer - Wolfgang Zilzer -
Reviews in German: »"Der Blusenkönig" (Union-Film) führt uns in das Konfektionsmilieu, wie es in Berlin rund um den Hausvoigteiplatz zu Hause ist, mit all seiner Schnoddrigkeit, mit all seinen Vorzügen, deren größter die Tüchtigkeit ist. Sally Katz ist der Held. Wir lernen ihn als Stift kennen und müssen sehen, wie er Knall und Fall wegen seiner Frechheit entlassen wird. Wenn man nun aber glaubt, daß er dadurch kuriert ist, täuscht man sich, die Frechheit wird immer größer und findet erst einmal ihren Höhepunkt in einer Annonce, die Katz aufgibt, und auf Grund deren Inhalts er auch tatsächlich eine neue Stellung bekommt. Und in ihr steigt er, auch nur durch seine Frechheit, bis zum Reisenden und macht ebenfalls durch seine Frechheit Geschäfte, mit der er die gesamte Konkurrenz schlägt. Nur gegenüber der sehr miesen Tochter seines Chefs versagt seine Heldeneigenschaft und es ist nur gut, daß der Vater des Mädchens ihn bittet, von der Partie zu lassen, er will ihn lieber zum Kompagnon machen. Schließlich ist die erste Konfektioneuse auch viel hübscher. – Das ist in kurzem Umriß der Inhalt des Films. Er ist in der Hauptsache auf Situationskomik gestellt, enthält aber andererseits auch eine ganze Reihe fein beobachteter Szenen. Dazu kommt der Humor in den Zwischentiteln, der ganz in dem Ton der Konfektion gehalten ist und herzlich belacht wird. Die Darstellung beruht ganz auf dem Hauptdarsteller. Ernst Lubitsch der Berufene, spielt nicht den Sally Katz, er ist einfach Sally Katz. Seine Beweglichkeit ist außerordentlich und außerdem steht er über der Sache mit unnachahmlicher Beherrschung. Auch in seinem Aussehen ganz – Sally Katz. Die anderen Mitwirkenden haben nur verhältnismäßig wenig zu tun. Käte Dorsch sieht als Konfektioneuse bildhübsch aus und Guido Herzfeld gibt dezent den Chef der vor der Intelligenz immer gute Miene zum bösen Spiel macht. Wie gesagt, das Publikum amüsiert sich sehr und der "Union-Palast" Kurfürstendamm ist stets überfüllt. « (Der Kinematograph, Nr. 568, 7.11.1917, zitiert nach www.filmportal.de)
Remarks and general Information: Vom Film ist bislang nur ein 11-minütiges Fragment erhalten aus dem dritten Akt erhalten.

Broken Lullaby

(The Man I killed), Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1932
Production: Paramount Publix Corporation, New York - Producer: Ernst Lubitsch - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Ernest Vajda - Director of Photography: Victor Milner - Composer: W. Franke Harling - Cast: Lionel Barrymore - Nancy Carroll - Phillips Holmes - Louise Carter - Lucien Littlefield -
Synopsis in German: Paris 1919, Kriegsende. In einer Kirche betet ein Mann. Er tötete einen jungen Deutschen – Musiker wie er. Von der Erinnerung verfolgt, begibt er sich ins Dorf des Gefallenen. Der Film – 1932 entstanden – ist eine scharfe Anklage der Kriegsgräuel und zeigt, wie wachsam Lubitsch die Situation in seinem Heimatland verfolgte. (Locarno 2010)

Carmen

(Gypsy Blood), Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1918
Production: Projektions-AG Union (PAGU) - Distribution: Universum-Film AG (UFA), Berlin - Producer: Paul Davidson - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Norbert Falk - Hanns Kräly - Story: Prosper Merimée - Director of Photography: Alfred Hansen - Theodor Sparkuhl --??-- - Composer: Artur Vieregg Uraufführung - Art Director: Karl Machus - Kurt Richter - Costume Design: Ali Hubert - Cast: Leopold von Ledebur Stierkämpfer Escamillo - Albert Venohr - Magnus Stifter Leutnant Esteban - Sophie Pagay Don Josés Mutter - Fritz Richard - Heinrich Peer Englischer Offizier - Paul Biensfeldt Schmuggler Garcia - Pola Negri Zigeunerin Carmen - Harry Liedtke Don José Navarro - Margarete Kupfer Carmens Wirtin - Max Kronert Schmuggler Remendato - Victor Janson - Grete Diercks Don Josés Braut Dolores - Wilhelm Diegelmann Gefängniswärter - Paul Conradi Schuggler Don Cairo -
Synopsis in German: Als der Dragoner José Navarro seine Mutter und seine Braut auf dem Lande besucht, erhält er eine Nachricht seines Vorgesetzten, die ihn zurück nach Sevilla beordert. Der Grund: José soll befördert werden. Voller Freude macht er sich auf den Weg.
In Sevilla angekommen, lernt er die verführerische Zigeunerin Carmen kennen, die in einer Zigarettenfabrik arbeitet. Als es in der Fabrik zu einer Schlägerei unter den Arbeiterinnen kommt, wird Carmen als Anstifterin verhaftet. Doch der gutmütige Dragoner José erliegt den Liebesbeteuerungen der schönen Frau und verhilft ihr zur Flucht. Zur Strafe wird der erst kürzlich beförderte wieder degradiert und muss als gewöhnlicher Soldat auf den Strassen der Stadt Wache schieben. Hier wird er abermals von Carmen betört, die ihn in Wahrheit jedoch nur ablenken will, damit eine Schmugglerbande ungestört passieren kann. Als José kurz darauf im Duell einen Offizier tötet, schliesst er sich Carmens Bande an. Schliesslich wird sie das Opfer von Josés Eifersucht: Als sich die treulose Zigeunerin in Gibraltar einem Stierkämpfer zuwendet, ersticht er sie vor der Stierkampfarena mit einem Dolch. (www.filmportal.de)
Reviews in German: Carmen Es ist nicht zu viel gesagt, wenn ich behaupte, dass die Union mit ihrem Drama "Carmen", welches seine Uraufführung vor geladenen Gästen am vergangenen Donnerstag im Unionpalast am Kurfürstendamm erfuhr, ihr Meisterwerk, und zugleich den besten deutschen Film geschaffen hat. Es ist wohl das erste Mal, dass man einen Film sich entrollen sah, an dem man zur eigenen Freude nichts, aber auch nichts auszusetzen fand, sondern der vielmehr einen durch keinen Mangel beeinträchtigten tiefen Eindruck hervorrief. Die Projektions-Aktiengesellschaft "Union" hat mit diesem Werke einen Film geschaffen, welcher der deutschen Kinematographie einen ersten Platz auf dem Weltmarkte erzwingt und bewiesen, dass das, was viele Fachleute und besonders Regisseure schon oft betonten, tatsächlich der Fall ist: dass wir, sofern wir nur vom richtigen Gesichtspunkte aus arbeiten, dasselbe, ja vielleicht noch Besseres zu leisten imstande sind als unsere ausländischen Konkurrenten, und dass das Märchen vom schlechten Licht, von den geringeren Eigenschaften der Regisseure, Darsteller und Operateure wirklich nur ein "Märchen" ist.
Ernst Lubitsch ist der Regisseur, welcher diesem Film sein Gepräge, seine Grösse und Wucht gab. Mit untrüglichem Blick für das rein Szenische des Filmbildes, für die Bewegung im kleinen wie im grossen, für Ausdruck und Geste und dramatisch sprechendes wirkungsvolles Spiel hat er einen Film geschaffen, der – abgesehen von seinen herrlich schönen Bildern, imponierenden Massenszenen und technisch glänzenden Einfällen – vor allem ein dramatisches Erlebnis aus einem Guss darstellt. Ich sehe das wesentliche Können Lubitschs nicht so sehr in der grossen Geste, Hunderte oder Tausende von Menschen durcheinander zu wirbeln oder Apotheosen zu stellen, sondern darin, dass er aus einem Einzeldarsteller mimisch, ohne ihn je theatralisch werden zu lassen, das Letzte herausholt – sagen wir: seine Seele. Und das ist der Grund für den tiefen Eindruck, welchen diese an sich ja schon sehr packende Tragödie jetzt als Film ausübt. Noch nie war der Film der Sprechbühne so nahe wie in diesem Werk oder: noch nie ragte der Film so weit über die Sprechbühne hinaus.
Man darf nicht vergessen, dass Lubitsch bei seinen Mitarbeitern eine Unterstützung gefunden hat, wie ich sie jedem Regisseur wünsche. So lieferte .der Verfasser Hans Kräly nach den Motiven von Prosper Merrimé ein Manuskript, welches alle überhaupt nur denkbaren szenischen Möglichkeiten offen liess. So schuf der bekannte Architekt der Union, Kurt Richter, Innenräume und vor allem Aussenarchitekturen einer spanischen Stadt, welche als völlig ungekünstelt Spanien im Bilde erstehen liessen, ohne dass man erst die zur Zeit ja unmögliche Reise dorthin hatte antreten müssen. Diese spanische Stadt ist wohl das Grandioseste, was bisher für den Film gebaut wurde. – Und schliesslich sei der musterhaften Photographie Alfred Hansens und auch der kostümlichen Leitung Alex Huberts gedacht, welche ja gerade in Bezug auf das äussere Bild entscheidend einwirkten.
Vor allem aber fand Lubitsch in seinen beiden Hauptdarstellern Persönlichkeiten, welche seine Ideen in greifbare Form umzusetzen vermochten, ohne den Boden echtesten und innerlichsten Lebens zu verlassen. Pola Negri, über deren grosse Fortschritte als Filmtragödin ich schon in den letzten Monaten mit grosser Freude berichtete, hat sich hier mit ihrer Carmen einen der ersten Plätze unter den echten Sternen deutscher Schauspielkunst erobert. Es gebricht ihr weder an Rasse und Temperament, noch an Innigkeit und Empfindung, so dass sie, eine von den wenigen Auserlesenen unter vielen, die Gedankenarbeit von Dichter und Regisseur wahrhaft und greifbar in erschütterndes, echtes Leben umzusetzen vermag. Und der Erfolg des Abends, der in seinen stürmischen von Akt zu Akt sich steigernden Ovationen der Zuschauer an die Glanzerfolge Henny Portens heranreicht, legt beredtes Zeugnis davon ab, dass sie das Herz jedes Zuschauers zu treffen weiss. – Ähnlich Harry Liedtke, der, nun ganz ernster Schauspieler und Tragöde geworden, mit seinem Don Jose eine so reife, so vollends abgerundete, verinnerlichte Figur geschaffen hat wie wohl ein deutscher Filmschauspieler bisher noch nicht. Es würde zu weit führen, alle die einzelnen Leistungen der übrigen Darsteller ausführlich zu besprechen. Jede Figur unter Lubitschs Leitung ist trefflich gelungen: und so seien hier ein Wilhelm Diegelmann, Leopold von Ledebour, eine Grete Diercks, Margarete Kupfer mit Lob und Anerkennung genannt.
Der ganze Film ist ein Erlebnis, ein Ereignis. Und er wird, so hoffe ich, nicht nur den deutschen Film im In- und Auslande würdig und erfolgreich vertreten, sondern auch dem deutschen Filmfabrikanten und dem deutschen Regisseur ein Muster und Vorbild sein. (C. B., Der Film, Nr. 52, 28.12.1918)

Carmen (...) In den 2000 Metern dieses Films ist nicht eine Szene, die nicht durch ihr pulsendes Temperament mitreisst, ist nicht eine Bewegung, die nicht stilvoll den Charakter nachzeichnet, nicht eine Begegnung, in der nicht feinster, künstlerischer Esprit glitzert. Mit dem starken Willen, die den grossen Regisseur auszeichnet, hat er die Kräfte seiner Mitwirkenden taktvoll dem Gesamteindruck untergeordnet, hat er sie begrenzt, um das Gesamtbild wirken zu lassen, hat er jeden Einzelnen aufgestachelt, sein Letztes und Bestes zu geben, um den Film, um das Ensemble von stärkster menschlicher Leidenschaft getragen erscheinen zu lassen. Wir haben Pola Negri und Harry Liedtke auch in anderen Films gesehen: aber die Meisterleistungen, die gestern das Publikum erschütterten, zu demonstrativem Beifall hinrissen, zeugen davon, dass ihre Darstellungskunst von einem Willen bestimmt wurde, der allein von dem genialen Regisseur ausgehen konnte, der sie aufstachelte, hemmte, hinwies: von Ernst Lubitsch.
Pola Negri hat sich mit der Darstellung der Carmen endgültig in die Spitzengruppe der deutschen Filmkünstler eingefügt. Die natürliche Leidenschaft ihrer Rasse lohte wild in den Liebesszenen auf, immer bewältigt von dem feinen Kunstgefühl für das, was im Film erlaubt und wirksam ist. Unvergesslich, wie sie vor Don José tanzt, wie ihr Körper eine einzige rhythmische Bewegung ist, wie ihre Augen vor Verlangen und Sinnlichkeit leuchten, wie sie voll schelmischer Koketterie mit dem alten Kerkermeister charmiert und nicht minder unvergleichlich, wie sie die Bande um den armen Don José immer enger und enger spinnt. Die ganze Skala menschlicher Ausdruckskunst spiegelt sich in Carmens Schicksal und man kann von Pola Negri nichts grösseres sagen, als dass sie mit nie versagendem Temperament allen Forderungen gerecht wurde, und sich zu keiner Bewegung hinreissen liess, die die Linie des Kunstwerkes gestört hätte.
Kam die Aktivität der Rolle dem starken Temperament Pola Negris entgegen, so hat Harry Liedtke mit der Bewältigung der sehr schwierigen, meist passiven Rolle des Don José ein vollendetes Meisterwerk geliefert. Don José ist ein Opfer von Gewissenskämpfen und, da man die Seele schwer photographieren kann, andererseits aber Erregungen dieser Art keinen heftigen körperlichen Ausdruck finden, so muss mit darstellerischen Mitteln gearbeitet werden, deren Wirkung auf seelischem Takt und zu Herzen gehender Ausdruckskunst aufgebaut sind. Man kann Harry Liedtke zum höchsten Lobe sagen, dass er ein Aufgebot von psychologischen Darstellungsmitteln zur Verfügung hat, die seine Leistungen in meisterliche Höhe heben. Als er von Carmens Sinnlichkeit bedrängt den Weg des Rechts verlässt, als er Dolores treulos wird: da ging von diesem, leidenden, seelisch zerrissenen Menschen ein Hauch des Leidens aus, der die Zuschauer überwältigte. Nie hätte man geglaubt, dass Harry Liedtke, dieser geborene Held amüsanter Salonstücke, fähig ist, so tiefgehendes Leiden in menschlicher und künstlerischer Echtheit zu verkörpern. Nach diesem Don José wird man auch Harry Liedtke zu den grössten Menschendarstellern im Film rechnen müssen. (...) (Lichtbild-Bühne, Nr. 51, 21.12.1918)

Carmen (...) Fürwahr! es handelt sich hier um einen deutschen Film, der weit über die bisher üblichen Durchschnittsmachwerke hervorragt. Das sechsaktige Drama hält sich an den Text der Erzählung, die durch Bizets Oper wohl als bekannt vorausgesetzt werden darf. Das feurig bewegte Liebesabenteuer zwischen der schönen, leidenschaftlichen Tabakarbeiterin und dem schmucken Almonzo-Dragoner tritt selbstverständlich viel eindrucksvoller, schärfer und packender im stummen Film hervor als in der Oper, bei der doch vor allen Dingen das Werk Bizets das Hauptaugenmerk auf sich lenkt. (...)
Man vermeide einen Vergleich zwischen der Bühnenoper und dem Film "Carmen". Beide arbeiten mit anderen Mitteln für einen anderen Sinn. Was das Leinwanddrama dem Auge bieten kann, zeigt es in verschwenderisch-schönen Bildern. Das ist es eben, was den meisten deutschen Filmwerken bisher fehlte und seinen Konkurrenzkampf mit den Kinoerzeugnissen derer drüben über dem grossen Teich so erfolgsaussichtslos macht! Durch grosszügige Bilderpracht ist der deutsche Spielfilm für das Ausland konkurrenzfähig zu erhalten. Und was für malerisch-schöne, stimmungsvolle Szenen bietet dieser Carmenfilm! Abgesehen davon, dass Lubitsch mit seinem Stabe den hispanischen Zauber in Tempelhof und Rüdersdorf durch deutsche Malerhand und Schneiderschere erstehen liess, sind die Bilder von imponierender Herrlichkeit.
Man täte den unsichtbaren Kräften, die bei dem Film mitgewirkt haben, bitter Unrecht, wenn man bei einer Beurteilung nicht ihrer gedächte. Da ist der Spielleiter Ernst Lubitsch, der nun endlich seinen eigentlichen Beruf gefunden zu haben scheint. Dass er mit seinen früheren darstellerischen und schriftstellerischen Darbietungen auf einen Teil der Kinobesucher wegen seines vergröberten Herrenfeldstils nicht gerade erfrischend gewirkt hat, habe ich ihm (leider) schon bei verschiedenen Gelegenheiten an einer anderen (mehr dem grossen Publikum zugänglichen) Stelle zurufen müssen. Wenn ich mir nun auch nicht etwa einrede, dass meine Ermahnungen diesen Umschwung in Lubitschs Tätigkeit veranlasst haben, so notiere ich dennoch mit Genugtuung, dass er von selbst aufgehört hat, in weiten Kreisen des deutschen Publikums gewisses Ärgernis zu erregen ... Desto erfreulicher ist nach all dem was bisher vorgefallen ist, dass Lubitsch gleich mit seinem ersten grösseren Schlag einen so einwandfreien, von keiner Seite bestrittenen Erfolg feiern durfte. (...)
Jetzt zu der Darstellung. Es ist selbstverständlich, dass sie der Güte der anderen Leistungen vollwertig gleichkam. Als erste: Pola Negri. Seit sie als Stern im Ufahimmel aufgeleuchtet ist, wird ihr Licht immer heller und blendender. Hatte man sie noch bis vor kurzem nur in unerquicklichen Rührkitschereien über sich ergehen lassen müssen, so unternimmt die Negri jetzt alle Anstalten, mit einer ununterbrochenen Reihe ernst zu nehmender Werke die Regententhrone der anderen Kinoköniginnen, wenn auch nicht gleich zu stürzen, so doch gehörig ins Wanken zu bringen. Tatsächlich hat sie äusserlich wie mimisch alle Möglichkeiten, um eine Carmen nach dem Rezepts Mérimées zu schaffen. Man glaubt ihr, dass man sich in acht zu nehmen hat, wenn sie liebt; dass sie dem Himmel, dem Eisen, dem Feuer trotzt und dass sich ihr Blut brausend in ihren Adern hebt. Sie tanzt mit Charme und Grazie; kokettiert mit ihrer Zähnenperlenkette und lässt ihre Augen flitzen, dass es eine Freude ist. Man muss unwillkürlich an das Liedlein denken: "Die Polin hat von allen Reizen". Pola Negri verwandelt eben unmerklich die liebestolle Spanierin in eine feurige Polin.
Ihr Partner ist der Schwarm der Berliner Damenwelt, der – wie es so naiv im Textbuch heisst – "frische Knabe" Don José = Harry Liedtke. Er beweist wieder einmal, dass sein Talent bisher auf falschem Gebiet ausgenutzt worden war. Liedtke vermag viel mehr, als dauernd nichtssagende, schicke Schürzenstürmer und Allerweltslebemänner auf die flotten Beine zu stellen. (...) (Egon Jacobsohn, Der Kinematograph, Nr. 628, 15.1.1919)

Carmen oder: Über das Küssen im Film An diesem Film ist das Bemerkenswerteste, wie Pola Negri küssen kann. Fünf lange, fast richtig bis zum Ende ausgewachsene Akte durch, lockt sie die Mannswelt von Sevilla, Gibraltar usw. (mit den betreffenden Umgebungen) und vor allem den armen Don José, dem Abgrund zu. Im deutschen Film ist die "Sünde" noch niemals so verlockend auf der einen, so graziös überzeugend auf der anderen Seite verkörpert worden. Vor allem die spanisch dekorierte "Sünde", wie man in tugendhaften Kreisen nicht nur in Angelsachsien, sondern auch anderswo seit den seligen Mönchs- und Hexenzeiten die fleischliche Verlockung zu benamsen gewohnt ist. Das polnische Temperament ist dem romanischen ja eng verwandt, und beiden ist die Kunst der Liebesmimik in weit grösserem Masse vertraut, als den geradeaus tappenden deutschen Paaren.
Darum hat auch die reichliche Kussorgie der Lubitsch"schen Carmen niemals als geschmacklos gewirkt. Es geschieht alles so naturnotwendig! Nichts ist eingelernt, und "Pose vor dem Spiegel" gleichsam. Alles kommt, weil es so kommen muss. Und es kann gar nicht anders sein, als dass jeder Durchschnittsmann, der PoIa-Carmen in die Hände fällt, Besinnung und Willen verliert, bis auch in ihr, der Puppenspielerin, die letzte und geheimste Sehnsucht jedes Weibes sich erfüllt: nämlich zu unterliegen. Herrn de Vogts Stierkämpfer (falsch: tatsächlich wird der Stierkämpfer nicht von Carl de Vogt gespielt, sondern von Leopold von Ledebur, Anm. d. Red.), diese langsam bewegte Masse von Muskeln, erschüttert auch die Carmen, macht sie willenlos und liefert sie der hier ganz geschlechtsgemäss gedachten Rache des Durchschnittsmännchens aus, der durchschnittsmässig (wenn auch noch so rührend) an ihr zugrunde ging und nun, novellenartig durchschnittsmässig, sie ersticht.
Es zeigt sich also auch hier wieder: alles ist erlaubt, wenn es nicht Zweck, sondern Folge ist; wenn es – vor allem – ästhetisch und naturnotwendig wirkt. Eingelernte Kusssalven wären nicht nur polizeiwidrig, sondern auch geschmackswidrig gewesen. Elementare lässt man sich (und gern) gefallen. (Fgd. (= Karl Figdor), Erste Internationale Filmzeitung, Nr. 6/ 1920)
Remarks and general Information: Am lodernden Feuer beginnt die Geschichte um den in Liebe entbrannten Don José und die Zigeunerin Carmen. Lubitsch bleibt nah an Stil und Atmosphäre von Mérimées Novelle und streicht Talent und Sinnlichkeit Pola Negris heraus. Noch zu Zeiten des Kriegs gedreht, figurieren die Soldaten als blosse Statisten – Carmen wird weltweit ein Erfolg. (Locarno Festival Katalog 2010)

Cluny Brown

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1946
Production: 20th Century-Fox Film - Producer: Ernst Lubitsch - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Samuel Hoffenstein - Elizabeth Reinhardt - Director of Photography: Joseph LaShelle - Composer: Cyril J. Mockridge - Editor: Dorothy Spencer - Cast: Charles Boyer - Jennifer Jones - Peter Lawford - Helen Walker - Reginald Gardiner -
Synopsis in German: England 1939, kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Mitten in der starren britischen Klassengesellschaft, zwei Personen die nicht „ihren Platz nicht kennen“: der vor den Nazis geflüchtete Professor Belinski und das Dienstmädchen Cluny Brown. Gemeinsam gehen sie gegen die starre britische Ordnung vor. (http://www.stummfilmkonzerte.de/glossar/stummfilme/lubitschfilme.html)
Remarks and general Information: Ein Londoner Wohnhaus: ein verstopftes Lavabo und eine anstehende Party. Statt des Installateurs kommt ein spleeniger Autor. Die junge Cluny Brown behebt die Chose. Beide treffen sich wieder in adligem Milieu: er als Gast, sie als Zimmermädchen. «Cluny Brown handelt vom Vergnügen – eines, das entschwunden oder noch nicht eingetroffen ist». (Serge Daney) (Locarno 2010)

Design for Living

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1933
Production: Paramount Pictures - Producer: Ernst Lubitsch - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Ben Hecht - Samuel Hoffenstein - Story: Noel Coward play - Director of Photography: Victor Milner - Composer: Nat W. Finston - Editor: Frances March - Cast: Gary Cooper - Miriam Hopkins - Edward Everett Horton - Fredric March - Franklyn Pangborn -
Synopsis in German: Zwei Künstler lernen im Zug eine junge Frau kennen mit Talent für die Karikatur. Die drei werden unzertrennlich. Sex soll dabei kein Thema sein, lautet dabei die Abmachung, doch es kommt dann anders....
Remarks and general Information: «Es sieht ganz so aus, als hätte Lubitsch – in Umkehr der klassischen Dreiecksbeziehung des Vaudeville – entdeckt, wovon er schon lange träumte: ein Perpetuum mobile, ein Beziehungsnetz, das auf Instabilität beruht». (Jean-Louis Comolli)

Desire

Directed by:   Frank Borzage, USA - 1936
Production: Paramount Pictures, Inc. - Producer: Ernst Lubitsch - Director: Frank Borzage - Scenario: Waldemar Young - Edwin Justus Mayer - Samuel Hoffenstein - Director of Photography: Charles Lang - Victor Milner - Composer: Friedrich Hollaender - Sebastian Yradier - Editor: William Shea - Cast: John Halliday Carlos Margoli - William Frawley Mr. Gibson - Alan Mowbray Dr. Eduard Pauquet - Marlene Dietrich Madeleine de Beaupré - Ernest Cossart Aristide Duval - Gary Cooper Tom Bradley -
Synopsis in German: Auf seiner Reise durch Europa lernt der junge amerikanische Ingenieur Tom Bradley in Spanien die verführerische Madeleine de Beaupré kennen. Er verliebt sich in sie, nicht ahnend, dass dieses göttliche Wesen eine raffinierte Juwelendiebin ist. Kaum hat Tom Bradley, ein netter junger Mann aus den Staaten, zum ersten Mal seinen Fuß auf europäischen Boden gesetzt, lernt er auch schon die elegante Madeleine de Beaupré kennen. Was Tom nicht weiß: Madeleine ist eine Juwelendiebin und hat gerade durch einen gerissenen Coup in Paris ein besonders wertvolles Perlencollier geklaut. Jetzt ist sie mit ihrer Beute auf der Flucht vor der Justiz. An der Grenze zwischen Frankreich und Spanien steckt Madeleine Tom die Kette zu, der sie ahnungslos durch den Zoll schmuggelt. Um das Collier wieder an sich zu bringen, muss Madeleine Tom auf den Fersen bleiben. Und Tom verliebt sich natürlich unsterblich in die hinreißende Diebin. Als Madeleines Komplize Carlos ins Spiel kommt und Madeleine drängt, Tom aus dem Weg zu schaffen, erkennt sie plötzlich, dass auch sie sich in Tom verliebt hat. Kommt ihr die Liebe beim Geschäft ihres Lebens in die Quere? Madeleine muss sich entscheiden: für die Liebe oder für das Collier. Oder begleiten sie letztlich die Perlen auf ihrem Weg zum Glück? (arte Presse)
Reviews in German: Marlene Dietrich ist endlich von Josef von Sternberg losgekommen. Die neue Regie behagt ihr ersichtlich und fördert sie künstlerisch außerordentlich. Aus einem vervampten Luderchen ist ein Mensch mit Herz gewoden. (Licht Bild Bühne, 3.4. 1936) Nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Josef von Sternberg trat Marlene Dietrich in DESIRE erstmals in einer Tonfilmkomödie, produziert vom Meister des Genres, Ernst Lubitsch, auf. Was die Kostüme betraf, so schöpfte Travis Banton in seinem bereits achten Dietrich-Film aus dem Vollen. Maria Riva, die Tochter von Marlene Dietrich, dazu: "Den für diesen Film entworfenen Kostümen haben die Veränderungen von Zeitgeschmack und Mode nichts anhaben können. (...) Marlene trug in dem Film ihre eigene Sammlung von Cabochon-Smaragden und Diamanten." (Peter Riva / Jean-Jaques Naudet, Marlene Dietrich, kommentiert von Maria Riva, Berlin 2001, S. 176-177) Da sie sich (...) in technischen Dingen hervorragend auskannte, konnte sie dem Kameramann Victor Milner immer wieder die besten Einstellungen für sich (...) vorschlagen. "Sie war eine Perfektionistin", erklärte Edith Head, die damals mit Chef-Kostümbildner Travis Banton zusammenarbeitete. Am Anfang der Dreharbeiten zu DESIRE mußte sie für die Dietrich einmal 36 Stunden - nur von drei Stunden Schlaf unterbrochen - durcharbeiten, um für eine Szene den richtigen Hut zu finden. (Donald Spoto, Marlene Dietrich - Biographie, München 1992, S. 155) Marlene Dietrich darf in diesem Film zeigen, daß sie eine Schauspielerin ist, sie darf sogar singen, und was für Erinnerungen (...) diese rauhe Stimme wachruft! (Graham Greene, in: The Spectator, London, 3.4.1936) "SEHNSUCHT kann als der beste Film gelten, den Marlene Dietrich seit ihrem Abschied aus Deutschland gemacht hat. Sie darf in diesem Film zeigen, daß sie eine Schauspielerin ist, sie darf sogar singen, und was für Erinnerungen an eine billige Tingeltangelsängerin mit schief aufgesetztem Zylinder diese rauhe Stimme wachruft!" (Graham Greene) "As you desire them … the screen's most beautiful woman and the screen's most dashing lover … falling in love again!" Wenn ein Ingenieur aus Detroit und eine schöne internationale Juwelendiebin in Spanien aneinandergeraten - und die beiden von Gary Cooper und Marlene Dietrich gespielt werden - sprühen in einer Komödie, die der große Ernst Lubitsch produziert hat, natürlich die melodramatischen Funken. Sein und Schein, List und Täuschung, der Kampf der Geschlechter als elegant eingefädeltes erotisches Arrangement voller scharfzüngiger Wendungen: der Lubitsch-Touch in seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit. (kinountersternen.at)
Remarks and general Information: "Hintergrundinformationen: Die bezaubernde Gaunerkomödie und Liebesgeschichte war der erste Film Marlene Dietrichs nach der Ära Josef von Sternberg und zählt zu Recht zu einem der schönsten Filme der 30er Jahre. Marlene Dietrich und Gary Cooper sind - wie in "Morocco" (1930, Regie: Josef von Sternberg) - ein hinreißendes Gespann. Hervorragende Dialoge und eine dichte Dramaturgie setzen die beiden großen Schauspieler bestens in Szene. Und so wird es für den Zuschauer ein köstliches Vergnügen, dem Verwirrspiel um Perlen, Liebe und Glück zuzuschauen. Das "Lexikon des Internationalen Films" schreibt: "Charmante Komödie mit guten Darstellern und witzigen Dialogen, deren Spiel um Schein und Sein von Auslassungen und Ellipsen lebt." Das Drehbuch entstand nach einem Theaterstück von Hans Székely und R. A. Stemmle sowie nach dem Film "Die schönen Tage von Aranjuez" aus dem Jahr 1933." (arte Presse

Ernst Lubitsch in Berlin

Directed by:   Robert Fischer, Germany - 2006
Director: Robert Fischer - Cast: Ernst Lubitsch Ernst Lubitsch -
Synopsis in German: Lubitschs Tochter Nicola führt uns durch die Zeit, als ihr Vater noch in Deutschland war – ergänzt durch die Aussagen von Filmhistorikern und einflussreichen deutschen Filmemachern. Seltene Filmausschnitte, neu entdeckte Fotografien und Lubitsch selbst runden das aufschlussreiche Porträt dieses grossen Genies des Films ab. (Locarno 2010)

Eternal Love

(King of the Mountains (Working title)), Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1929
Production: Joseph M. Schenck Feature Productions - Distribution: United Artists - Producer: Joseph M. Schenck - Ernst Lubitsch - Associate Producer: John W. Considine jr. - Director: Ernst Lubitsch - Assistant Director: Roger Heman - Thornton Freeland - George Hippard - Scenario: Hanns Kräly - Based on : Jakob Christoph Heer novel: Der König der Bernina, Roman aus dem Schweizerischen Hochgebirge - Director of Photography: Oliver T. Marsh - Charles Rosher - Composer: Hugo Riesenfeld (/xx/) - Editor: Andrew V. Marton - Art Director: Walter Reimann - Costume Design: Walter Reimann - Stand Photos: John Miehle - Cast: Bodil Rosing Housekeeper - Isabelle Sheridan Extra (/xx/) - Constantine Romanoff Villager (/xx/) - Evelyn Selbie Pia's mother - Mona Rico Pia - John Barrymore Marcus Paltran - Hobart Bosworth Reverend Tass - Victor Varconi Lorenz Gruber - Camilla Horn Ciglia -
Synopsis in German: Kabale und Liebe in einem Schweizer Dorf: Markus und Ciglia lieben sich. Als Markus von Pia verführt und von ihrer Mutter zur Heirat gezwungen wird – verbindet sich Ciglia mit Lorenz. Die Leidenschaft vereinigt die Liebenden wieder in einem tragischen Finale… Mit John Barrymore und Camilla Horn – der letzte Stummfilm Lubitschs, nachträglich mit Geräuschen vertont. (Locarno 2010)

Das fidele Gefängnis

(The Merry Jail), Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1917
Production: Projektions-AG Union (PAGU) - Producer: Paul Davidson - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Ernst Lubitsch - Director of Photography: Theodor Sparkuhl - Art Director: Kurt Richter - Cast: Emil Jannings Frosch - Harry Liedtke Alex von Reizenstein - Ossi Oswalda - Kitty Dewall Alice von Reizenstein, Alex' Frau - Hanns Kräly - Ernst Lubitsch - Agda Nilsson Stubenmädchen Mizi - Käthe Dorsch - Paul Biensfeldt - Erich Schönfelder Egon Storch -
Synopsis in German: Ein Ehemann, der gern bis in die Puppen feiert, wird zu einer Nacht im Gefängnis verurteilt. Unverhofft freigekommen, geht er an einen Maskenball, wo er nichts ahnend seine eigene Frau umwirbt. Wieder im Kerker gelandet, erwartet ihn seine Frau am Morgen danach. Eine freie Adaption der Operette Die Fledermaus und ein grosser Publikumserfolg. (Locarno 2010)

Wo ist Alex? Vergeblich sucht Alice von Reizenstein ihren Gatten, bis sie ihn schließlich sturzbetrunken unter seinem Schreibtisch entdeckt. Kurz darauf überbringt der Postbote den Eheleuten eine gute und eine schlechte Nachricht.

Die Gute: Fürst Zsbrschowsky lädt zum Maskenball; die Schlechte: Alex soll wegen nächtlicher Ruhestörung ins Gefängnis. Alice ist außer sich, doch mit ein paar Geldscheinen für einen neuen Hut stimmt Alex sie wieder versöhnlich. Bei der Anprobe wird ein galanter Herr auf Alice aufmerksam und verfolgt sie auf Schritt und tritt durch die Stadt. Das Katz-und-Maus-Spiel endet für den Herrn mit einer Einladung zum Tee im Hause Reizenstein. Als der Gefängnisdirektor persönlich bei von Reizensteins auftaucht, um Alex zu verhaften, springt der galante Herr für den Gatten ein, um Alice nicht als flirtende Ehefrau zu kompromittieren. Doch das ist erst der Anfang einer Reihe aberwitziger Verwechslungen und Verwicklungen: Auf dem Maskenball des Fürsten werden sowohl Alice als auch Alex in so manche Rolle schlüpfen, um im Schutze der Anonymität neckische Spielchen mit anderen Gästen zu treiben. (www.filmportal.de)
Reviews in German: »Eine Verwechslungskomödie, in der die verdrehten Verhältnisse am Ende doch nicht mehr ganz dieselben sind, auch wenn jeder und alles seinen Platz findet: Die Verehrer fliegen die Treppe hinunter samt Blumenstrauss, der Ehering steckt am Finger des Ehemanns, das Dienstmädchen verschwindet mit dem zwielichtigen Galan, die Geliebte entlarvt sich dem Liebenden als seine Ehefrau, und zu allerletzt beglückt Harry Liedtke Kitty Dewall lächelnd mit einem diskreten Versprechen, dessen wortloses Geheimnis wir erahnen dürfen in den vagen Falten des Kinovorhangs.« (Michael Esser) (filmmuseum München, Heft 10, 2006)
Remarks and general Information: Ernst Lubitschs lose Verfilmung von Johann Strauss’ Operette "Die Fledermaus" steht beispielhaft für die seichte Kinounterhaltung, die mit zunehmender Dauer des Ersten Weltkriegs mehr und mehr Anklang beim Publikum fand. (www.filmportal.de)

Die Flamme

(The Flame), Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1922
Production: Europäische Film-Allianz GmbH (EFA), Berlin - Projektions-AG Union (PAGU) - Ernst Lubitsch-Film GmbH, Berlin - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Hanns Kräly - Rudolf Kurtz - Based on : Hans Müller play - Director of Photography: Alfred Hansen - Theodor Sparkuhl - Art Director: Kurt Richter - Ernst Stern - Stand Photos: Walter Lichtenstein - Cast: Frida Richard - Hilde Wörner Louise - Jakob Tiedtke - Hermann Thimig Adolphe - Alfred Abel Gaston - Pola Negri Yvette - Max Adalbert -
Synopsis in German: Yvette und Louise, zwei lebenslustige junge Frauen, wohnen im Haus der strengen Madame Vasal. Yvette, die der Wirtin 100 Franken schuldet, lernt in einem Café den charmanten Gaston kennen. Der findet Yvette zwar überaus reizend, ist jedoch alles andere als erfreut darüber, dass das Mädchen von allen Gästen freudig begrüßt wird, als hätte sie mit jedem bereits eine Affäre gehabt. Als ein gewisser Monsieur Borell Yvettes Gunst erringen möchte, indem er ihr heimlich einen 100-Franken-Schein zuschiebt, schlägt ihn der eifersüchtige Borell nieder. Er will Yvette das Geld aus eigener Tasche vorstrecken, wird aber von ihr zurückgewiesen. Kurz darauf lernt Yvette den Komponisten Adolphe kennen - die beiden verlieben sich auf den ersten Blick ineinander, doch es gelingt dem hinterhältigen Borell einen Keil zwischen sie zu treiben, indem er Adolphe über Yvettes lockere Lebensweise aufklärt. Auch Adolphes Mutter ist gegen die Bindung ihres Sohnes mit Yvette - doch alle Versuche, ihn von seiner Geliebten zu trennen, misslingen. Dennoch geben Gaston und die Mutter nicht auf: sie intrigieren weiter, bis es am Abend der Premiere von Adolphes erster Sinfonie zur Katastrophe kommt. (www.filmportal.de)

Forbidden Paradise

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1924
Production: Paramount Pictures - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Agnes Christine Johnston - Hanns Kräly - Based on : Lajos Biró play "Die Zarin" - Story: Meynhert Lengyel play "Die Zarin" - Director of Photography: Charles Van Enger - Cast: Carrie D'Aumery - Nick De Ruiz - Clark Gable Statist - Fred Malatesta - Adolphe Menjou - Pola Negri - Pauline Starke - Rod La Rocque -
Synopsis in German: Liebesintrigen am Hof von Katharina II. Als der idealistische Alexei versucht ist, den Avancen der Zarin nachzugeben, tut der listige Kämmerer alles, um ihn zu jener Frau zurückzubringen, mit der er verlobt ist. Mit Pola Negri (als lasterhafte Katharina) inszenierte Lubitsch seinen Film fern der historischen Gegebenheiten, aber voller kleiner «Touchs». (Locarno 2010)

Heaven can wait

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1943
Production: 20th Century-Fox Film Corporation - Distribution: 20th Century-Fox Film Corporation - Producer: Ernst Lubitsch - Director: Ernst Lubitsch - Assistant Director: Henry Weinberger - Scenario: Samson Raphaelson - Based on : Laszlo Bus-Fekete play - Director of Photography: Edward Cronjager - Composer: Cyril J. Mockridge (/xx/) - Alfred Newman - Editor: Dorothy Spencer - Art Director: James Basevi - Leland Fuller - Set Decoration: Thomas Little - Costume Design: René Hubert (AKA Rene Hubert) - Make-Up: Guy Pearce - Cast: Dickie Moore Henry Van Cleve - Age 15 (/xx/) - Jack Deery Party Guest (/xx/) - Jay Eaton Book Store Clerk (/xx/) - James Flavin Policeman (/xx/) - Bess Flowers Party Guest (/xx/) - Gary Gray Boy in Park (/xx/) - Marlene Mains Mary - Age 9 (/xx/) - Edwin Maxwell Doctor (/xx/) - Michael McLean Henry Van Cleve - as Baby (/xx/) - Doris Merrick Nellie Brown - Registered Nurse (/xx/) - Harold Miller Party Guest (/xx/) - Anita Sharp-Bolster Mrs. Cooper-Cooper (/xx/) - Bert Moorhouse Party Guest (/xx/) - Anne O Day Nurse (/xx/) - Gerald Pierce Elevator Operator (/xx/) - Gerald Oliver Smith Smith - Van Cleve's Second Butler (/xx/) - Maureen Roden-Ryan Bediliah - Nurse in Park (/xx/) - Nino Pipitone Jr. Jack Van Cleve - as Child (/xx/) - Aubrey Mather Aubrey Mather - Michael Ames Jack van Cleve - Spring Byington Bertha Van Cleve - Louis Calhern Randolph van Cleve - Charles Coburn Hugo van Cleve, Grossvater - Laird Cregar His Excellency - Signe Hasso Mademoiselle - Allyn Joslyn Albert van Cleve - Marjorie Main Mrs. Strabel - Eugene Pallette E.F. Strabel - Gene Tierney Martha Strabel Van Cleve - Claire du Brey Miss Ralston, Jack's Secretary - Helene Reynolds Peggy Nash - James Conaty Man in Park with Top Hat (/xx/) - Tod Andrews Jack Van Cleve (AKA Michael Ames) - Leonard Carey Flogdell - Van Cleve's First Butler (/xx/) - Alfred Haller Albert's Father (/xx/) - Grayce Hampton Albert's Mother (/xx/) - Trudy Marshall Jane Van Cleve - Jack's Wife (/xx/) - Clarence Muse Jasper - Strabel's Butler (/xx/) - Don Ameche Henry van Cleve - Monty O'Grady Party Guest (/xx/) - Florence Bates Mrs. Edna Craig (/xx/) - Scotty Beckett Henry Van Cleve - Age 9 (/xx/) - Clara Blandick Grandmother Van Cleve (/xx/) -
Synopsis in German: Als Henry Van Cleve 1943 stirbt, begibt er sich in die Hölle, wo er glaubt hinzugehören. Im Vorzimmer trifft er auf Seine Exzellenz, den Satan persönlich, einen eleganten, freundlichen Mann mit Sinn für Humor. Der bezweifelt, dass Van Cleve genug gesündigt hat, um sich für den Verbleib in der Hölle zu qualifizieren. Henry aber besteht darauf, ein sündiges Leben geführt zu haben und beginnt, Seiner Exzellenz sein Leben zu erzählen. Dieses ist geprägt durch die Ereignisse, die jeweils an seinen Geburtstagen stattfanden. So betrinkt er sich an seinem 15. Geburtstag und wird von dem französischen Hausmädchen verführt. Als er 21 wird, brennt er mit Martha Strabel, der hübschen Verlobten seines steifen Cousins Albert, durch und heiratet sie, begleitet von dem stillschweigenden Wohlwollen seines Grossvaters, dem die Eskapaden seines Enkels einen Riesenspass bereiten. Zehn Jahre später ist Martha Henrys harmloser Flirts überdrüssig und flieht zu ihren Eltern, die sie nach ihrer Liebesheirat von zu Hause verstossen hatten. Henrys Grossvater befiehlt seinem Enkel, Martha zurückzuholen, und leistet tatkräftige Mithilfe bei deren erneuter Entführung. Wiederum 20 Jahre später, Henry wird jetzt 51 und hat einen erwachsenen Sohn Jack, besucht er eine Revuetänzerin mit eindeutigen Absichten und erfährt, dass sie die Geliebte seines Sohnes ist. Gegen 25.000 Dollar nimmt er ihr, plötzlich sehr moralisch, das Versprechen ab, Jack nicht wieder zu sehen. Martha amüsiert sich über das Verhalten ihres Mannes, weiss sie doch, dass Jack schon aufgegeben hatte, die Tänzerin zu treffen. Weitere zehn Jahre vergehen und Henry tanzt an seinem Geburtstag einen letzten Walzer mit seiner Frau, die wenig später stirbt. Nun wird Henry selbst zum kauzigen Grossvater, der wegen seiner vermeintlichen Eskapaden mit jungen Frauen von seinem konservativen Sohn gerügt wird. 1943 schliesslich ist es soweit, Henry haucht als 70-Jähriger sein Leben aus. Er besteht gegenüber Seiner Exzellenz darauf, in die Hölle zu kommen, doch der verwehrt ihm den Zutritt mit dem Hinweis, Henrys einzige Sünde sei gewesen, sein Leben ausgekostet und viel Glück erfahren zu haben. Und solche Leute seien in der Hölle nun mal nicht erwünscht. Dann geleitet er Henry zum Fahrstuhl und schickt ihn 'aufwärts'..-. (arte Presse)
Reviews in German: «Mit Witz: Himmlische Seitenhiebe auf die Moralhölle...» (tele 24/2011)
Remarks and general Information: "Drehbuch nach dem Theaterstück 'Szuletsnap' von Lászio Bus-Feketé
'Heaven Can Wait', dessen deutscher Titel 'Ein himmlischer Sünder' die Ironie des Originals nicht trifft, war der erste Farbfilm von Ernst Lubitsch, dessen Karriere 1943 ihrem Ende entgegen ging. Nur noch zwei Filme inszenierte er danach, bevor er am 30. November 1947 an einem Herzinfarkt starb. Vorlage für 'Heaven Can Wait' war ein Theaterstück des ungarischen Autors Lászio Bus-Feketé. Unter Lubitsch wurde daraus ein Film, der sich einerseits in einen Trend des damaligen Hollywood-Kinos einordnen liess, das seine Geschichten gern als Erinnerungsstücke, häufig über mehrere Generationen hinweg, erzählte. Andererseits distanzierte er sich aber ironisch von diesem Trend, indem er auf dramatische Zuspitzungen verzichtete und stattdessen eine einfache, von leiser Sympathie gekennzeichnete Beschreibung eines bürgerlichen 'Heldenlebens' lieferte, rein aus der Perspektive des Erinnernden. Dass sich dieser, von Don Ameche betont unauffällig verkörpert, selbst keine Vorwürfe macht, dem Mann alles konzediert, während die Frau nur ertragen und verzeihen darf, ist eine durchaus fintenreiche Konstruktion. Die Konzentration auf nahezu nur einen Schauplatz, das luxuriöse Haus der Van Cleves, in Zusammenhang mit einer Farbdramaturgie, die in schwülstig-bunten Dekors schwelgt und somit jedes Gefühl als künstlich charakterisiert, lassen aus 'Heaven Can Wait' einen märchenhaften, merkwürdig schwerelosen, symbolistischen Film werden. Er schafft sich sein eigenes Fantasie-Universum, in dem die Figuren sich bewegen wie in einem Schachspiel. Lubitsch gelang damit ein weiteres Mal ein stilistischer und inhaltlicher Gegenentwurf zu anderen berühmten Produktionen des Kriegsjahres 1943, z. B. 'Hangmen Also Die' von Fritz Lang und 'Casablanca' von Michael Curtiz. Während die Filme von Lang und Curtiz, europäische Emigranten wie Lubitsch, inspiriert sind von den politischen Umständen, flüchtet Lubitsch offensichtlich in eine Kunstwelt. Trotz des milden Spotts für seinen Protagonisten und der sanften Erzählweise konnte sich Lubitsch einige seiner Themen nicht versagen. Einmal mehr erscheint vor allem die Familie als Hort ständigen übels, vor allem in der Familie Marthas, deren Eltern nur über Dritte miteinander kommunizieren und die ihre Tochter nach deren Liebesheirat aus dem Haus verstossen haben. Auch Henry Van Cleve erscheint, wie die meisten Männer in Lubitsch-Filmen, als nahezu lebensuntüchtig, weshalb seine Frau dessen Seitensprünge als Fehltritte eines grossen Kindes akzeptiert und ihn weiterhin durch die Unwegsamkeiten des Alltags manövriert. Einen Aufenthalt in der Hölle aber hat sich Van Cleve nicht verdient. Als im Grunde arme Kreatur darf er vielmehr im Vorzimmer des Himmels warten.
'Heaven Can Wait' ist der melancholische Abgesang Lubitschs auf eine lange Karriere voller Meisterwerke und dessen, was die Filmgeschichtsschreibung den 'Lubitsch-Touch' nannte, die hohe Kunst der Verführung mit Geschichten, die scheinbar voyeuristisch sind und die Anfälligkeit des Zuschauers demonstrieren. 'Der Lubitsch-Touch', schrieb Frieda Grafe, 'ist das Unausgesprochene, das jedermann als solches versteht, und er ist eine Inszenierung, gedacht als Falle, fürs Unbewusste.'
Das 'Lexikon des Internationalen Films' schreibt zu 'Heaven Can Wait': 'Ein geistreiches, fantastisches Kinomärchen von zurückhaltender Eleganz und aussergewöhnlichem Charme, das zugleich Gesellschaftsleben und Gesellschaftsmoral um die Jahrhundertwende persifliert. Vor allem auch dank der pointierten Dialoge und der hervorragenden Farbdramaturgie ein Genuss von zeitloser Wirkung.'" (arte Presse)

Ich möchte kein Mann sein

(I Don't Want to Be a Man), Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1918
Production: Projektions-AG Union (PAGU) - Producer: Paul Davidson - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Hanns Kräly - Ernst Lubitsch - Director of Photography: Theodor Sparkuhl - Art Director: Kurt Richter - Kurt Richter - Cast: Curt Goetz Dr. Kersten - Victor Janson - Margarete Kupfer Gouvernante - Ossi Oswalda Ossi - Ferry Sikla Brockmüller -
Synopsis in German: Ossi, eine dynamische junge Frau mit wenig damenhaftem Benehmen, fühlt sich von ihrer Gouvernante und ihrem strengen Hauslehrer Dr. Kersten eingeengt. Um alle Privilegien auskosten zu können, die sonst der Männerwelt vorbehalten sind, wirft sie sich in eine elegante Herrengarderobe. Der Plan scheint aufzugehen, doch schon bald verliebt sich Ossi in Dr. Kersten und beschliesst, dass sie nun doch kein Mann mehr sein möchte..

Ossi wächst bei ihrem wohlhabenden, meist auf Geschäftsreise befindlichen Onkel auf, betreut von einer Gouvernante, die sich völlig erfolglos bemüht dem jungen Fräulein seine Leidenschaft für Zigaretten, scharfe Getränke und Pokern auszutreiben. Ein neuer Hauslehrer wird engagiert. Dr. Kersten, der Ossi schwört, er werde sie bald "soooo klein" haben. Ossi ist jedoch fest entschlossen, sich endlich die Privilegien zu sichern, die ihrer Meinung nach die Männerwelt geniesst.

Sie lässt sich eine elegante Herrengarderobe anfertigen und entwischt abends in einen Tanzpalast. Dort entdeckt sie Dr. Kersten mit einem Mädchen. Das Mädchen lässt Dr. Kersten stehen. Kumpelhaften Trost spendet Ossi, deren Identität er nicht durchschaut. Mit Schnaps und Zigarren trösten die beiden sich über die Launen der Weiber hinweg. Teils wegen des Rauchs und des Alkohols, teils wegen ihrer erwachenden Zuneigung zu ihrem Lehrer fühlt Ossi bald, dass sie doch lieber kein Mann sein möchte.

Im Morgengrauen nehmen die beiden eine Droschke nach Hause. In ihrer trunkenen Fröhlichkeit küssen sie sich. Der Fahrer verwechselt die Adressen, sodass Ossi am nächsten Vormittag in einem ihr fremden Bett aufwacht. Immer noch in ihren Männerkleidern geht sie nach Hause, wo Dr. Kersten in ihrem Bett geschlafen hat. Er durchschaut Ossis Spiel immer noch nicht. Ossi erklärt ihm, sie wolle nur nach seiner/ihrer Cousine Ossi schauen. Dr. Kersten fleht den Saufkumpan der letzten Nacht an, seinem Zögling bloss nichts zu erzählen. Ossi lässt ihre langen Haare sehen und kündigt ihm an, sie werde ihn bald "sooo klein" haben. Die beiden fallen sich glücklich in die Arme. (arte Presse)
Reviews in German: "Man hat sich bereits daran gewöhnt, mit grossen Erwartungen auf einen recht launigen Abend das Kino zu betreten, wenn ein Lubitsch-Lustspiel auf dem Programm steht. Diese Erwartung wurde bei der neuen Ossi-Oswalda-Komödie nicht enttäuscht. Es gab vielmehr sehr, sehr viel Drolliges zu sehen und in den Titeln zu lesen. Das Köstlichste ist natürlich die blonde Ossi in ihrer "tragikomischen" Hosenrolle. Es gab dann auch starke Lachsalven." (n., in: Lichtbildbühne, 8.5.1920)

"Die zur Zeit erfolgreichste und beliebteste deutsche Lustspielfirma Lubitsch und Kräly hatte es sich mit ihrem neuesten, Ossi Oswalda auf den schlanken Leib geschriebenen Manuskript recht leicht gemacht. Denn die Geschichte von dem tollen, übermütigen Backfisch, der sich einmal als Junge ordentlich austobt, dabei in allerlei Nöte gerät und schliesslich im Hafen der Ehe landet, ist schon tausendmal vorher in allen möglichen Variationen auf die Bühne gebracht worden. Wenn es trotzdem den Autoren gelungen ist, das Publikum zu stürmischer Heiterkeit hinzureissen, ja, es zeitweise direkt zum Wiehern zu bringen, - ich weiss, dass das kein hübscher Ausdruck ist, aber die Damen hinter mir haben es tatsächlich getan -, so ist ihr Verdienst um so höher zu bewerten. Die Hauptstärke liegt diesmal in den launigen Titeln, die voll Witz und famoser Situationskomik sind, während die Situationen selbst zum grossen Teile der Originalität entbehren. Trotzdem schlugen sie mächtig ein, was zum grossen Teile auf das Konto der Darsteller zu setzen ist.

Ossi Oswalda entzückte durch ihr sprudelndes Temperament, ihre überschäumende Laune und ihre schelmische Koketterie. Ihr Gegenspieler, der sich gar rasch vom strengen Vormund zum verliebten Anbeter verwandelt, wurde von Curt Goetz elegant, flott und mit diskretem Humor dargestellt. Dass Lubitsch für eine sorgfältige und dabei doch sehr temperamentvolle Regie gesorgt und eine ganze Reihe entzückender Bilder gestellt hat, versteht sich beinahe von selbst." (Frank, in: Film-Kurier, 8.5.1920)

«Man hat sich bereits daran gewöhnt, mit grossen Erwartungen auf einen recht launigen Abend das Kino zu betreten, wenn ein Lubitsch-Lustspiel auf dem Programm steht. Diese Erwartung wurde bei der neuen Ossi-Oswalda-Komödie nicht enttäuscht. Es gab vielmehr sehr, sehr viel Drolliges zu sehen und in den Titeln zu lesen. Das Köstlichste ist natürlich die blonde Ossi in ihrer "tragikomischen" Hosenrolle. Es gab dann auch starke Lachsalven.» (n., in: Lichtbildbühne, 8.5.1920)

Remarks and general Information: "Von 1916 bis 1920 machten Lubitsch und Ossi Oswalda zwölf Filme miteinander. ICH MöCHTE KEIN MANN SEIN, ihre achte Zusammenarbeit, ist eine umwerfende berlinerische Komödie, in der das Temperament der Inszenierung völlig identisch wird mit dem Temperament der Komödiantin; wer jemals das, was Damen wie Marika Rökk oder Lilo Pulver auf die Leinwand donnerten, für Temperament hielt, hat Ossi Oswalda nie erlebt. Eine Schönheit war sie eigentlich nicht, aber mit ihrem rundlichen, frechen Gesicht und der entspannten Selbstverständlichkeit ihrer emanzipierten Teenager-Vitalität genau die erquickliche Person, von der sich ein ganzes Regiment Dragoner gerne hätte die Pferde stehlen lassen. Der junge Curt Goetz, in seinen witzig-mokanten Allüren schon ganz der alte Goetz, ist ihr ein idealer Partner." (Ilona Brennicke/Joe Hembus: Klassiker des deutschen Stummfilms; Goldmann, München 1983)

Eine junge Frau unter der Fuchtel ihres Onkels. Als er verreisen muss, engagiert er einen Instruktor. Sie kleidet sich als Mann und nutzt die Schwächen des resoluten Vormunds. Lubitsch gibt der temperamentvollen Ossi Oswalda eine brillante Plattform, macht sich lustig über die bürgerliche Doppelmoral und stellt gar die Geschlechtertrennung infrage. (Locarno 2010)

«Ernst Lubitsch führte 1915 zum ersten Mal Regie für den Film "Als ich tot war", in dem er selbst die Hauptrolle spielte. Lubitsch wurde mit Rollen in Aufsteigerkomödien zum Publikumsliebling und Star.

Aljoscha Zimmermann (1944-2009), Pianist und Komponist, begleitete im Filmmuseum München über lange Jahre Stummfilme, insbesondere Filmpräsentationen des damaligen Direktors Enno Patalas in den 1980er und 1990er Jahren. Eine besondere Affinität entwickelte er dabei zu den rasanten Filmkomödien von Ernst Lubitsch, die ihn mit ihrem Tempo und den pointierten Dialogen zu kongenialen Filmmusiken inspirierten.» (Arte Presse)

If I had a million

Directed by:   Lothar Mendes, USA - 1932
Production: Paramount Pictures, Inc. - Director: Lothar Mendes /xx/ - Ernst Lubitsch - Stephen Roberts - H. Bruce Humberstone - Norman Z. McLeod - Norman Taurog - James Cruze - William A. Seiter - Scenario: Joseph L. Mankiewicz - Cast: Mary Boland Mrs. Peabody - George Raft Eddie Jackson - Roscoe Karns Private O'Brien - May Robson Mrs. Mary Walker - Gene Raymond John Wallace - Frances Dee Mary Wallace - Lucien Littlefield Zeb - Hamburger Stand Owner - Ruby Lafayette Idylwood Resident (/xx/) - Alison Skipworth Emily La Rue - Charles Ruggles Henry Peabody (AKA Charlie Ruggles) - Richard Bennett John Glidden - Jack Oakie Private Mulligan - Gary Cooper Steve Gallagher - W.C. Fields Rollo La Rue - Charles Laughton Phineas V. Lambert - Wynne Gibson Violet Smith -
Synopsis in German: Ein Magnat beschliesst, einer Reihe zufällig im Telefonbuch ausgewählten Personen eine Million Dollar zu schenken. In der von Lubitsch gedrehten Episode begibt sich ein Angestellter nach erhaltener Nachricht ins Büro des Chefs, um ihm wortlos die Zunge heraus zu strecken: ein unwiderstehlicher Charles Laughton und ein unvergesslicher Gag. (Locarno 2010)

Kohlhiesels Töchter

(Kohlhiesel's Daughters), Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1920
Production: Messter-Film GmbH, Berlin - Universum-Film AG (UFA), Berlin - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Hanns Kräly - Ernst Lubitsch - Director of Photography: Theodor Sparkuhl - Composer: Giuseppe Becce - Art Director: Jack Winter - Costume Design: Hans Baluschek - Cast: Karl Harbacher --??-- - Emil Jannings Peter Xaver - Henny Porten Liesel + Gretel Kohlhiesel - Jakob Tiedtke Vater Mathias Kohlhiesel - Gustav von Wangenheim Paul Seppl - Willy Prager Händler -
Synopsis in German: Der Kohlhiesel-Wirt hat zwei Töchter im heiratsfähigen Alter, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Liesel, die etwas Ältere, ist ein echter Trampel, unansehnlich, ewig schimpfend und grantig. Gretel ist hingegen ein Ausbund an adretter Schönheit, graziös und charmant zu jedermann. Wenn Liesel den Ausschank macht, geht der Umsatz in den Keller, Gretels Auftritt in der Gaststube sorgt für drangvolle Enge. Alle Männer träumen von ihr. Unter ihren Verehrern haben sich Xaver und Seppl an die Spitze gesetzt, wenn auch Xaver im Augenblick der aussichtsreichere Kandidat um die Gunst der hübschen Gretel zu sein scheint. Um Liesel dagegen macht jeder, der Hosen trägt, einen großen Bogen. Als Xaver um Gretels Hand anhält, macht ihm der alte Kohlhiesel klar: Erst muss die Liesel unter die Haube, die Gretel muss sich gedulden. Xaver ist zwar der Stärkste im Dorf, Seppl aber der Schlaueste. Und der Schlaue gibt dem Rivalen einen "freundschaftlichen" Rat. Soll er doch erst zum Schein die Liesel freien. Eine Ehe kann ja geschieden werden und dann kann er die Gretel zur Frau nehmen. Xaver ist begeistert von der Idee und setzt sie gleich in die Tat um, sehr zur schüchternen Freude von Liesel, sehr zur begeisterten Verwunderung des Vaters, der sich diesen Sinneswandel einfach nicht erklären kann. Doch als Ehemann ist Xaver ein wahres Ungeheuer.... (BR Presse)
Remarks and general Information: Für Karl Harbacher wird dieser Titel genannt, möglicherweise nichtidentisch mit diesem Film. Hintergrundinformationen: Ernst Lubitsch, das Genie der Kinokomödie, inszenierte seine Stummfilm-Komödie nach dem Bauernschwank seines ständigen Koautors Hanns Kräly, der auch diesmal am Drehbuch beteiligt war. Lubitsch besetzte die Doppelrolle mit Henny Porten. Aljoscha Zimmermann komponierte die hinreißende Musik und spielte sie in BR-Studios ein. "Die Musik sollte dem Film dienlich sein, die Figuren praller machen; gleichzeitig aber eigenständig, dem Film ein gleichwertiger Partner", sagte Zimmermann zu seiner Musik, die all das auch leistet. Das neueste Beispiel für Zimmermanns Kunst der Filmsymphonie erlebt auf dem Filmfest München ihre glanzvolle Uraufführung: die musikalische Bearbeitung der Stummfilmkomödie "Die Bergkatze", die Ernst Lubitsch mit seinem Star Pola Negri 1921 inszenierte, ein Jahr nach seinem Megaerfolg mit "Kohlhiesels Töchter". "Kohlhiesels Töchter" entstand nach einem Drehbuch, das Lubitsch zusammen mit seinem ständigen Koautor Hanns Kräly nach dessen Bauernschwank schrieb. Ihr Filmlustspiel wurde zu einem der größten Kinoerfolge der Weimarer Zeit. Seine filmische Wirksamkeit führte zu einigen Remakes: 1930 inszenierte Hans Behrendt eine erste Tonfilmversion, ebenfalls mit Henny Porten, 1943 folgte Kurt Hoffmanns Fassung mit Heli Finkenzeller, 1962 war es Lilo Pulver unter der Regie von Axel von Ambesser. Zur Entstehungszeit von "Kohlhiesels Töchter" stand Ernst Lubitsch auf dem Zenit seiner "deutschen" Karriere. Der unglaublich rasche Aufstieg Lubitschs vom Darsteller zum Regiestar hatte erst vier Jahre zuvor mit der Komödie "Schuhpalast Pinkus" begonnen, in der er Hauptdarsteller und Regisseur in einem war. Zwei Jahre später begann seine Zusammenarbeit mit Pola Negri und Emil Jannings, die unter seiner Führung Weltruhm erlangen sollten." (BR Presse) Xaver möchte Gretel heiraten, doch deren Vater, Kohlhiesel, bietet ihm stattdessen seine Ältere, die Liesel, an, die keiner will wegen ihres boshaften Charakters. «Diese Zähmung der Widerspenstigen in den bayrischen Alpen ist die beliebteste der Komödien, die ich in Deutschland realisierte». (Ernst Lubitsch) (Locarno 2010)

Lady Windermere's Fan

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1925
Production: Warner Bros. Pictures, Inc. - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Julien Josephson - Story: Oscar Wilde - Director of Photography: Charles Van Enger - Cast: Billie Bennett - Ronald Colman - Carrie D'Aumery - Helen Dunbar - Bert Lytell - Edward Martindel - May McAvoy - Irene Rich -
Synopsis in German: London, Ende 19. Jahrhundert. In der feinen Gesellschaft zählt nur der Schein. Mrs Erlynne, eine faszinierende Frau von dubiosem Ruf, behauptet, die Mutter von Lady Windermere zu sein. Während ihr Gatte alles tut, um es zu vertuschen – glaubt Lady Windermere, dass er sie betrügt. «Schöner und dichter als der aufregendste Hitchcock». (Jean-Marie Straub) (Locarno 2010)
Reviews in German: Lubitsch transponierte die Voorlage von Oscar Wilde's Theatrestück aus dem Ende des viktorianischen 19. Jahrhunderts nach London der Zwanziger Jahre - in eine Gesellschaft die nicht minder prüde oder verlogen war. Es ist die Geschichte der gelangweilten und verwöhnten Gattin des herrschaftlichen Lord Windermere's, die von dem etwas windigen Lord Darlinton verehrt und (beinahe) verführt wird und von einer gewissen Mrs. Erlynne von recht zweifelhaftem Rufe. Mrs. Erlynne ist die Mutter von Lady Windermere, und um dies zu vertuschen, hat Lord Windermere ihr einen respektablen Scheck zugesteckt, der ihr ein sorglosen Leben ermöglichen sollte. Und dann ist schliesslich auch noch Lady Windermere's Fächer, der am Ende eines Geburtstagsempfanges bei Windermere's schliesslich von der Herrengesellschaft in der Wohnung Darington's gefunden wird.

Von der Vorlage hat Lubitsch nur die Idee übernommen und zurecht auf die Theaterdialoge verzichtet, auch für seine Zwischentitel. Das Visuelle soll den Film bestimmen, und dies prägt auch die Inszenirung. Schon ganz im Stile der Hollywood-Inszenierungen der zwanziger Jahre ist Lubitsch hier voll in seinem Element: Andeutungen, Türen die sich öffnen, Unausgesprochenes, aber auch grossartige Schauspielee, vor allen Irene Rich als Mrs. Erlynne - diese Szene am Schluss, als sie May McAvoy gegenübersteht, ein grossartiger stummer Dialog. Wie immer bei Lubitsch feiert die Ausstattung Triumphe, und nach 85 Jahren wirkt LADY WINDERMERE'S FAN kaum gealtert. (lhg 2010)

The love parade

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1929
Production: Paramount Pictures - Paramount Famous Lasky Corporation - Producer: Adolph Zukor - Jesse L. Lasky - Ernst Lubitsch - Production Manager: B.P. Schulberg - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Guy Bolton - Story: Jules Chancel play - Director of Photography: Victor Milner - Composer: Victor Schertzinger - Editor: Merrill G. White - Art Director: Hans Dreier - Costume Design: Travis Banton - Cast: Lionel Belmore - Virginia Bruce - Jean Harlow - Ben Turpin - Carl Stockdale - Eugene Pallette Kriegsminister - E.H. Calvert Botschaft von Sylvanien - Lillian Ross Lulu - Lauri Lupino Lane Jacques - Jeanette MacDonald Queen Louise - Maurice Chevalier Graf Alfred Renard - Edgar Norton -
Synopsis in German: Das Königreich Sylvania wird von einer Königin regiert. Sie erwählt Graf Alfred Renard zum Gatten – ein in die Jahre gekommener Don Juan – um ihm zu zeigen, wie langweilig und demütigend das Leben als Prinz sein kann. Dieses erste Musical Lubitschs begründet die Zusammenarbeit mit dem Paar Jeanette MacDonald und Maurice Chevalier. (Locarno 2010)

Lubitsch, Le Patron

Directed by:   Jacques Bernard, France - 2010
Director: Jacques Bernard - Cast: Ernst Lubitsch Ernst Lubitsch -
Synopsis in German: Lubitsch, le patron oder wie aus dem Sohn eines deutsch-jüdischen Schneiders der unbestrittene Meister der amerikanischen Salonkomödie wurde. (Locarno 2010)

Madame Dubarry

(Passion), Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1919
Production: Projektions-AG Union (PAGU) - Producer: Paul Davidson - Unit / Location Manager: Carl Moos - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Norbert Falk AKA Fred Orbing - Hanns Kräly - Director of Photography: Kurt Waschneck - Fritz Arno Wagner - Theodor Sparkuhl - Art Director: Karl Machus - Kurt Richter - Costume Design: Ali Hubert - Cast: Reinhold Schünzel Staatsminister und Herzog von Choiseul - Paul Biensfeldt Kammerdiener Lebelle - Gustav Czimeg Herzog von Aiguillon - Alexander Ekert Schuster Paillet - Bernhard Goetzke - Eduard von Winterstein Graf Jean Dubarry - Magnus Stifter Spanischer Gesandter Don Diego - Robert Sortsch-Pla - Marga Köhler Madame Labille - Fred Immler Herzog von Richelieu - Emil Jannings König Louis XV. - Karl Platen Guillaume Dubarry - Pola Negri Jeanne Vaubernier, später Madame Dubarry - Else Berna Herzogin von Gramont - Wilhelm Kaiser-Heyl Kommandant der Schloßgarde - Harry Liedtke Medizinstudent Armand de Foix -
Synopsis in German: Das Pariser Lehrmädchen Jeanne lernt den Gesandten Don Diego kennen. Auf einem Ball kommt es zum Streit zwischen ihrem Freund, dem Studenten Armand und Don Diego. Armand tötet den Nebenbuhler und wird ins Gefängnis geworfen. Graf Dubarry, den Jeanne bei einem Dinner des Gesandten kennengelernt hat, nimmt sich ihrer an. Als er das Mädchen mit einer Petition an den Hof schickt, begegnet Jeanne Ludwig XV. Der König macht Jeanne zu seiner Mätresse und veranlasst eine Scheinehe mit dem Bruder des Grafen. Madame Dubarrys Einführung bei Hofe führt zum Eklat.
***
Paris, 1789: Die Pariser Modistin Jeanne verlässt ihre grosse Liebe Armand für eine Liebschaft mit dem Grafen Dubarry, der sie zu seiner Frau und bald auch zur Mätresse des Königs macht. Kurze Zeit später stellt sich das Volk gegen den König und stürmt die Bastille.
Armand wird während der Revolution zum Vorsitzenden des Volksgerichts und muss nun seine ehemalige Geliebte, Madame Dubarry, zum Tode verurteilen. Sein heimlicher Versuch, die grösste Liebe seines Lebens zu befreien, endet für Armand jedoch tödlich. Madame Dubarry landet auf dem Schafott und stirbt durch die Guillotine. (arte Presse)
***
Paris zur Zeit Ludwigs XV. Im Modesalon von Madame Labille arbeitet als Modistin die hübsche junge Jeanne, die ihren Studenten Armand über alles liebt. Eines Tages macht sie die Bekanntschaft des spanischen Gesandten Don Diego, der sie einlädt und verwöhnt.

Dieses Leben gefällt ihr, und so kommt es zwangsläufig zwischen ihm und Armand zum Streit, der in einem Duell endet. Dessen Ausgang wird freilich von Graf Dubarry beeinflusst, denn auch er will die kleine Näherin für sich haben. Armand wird verhaftet und Jeanne Dubarrys Geliebte. Doch diese Liaison dauert nicht lange; als Madame Dubarry wird sie die Mätresse des Königs und die mächtigste Frau im Lande. Wenig später erhebt sich das Volk und stürmt die Bastille. Während der Revolution wird Armand Vorsitzender des Volksgerichts und muss die Dubarry, seine ehemalige Geliebte, zum Tode verurteilen. Da er sie noch immer liebt, versucht er sie aus dem Kerker zu befreien und wird dabei selbst getötet. Die Dubarry landet auf dem Schafott. (www.filmportal.de)
Reviews in German: «(...) Vom ersten Moment an fühlt man: das hat Berlin noch nicht gesehen, – eine Sensation! Diese Sensation verdankt es in erster Linie Herrn Direktor Davidson von der Projektions-A.-G. Union, der scharf-blickend genug war, die Anregung zur Bearbeitung dieses packenden Stoffes zu geben und dessen generöser Grosszügigkeit, was Ausstattung usw. anlangt, der glänzende Erfolg zu verdanken ist.

Der Werdegang der "Gräfin Dubarry", von der kleinen Midinette und Studentenliebchen über die Stationen: Gesandter und Graf zur Königs-Maitresse und mächtigsten Frau des ganzen Frankreich, zieht an uns vorüber, Verfasser sind Orbing und Kräly. Zuerst entzückt, rein äusserlich, das Kostüm der Zeit, die Echtheit des mit einer Akuratesse ohnegleichen gestellten Milieus, für das Kurt Richters Dekorationskunst verantwortlich zeichnet. Erst allmählich, wenn die erste Verblüffung über das Gebotene sich gelegt hat, macht man sich klar, wie hier "gedreht" worden ist – Sparkuhl ist der Operateur – was für Kopien Waschnek herzustellen vermocht hat und wie alles dies, zusammen mit der technischen Anlage, einer Gleichrichter-Anlage tadellosester Funktion, zusammengewirkt hat, um die Leistungen des Paares Negri-Lubitsch ins hellste Licht zu rücken. Ja, der Abend ist am besten gekennzeichnet als Ehrenabend Negri-Lubitsch. Lubitsch, den man als Regisseur von "Carmen" schon auf der Höhe seines Könnens glaubte, hat sich hier selbst übertroffen und alles bisher Geleistete vergessen gemacht vor dieser genialen Schöpfung. Es ist kein Zufall, dass sich bei der ersten Gelegenheit dem Publikum sein Name auf die Lippen drängte, dass man ihn feierte wie eine Primadonna, als sich ein Bild ans andere reihte, von neuartigen Regieeinfällen sprühend, – wir erinnern nur an die Szene hinter dem Wandschirm im Hause des spanischen Gesandten, an das Bild der Brautschleppe, die der Mohr glättet, an die unvergleichlichen Kampfszenen in den Strassen von Paris, das überhaupt leibhaftig vor den Augen des Kenners dasteht, an die Schäferspiele im Park von Trianon, und nicht zuletzt an die feine Idee, als Grossaufnahme nur Armand-Liedtkes Hände zu geben, wie sie sich in furchtbarer Seelenqual verkrampfen, Lubitsch ist nicht ein, sondern "das" Genie der Film-Regie und zweifellos der Erste, den wir heute haben. Ob Freund, ob Feind, wer "Gräfin Dubarry" sieht, muss das zugeben. » (Hb., Lichtbild-Bühne, Nr. 38. 20.9.1919)

«(...) Die französische Geschichte von "Boches" in die Sprache der Boches übersetzt! Die graziöse und leichte Epoche Ludwig XV., wieder erweckt durch die Herren vom Sauerkraut mit ihren kleinen runden Augen und ihren schweren Bäuchen! Die Heldenzeit unserer Revolution rekonstruiert durch diejenigen, denen man erst gestern den Stiefel in die Weichen stossen musste, damit sie sich eines einarmigen Hohenzollern entledigten! Ich weiss, dass die Pariser Filmwelt bei der Ankündigung dieses Beweises der teutonischen Lebenskraft nur die Achseln zucken und sagen wird: "Meinetwegen! Da ja für zwei Jahre die Boches-Films von dem Markt verbannt sind!" Ist das aber die richtige Politik und kann man sagen, dass die deutschen Films nicht existieren, weil sie nicht bei uns gezeigt worden sind? Nachdem ich die "Madame Dubarry" von der Union in Berlin gesehen habe, bedauere ich diesen patriotischen Entschluss unserer Theaterdirektoren, und ich frage mich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn dieser Film – der wirklich ein grosser Film ist und in der Kunst der Filmwand eine hochzuschätzende Arbeit bedeutet – in Paris vorgeführt worden wäre, wo er ziemliches Aufsehen erregt hätte.
Dass ein Volk, dem wir soeben eine blutige Niederlage beigebracht haben, dass Leute, deren Moral erschüttert war, in weniger als einem Jahr nach dem Waffenstillstand einen derartigen Film hergestellt haben, der so wertvoll ist wie der, der jetzt den Italienern gezeigt wurde, das beweist, dass die Kinoindustrie allen zugängig ist und dass es unwahrscheinlich ist, dass wir nicht an die erste Stelle gelangen. Es ist unerlässlich, dass in Frankreich sich diejenigen, die sich irgendwie für den Film interessieren, ebenso alle diejenigen, die Millionen in diese Industrie hineingesteckt haben und alle diejenigen, die sich mit dem allgemeinen Wohlstand des Landes beschäftigen, sich darüber klar werden, dass das besiegte, verschuldete, von Rohmaterialen entblösste, entwertete Deutschland, sich mit allen Kräften in die Filmindustrie hineingeworfen hat, und sich so ein Mittel geschaffen hat, um den Weltmarkt zu bedrohen.

Man muss zugeben, dass die Sache sehr geschickt gemacht wurde unter der Flagge einer historischen Wiedererweckung. Der "Herr Doktor", der das Manuskript geschrieben hat, hat seine Sache sehr gut gemacht. Der ganze Film ist so hergestellt, dass man ein Frankreich sieht, welches ausgeraubt und wehrlos an den Lippen einer Dubarry hängt, die bis zur Proportion eines kleinen Ladenmädchens verkleinert ist. Das Land wird regiert durch einen Ludwig XV., der von zweifelhaften und unsauberen Edelleuten umgeben ist. Was die französische Revolution und die Erstürmung der Bastille betrifft, so werden diese Episoden von der Figur der Dubarry beherrscht. Weil also eine Frau einem König etwas Leidenschaft einflössen konnte, hat das französische Volk der Welt die Ära der Frau eröffnet.



So ist die "Madame Dubarry", wie sie die Union aus Berlin in Rom mit Beifall überschütten liess, denn dieser Film hat einen noch nie dagewesenen Erfolg gehabt. Die historische Wahrheit ist getreu respektiert worden und der Film erlaubt sich in der Beziehung nur wenig Freiheiten. Der Trick ist einfach der, nur einen kleinen Ausschnitt aus der Geschichte zu zeigen und den Rest wegzulassen. Auf diese Weise und auch mit Hilfe der gewöhnlichen Schnitte kommt man vom Tode Ludwig XV. ohne Übergang zur Eroberung der Bastille und einer der grössten Momente der französischen Geschichte wird so auf das Ausmass eines sexuellen Abenteuers herabgedrückt.

Der ganze Film ist um so gefährlicher, als die Ausführung, abgesehen von einigen Irrtümern, bewundernswert ist. Man muss ihn studieren, sowohl vom technischen als auch vom theatralischen und künstlerischen Standpunkt aus und man wird immer finden, dass der Dubarry-Film der Union aus Berlin sich als ein schöner Film darstellt, von dem es allerdings übertrieben ist, wenn man sagt, dass er den Wert von "Cabiria" erreicht, aber dessen Qualitäten man nicht ableugnen kann. Der Film ist szenisch sehr gut gegliedert. Der Zuschauer ist immer interessiert und atemlos gespannt. Die Bewegungen der Masse sind in dem ganzen letzten Teil einwandfrei geregelt. Der Sturm auf die Bastille und die Hinrichtung der Dubarry bieten schöne und mächtige Bilder.

Bei genauerer Betrachtung jedoch – ich habe mir den Film zweimal angesehen – schwächt sich der erste Eindruck fühlbar ab. Die Schauspieler, deren Spiel im allgemeinen sehr nüchtern und einstudiert ist, erscheinen deplaziert. Das sind Deutsche, und wie sehr sie sich auch Mühe gegeben haben mit der Nachahmung, sie haben nichts von dieser Grazie und Weichheit, welche die ganze Epoche Ludwig XV. charakterisieren und für die lateinische Rasse typisch sind. Im Gegensatz dazu hat Fräulein Pola Negri, welche die Rolle der Dubarry spielt, eine nicht nur bemerkenswerte, sondern auch durchdachte und des Lobes würdige Leistung vollbracht. Man versichert mir freilich, dass sie keine Deutsche ist, sondern Italienerin. (Falsch: Pola Negri war Polin)

Nach diesem ersten Erfolg künden uns die Deutschen mit grossen Reklametiteln eine nach dem Roman von Prosper Mérimée hergestellte "Carmen" an, ein "Veritas vincit", das eine historische Trilogie zu sein scheint, und eine "Austernprinzessin", deren Titel nicht des Geschmacks ermangelt. 200 andere Filme sollen unmittelbar hinterher auf den italienischen Markt geworfen werden und alles wird zu Preisen angeboten, die jeder Konkurrenz spotten. (...) » ( Jacques Piétrini, La Cinématographie Française, Nr. 9/1920, zit. nach Lichtbild-Bühne, Nr. 15, 10.4.1920) zitiert nach www.filmportal.de
Remarks and general Information: "Der 1919 im revolutionären Nachkriegsdeutschland mit grossem Aufwand gedrehte Historien- und Ausstattungsfilm machte die Schauspieler Jannings und Negri zu den ersten Weltstars des deutschen Kinos. Lubitsch wusste die melodramatische Handlung mit Ironie zu brechen und demaskierte so die menschlichen Schwächen von Herrschenden und Beherrschten. Seine formale Meisterschaft zeigt sich in der Verbindung von intimem Kammerspiel und stimmungsvollen Massenszenen." (Kommunales Kino, Freiburg, 1998)

«Der Berliner Regisseur Ernst Lubitsch gehört zu den "unbestrittenen Meistern der Filmkomödie", so der Filmdienst über den legendären Filmregisseur. Er beherrschte die Kunst der subtilen Andeutung und der Mehrdeutigkeiten wie kaum ein anderer. Sein Filmrepertoire umfasst slapstickhafte Possen wie "Die Austernprinzessin" (1919), elegant-ironische Literaturverfilmungen ("Serenade zu dritt", 1933; "Blaubarts achte Frau", 1938; "Ninotschka", 1939) und gesellschafts- und zeitkritische Filme wie "Sein oder Nichtsein" (1942) oder "Cluny Brown auf Freiersfüssen" (1947).

Mit seinem Film "Madame Dubarry" verarbeitete Lubitsch ein Stück Weltgeschichte. Indem er den historischen Stoff als Tragikomödie inszenierte, machte er ihn für die Masse der Kinogänger attraktiv. In "Madame Dubarry" entscheiden nicht Politik und Raison über den Gang der Weltgeschichte, sondern Erotik und Luxus.

Der Aufstieg der Näherin Marie-Jeanne Bécu gleicht einem Märchen: Sie stammt aus ärmlichen Verhältnissen und steigt zu einer der bedeutendsten Frauen Frankreichs auf. Diesen Aspekt der Geschichte fängt Lubitsch in der Eingangssequenz mit romantisch-verspielten und heiteren Bildern ein, die in deutlichem Kontrast zum tragischen Ausgang der Geschichte stehen. Lubitsch interessiert sich weniger für die exakten historischen Ereignisse als für die von ihm liebevoll gezeichneten Figuren und deren Laster, die den Zuschauer zur Identifikation einladen.

"Madame Dubarry" überzeugt als aufwendig gedrehter, imposanter Kostümfilm mit eindrucksvollen, historischen Gewändern, aber vor allem auch durch die Brillanz der Hauptdarsteller. Pola Negri und Emil Jannings in den Rollen der koketten, vor Lebensfreude überschäumenden Madame Dubarry und des lüsternen Louis XV., verleihen dem Film seine sprühende Vitalität.» (arte Presse)

Aufstieg und Fall der Madame Dubarry: von der kleinen Näherin zur Geliebten des Königs zum Tod auf dem Schafott. In diesem historischen Drama zeigt Lubitsch seine Bravour im Umgang mit Materie und Figuren. Zur Zeit seiner Entstehung beeindruckten besonders die Massenszenen sowie die darstellerischen Leistungen von Pola Negri und Emil Jannings. (Locarno 2010)

The Marriage circle

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1924
Production: Warner Bros. Pictures - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Paul Bern - Director of Photography: Charles Van Enger - Cast: Monte Blue - Florence Vidor - Marie Prevost - Adolphe Menjou - Creighton Hale - Esther Ralston Miss Hofer -
Synopsis in German: Das Eheglück von Charlotte und Dr. Baum wird auf eine harte Probe gestellt: durch Charlottes dreiste Freundin Mizzi und Dr. Müller, einen Kollegen ihres Gatten. Ein Wiener Reigen, bei dem unter viel Ironie auch die Vision einer idealen Welt durchblitzt, die ungetrübt heiter bleibt – auch im Schatten von Schwindeleien. (Locarno 2010)

Merry Widow

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1934
Production: Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) - Producer: Irving Thalberg (/xx/) - Ernst Lubitsch (/xx/) - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Ernest Vajda - Samson Raphaelson - Director of Photography: Oliver T. Marsh - Editor: Frances Marsh - Art Director: Cedric Gibbons - Costume Design: Adrian - Cast: Shirley Chambers Maxim Girl (/xx/) - Una Merkel Königin - Donald Meek Diener - Jeanette MacDonald Sonja - Edward Everett Horton Ambassador Popoff - Sterling Holloway Orderly - Minna Gombell Marcelle - Maurice Chevalier Danilo - Ruth Channing Lulu - Herman Bing Zizipoff - George Barbier König -
Synopsis in German: Der Zwergstaat Marshovia steht kurz vor dem Ruin. Um die Staatsfinanzen aufzubessern, beauftragt der König den berüchtigten Frauenhelden Graf Danilo, eine reiche Witwe, die nach Paris ausgewandert ist, zu erobern, zu heiraten und in ihre Heimat zurückzubringen. Der König des Zwergstaats Marshovia ist verzweifelt: Die Staatskasse ist leer, und Einnahmen sind nicht zu erwarten. Die einzige Person, die das Haushaltsloch stopfen könnte, ist die reiche Witwe Sonia - doch die bislang größte Steuerzahlerin des Landes ist leider nach Paris ausgewandert. Um sein Land vor dem Ruin und dem damit verbundenen Ausverkauf zu bewahren, heckt der König einen ebenso einfachen wie tollkühnen Plan aus: Der charmante Offizier Graf Danilo, Schwarm aller Frauen, inklusive der Königin, soll versuchen, Sonia in Paris nach allen Regeln der Kunst zu umgarnen. Sobald sie sich in den Staatsdiener verliebt, könnten die beiden heiraten und nach Marshovia zurückkehren - und damit auch das Vermögen der schönen jungen Frau. Noch bevor Danilo von seinem Auftrag erfährt, trifft er Sonia im legendären Pariser Nachtclub "Maxim's" und hält sie für ein gewöhnliches Amüsiermädchen. Sonia, die eigentlich schon in den ihr unbekannten Casanova verliebt ist, lässt Danilo empört stehen. Nicht einmal seine Liebesschwüre können sie umstimmen. In der Botschaft von Marshovia erfährt Danilo von seiner Mission. Zunächst weigert er sich, dem königlichen Befehl zu gehorchen - mit der Begründung, bereits in eine schöne Unbekannte verliebt zu sein. Umso erfreuter ist er, mit Sonia eben jene Unbekannte vorgestellt zu bekommen. Sonia erfährt jedoch von der "Liebesintrige" des Königs und will nichts mehr von Danilo wissen, obwohl dieser sich als wahrer Ehrenmann erweist. Zurück in Marshovia wird dem Offizier wegen seiner gescheiterten Mission der Prozess gemacht. Nachdem auch Sonia gegen ihn aussagt, wird er zu einer Haftstrafe verurteilt. Als Sonia, die natürlich noch immer in Danilo verliebt ist, den inhaftierten Charmeur besucht, glaubt man im Königspalast an eine letzte Chance: Die Wache erhält den Befehl, die beiden so lange miteinander einzuschließen, bis es zu einem "Happy End" kommt... (mdr Presse)
Reviews in German: "Mit Anmut, Ironie und Witz" (Der Tagesspiegel, Berlin)
Remarks and general Information: "Jedenfalls dachte Lubitsch «nicht daran, wie Erich von Stroheim unappetitliche Details aus Sonias erster Ehe auszubreiten». Statt zynisch präsentierter Verstrickungen in den Teufelskreis von Geld, Macht und Sex geht es bei Lubitsch vor allem um die Frage: Wann finden die beiden endlich zusammen? Man suchte einen «Kompromiss zwischen der Operette und dem respektlosen Erotikon, das in ihr steck.». Anstelle des Zynismus regiert bei Lubitsch liebevolle Ironie, zudem finden Elemente der Screwball-Comedy Eingang, mit denen Lubitsch schon bei Paramount gespielt hatte. In Lubitschs Fassung tauchen traditionell-konservative Konventionen allenfalls als Relikte auf, die sogleich ins Lächerliche gezogen werden, so etwa wenn sich Danilo und der Botschafter Popoff zum Duell verabreden, sich dann aber, nun in Kenntnis der Identität des Gegenübers, um den Hals fallen. Etwas überspitzt lässt sich der Unterschied zwischen beiden Versionen auch in das Fazit fassen: «Lubitsch gießt beißenden Spott und Hohn über die Geschichte aus, Stroheim sprengt sie mit seinen grotesken Erfindungen beinahe in die Luft.» (Christian Ruschel, viennale.at) "Immer wenn ich eingeladen werde, vor Filmstudenten zu sprechen, sage ich "Passen Sie auf, wir sprechen über Lubitsch." Und dann führe ich immer so ein bißchen vor, wie der Lubitsch mit einem gearbeitet hat: "Wir haben folgende Situation. Da ist ein König, gespielt von Georges Barbier, diesem großen, dicken Schauspieler; wir haben eine Königin, das ist die Una Merkel; und wir haben einen Leutnant, das ist der Chevalier. Ich möchte jetzt, daß Sie mir dramatisieren, daß der Leutnant ein Verhältnis mit der Königin hat und daß der König es eines Tages durch Zufall herausfindet. Heute ist Freitag, kommen Sie am Dienstag mit der fertigen Szene, ich möchte sie dann sehen." Wenn man eine solche Ausgangssituation an fünftausend Autoren verteilte, keiner würde herausfinden, wie es der Lubitsch gemacht hat. Die Szene ist aus "The Merry Widow" (USA 1934) und ist, glaube ich, ein sehr schönes Beispiel für die Technik Lubitschs, obwohl man aus jedem seiner Filme ein Dutzend gleichwertiger Beispiele nehmen könnte: Man sieht ein Schloß, ein Schlafzimmer, den König und die Königin. Die Königin liegt auf dem Bett, der König zieht sich an, küßt seine Frau und geht aus dem Zimmer. Draußen vor der Tür steht der Chevalier auf Wache. Der König geht vorbei, der Chevalier salutiert, der König verschwindet um die Ecke. Im gleichen Augenblick dreht sich der Chevalier um und geht ins Schlafzimmer zur Königin. Er macht die Tür zu, der Zuschauer sieht nichts, nur die Tür von draußen, die Kamera geht nicht mit hinein. Jetzt wieder der König: Er geht die Treppe hinunter und merkt, daß er vergessen hat, seinen Säbel umzuschnallen. Also geht er langsam wieder die Treppe hoch, Richtung Schlafzimmer, das Publikum wartet schon auf den Knall, den es da geben wird. Er macht die Tür auf, geht hinein, macht die Tür zu. Wir sind wieder draußen, malen uns aus, was jetzt im Zimmer passiert. Die Tür geht wieder auf, der König kommt heraus, seinen Säbel in der Hand, er lächelt. Nichts gemerkt. Kein Knall. Er geht langsam weg, will den Säbel umschnallen - der Gürtel ist viel zu eng, es ist gar nicht seiner! Und jetzt durchschaut er die Situation, geht zurück und findet den Chevalier unterm Bett. Jeder hätte es anders gelöst, aber keiner hätte es so elegant, so witzig und so spannend fürs Publikum gemacht wie der Lubitsch." (Billy Wilder) «Mit "Die lustige Witwe" hat Meisterregisseur Ernst Lubitsch 1934 aus Franz Lehárs gleichnamiger Operette ein schwungvolles Musical gemacht. Der Film sprüht vor Wortwitz im typischen Lubitsch-Stil, welcher der romantischen Geschichte einen bisweilen satirischen Touch verleiht. In der Titelrolle gibt Jeanette MacDonald eine wunderbar leichtfüßige Darstellung, und auch Maurice Chevalier ist als weltgewandter Lebemann ideal besetzt. Franz Lehár (1870-1945) hatte mit seiner Operette "Die lustige Witwe", die am 30. Dezember 1905 am Theater an der Wien uraufgeführt wurde, zu seinem eigenen Stil gefunden. Die Premiere war kein großer Erfolg, Theaterdirektor Karczag meinte: "Dos is ka Musik". Lehár selbst erzählte: "Der eigentliche Erfolg der 'Lustigen Witwe' ging von Berlin und Hamburg aus, wo das Werk sofort bei der Premiere starken Eindruck machte. Dann wurde sie in Wien zwei Saisons hindurch gespielt. Den Welterfolg brachten erst die Aufführungen in London und Paris". Die Operette wurde zum Welterfolg. Allein das Jahr 1910 brachte 18.000 Aufführungen in zehn Sprachen. Bis 1945, dem Todesjahr von Franz Lehár, wurde sie 300.000 Mal aufgeführt - und bis heute fünfmal verfilmt.» (mdr Presse)

Meyer aus Berlin

Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1918
Production: Projektions-AG Union (PAGU) - Producer: Paul Davidson - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Ernst Lubitsch - Hanns Kräly - Erich Schönfelder - Director of Photography: Theodor Sparkuhl - Alfred Hansen - Composer: Aljoscha Zimmermann Neufassung - Cast: Heinz Landsmann Harry - Ernst Lubitsch Sally Meyer - Ethel Orff Paula Meyer, Sallys Frau - Trude Troll Kitty, Harrys Verlobte - Ossi Oswalda - Erich Schönfelder -
Synopsis in German: Der Berliner Sally Meyer nimmt Urlaub von der Ehe und reist nach Berchtesgaden. Bereits am ersten Tag trifft er die reizende Kitty, die er fortan als Urlaubsflirt auserkoren hat. Als sich seine Frau und Kittys Verlobter vor Ort einstellen, trübt sich die Ferienidylle. Ein erst 1989 in Amsterdam wiederentdeckter, lange Zeit verschollener Lubitsch-Film, in dem er selbst die Hauptrolle des charmanten und schlagfertigen Berliner Juden spielt. ( Filmmuseum München)

Sally Meyer ist gestresst. Das Eheleben macht ihn völlig fertig, er braucht dringend Erholung. So macht er sich auf zum Arzt, um sich genau dies bestätigen und attestieren zu lassen. Kaum hat Meyer den ärztlichen "Freifahrtsschein" in der Hand, packt er seinen Koffer und macht sich auf den Weg nach Berchtesgaden – ein wenig Skifahren und die frische Bergluft werden ihm sicher gut tun. Im Hotel angekommen, lernt er die entzückende Kitty kennen, ihrerseits ebenfalls ohne Anhang unterwegs. Meyer ist Feuer und Flamme für Kitty und macht gleich am ersten Abend allen anderen Herren im Hotel unmissverständlich klar, dass er und kein anderer in den nächsten Tagen Kittys Begleiter sein wird.

Aber Sally Meyer hat sich zu früh gefreut. Seine Frau Paula ist nämlich misstrauisch geworden und hat die Verfolgung ihres Gatten aufgenommen. Im Zug nach Berchtesgaden lernt Paula auch noch Kittys Bräutigam kennen, freilich ohne zu ahnen, dass ihr Sally mit dessen Braut poussiert. So richtig turbulent wird es dann, als sich das Quartett des Nachts zufällig auf einer Skihütte trifft. Da kommt so mancher in Erklärungsnot. (filmportal.de)
Reviews in German: «Erich Schönfelder und Hanns Kräly haben für Ernst Lubitsch einen Lustspieldreiakter: "Meyer aus Berlin" (Unionfilm) verfasst, der jetzt schon in der zweiten Woche in einigen Uniontheatern mit grösstem Erfolge läuft. Des Stoffes Wurzel ist wieder im Konfektionsviertel Berlins begründet, dessen Typ Lubitsch so witzsprühend und lebendig zu verkörpern weiss. Der Film heisst vom Anfang bis zum Ende Lubitsch. Nicht allein weil er den komischen Helden spielt und sich die vergnügte Handlung schliesslich nur um seine Person dreht, sondern weil niemand, wie er, den Sinn und die Möglichkeiten des Filmlustspiels erfasst hat. Lubitsch nähert seinen Film in vieler Beziehung dem Bühnenlustspiel: der nimmer müde, unaufhörlich eingesprenkelte Witz, an keiner Stelle versäumt, ermöglicht es ihm, jede Szene von geringerer Entwickelung in der Handlung zu würzen. Freilich mögen dadurch viel Titel entstehen; aber sie sind so kurz, plakathaft, schlagend, dass sie – immer gut eingespielt – nur blitzartig aufzucken und nur ihren Witz, nicht aber den Eindruck des Zwischentitels hinterlassen. So auch hier: und so galt sicherlich der Haupterfolg des Films Lubitschschem Witz und Lubitschscher Regietechnik. Freilich, auch die Handlung war nett ersonnen und zweifelsohne recht originell aufgebaut: "Meyer aus Berlin" entzieht sich der übergrossen Affenliebe seiner ihn über die Massen verzirkelnden Frau dadurch, dass er sich Höhenluft verordnen lässt. Er reist im Alplerkostüm, bewaffnet mit Kletterseil und Eispickel nach Berchtesgaden und macht dort die Bekanntschaft einer reizenden, umschwärmten Frau, deren Verehrer er – wie sagt man doch: mit Chuzpe – beiseite drängt. Schliesslich macht man einen Aufstieg auf den Watzmann. Meyer leidet dabei körperlich und seelisch; doch Frau Kitty lässt ihn erbarmungslos klettern. Die Nacht verbringen beide Seite an Seite auf molligem Stroh. Meyers Frau hat sich unterdes – in Sorge um ihr geliebtes Männchen – auf die Strümpfe gemacht; sie trifft unterwegs mit Kittys Ehegemahl zusammen. In Berchtesgaden angekommen, erfahren beide, dass Herr Meyer mit Frau Kitty zum Watzmann hinauf ist. Sie beschliessen, die Verfolgung aufzunehmen, werden aber auch von der Nacht überrascht. So suchen sie ebenfalls in der Schutzhütte Unterkunft und strecken ihre müden Glieder neben zwei vermummten, bereits schlafenden Touristengestalten aus. Der andere Morgen bringt das grosse Wiedersehen ...! Den Erfolg Lubitschs durfte sich auch noch Trude Troll – nicht nur ihrer himmlisch schönen Beine wegen – gerechterweise teilen!» (Der Film, Nr. 5, 1.2.1919)

«Lubitsch und der Berg: ein seltsames Paar. Mit dem Bergfilm deutscher Provenienz hat Lubitsch wenig am Hut, das Gebirge behandelt er wie eine Kulisse - selbst als der Held von Meyer aus Berlin in Absturzgefahr gerät, bleibt die Inszenierung strikt horizontal, ignoriert die Abgründe. Die sind bei Lubitsch ohnehin im Menschen: zum Beispiel im Schwerenöter Meyer, den er hier selbst verkörpert. Nachdem sich dieser einen Krankenurlaub (und damit „Urlaub von seiner Frau“) erschwindelt hat, will er - ganz deplazierter Städter - bei der umworbenen weiblichen Urlaubsbekanntschaft Eindruck schinden.» (www.filmmuseum.at)

"Ein erst 1989 in Amsterdam wiederentdeckter, lange Zeit verschollener Lubitsch-Film, in dem er selbst die Hauptrolle des charmanten und schlagfertigen Berliner Juden spielt." (Lexikon des Internationalen Films)
Remarks and general Information: Das Filmmuseum München gibt 57 Minuten als Länge des erhalten gebliebenen Films an. (mail vom 2.6. 2010)

Meyer tut so, als wäre er krank, um ein Weekend fern der Ehefrau in Berlin zu verbringen. In den Bergen trifft er auf eine verführerische junge Frau… Lubitschs erster Ausflug nach Bayern – die Hauptrolle füllte er gekonnt mit seinem gewohnt komischen Talent. (Locarno 2010)

Monte Carlo

(MonteCarlo), Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1930
Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Ernest Vajda - Director of Photography: Victor Milner - Composer: W. Franke Harling - Richard A. Whiting - Cast: Claude Allister Herzog Otto von Liebenheim - Tyler Brooke Armand - Jack Buchanan Graf Rudolph Farrière - Jeanette MacDonald Countess Helene Mara - ZaSu Pitts Bertha - John Roche Paul -
Synopsis in German: «Mir übers Haar streichen bringt Glück!», meint Graf Farrière zur Komtesse Mara, die auf der Flucht ist vor dem unbedarften Grafen Otto. Die Komtesse bleibt zwar glücklos im Spiel, dafür erobert sie das Herz des Grafen, der sich als Friseur verkleidet, um sie zu bezirzen. Mit der üblichen Leichtigkeit würzt Lubitsch das Musical mit gewagten Anspielungen. (Locarno 2010)
Reviews in German: «Virtuos, wie sich die beiden Hauptpersonen zuerst begegnen. Wie er hinter ihr hergeht und auf sie einspricht. Mit Fingerspitzengefühl die Impression des Spiel saals, ein musikalisch feines Duett durch das Telephon. Unnachahmlich, wie die Komtesse morgens mit dem Schwarm ihrer Anbeter durch den Park von Monte Carlo wandelt, wie der gräfliche Friseur eingeführt wird. Endlos könnte man so einzelne Beispiele aufzählen, die doch im Prinzip immer nur wieder zu der Feststellung führen, dass das Ganze vollkommen ist.
Bemerkenswert im Übrigen gerade für den Fachmann, wie geschickt die deutschen Texte einkopiert sind, wie man den Raum für diesen technischen Behelf schon vorher beinah vorausbestimmt hat. Mit seltenem Geschmack das dekorative Element, ganz gleich, ob es sich um Monte Carlo made in Hollywood oder um eingeschnittene Aufnahme von der Côte d’Azur handelt.» [Kinematograph, 3.7.1931]
Remarks and general Information: «Ernst Lubitschs berühmter zweiter Tonfilm ist ein frivoles Musical um eine schöne Gräfin, die vor einer arrangierten Hochzeit mit einem Prinzen flieht und ihr letztes Geld im Casino verspielt. Für Europa wurde eigens eine stumme Fassung hergestellt, weil man in Hollywood die Lieder und Dialoge nicht in andere Sprachen synchronisieren wollte. Die neue Restaurierung dieser weithin unbekannten Fassung durch die Library of Congress erlebt bei den 30. Internationalen Stummfilmtagen in Bonn 2014 ihre Premiere.» [www.internationale-stummfilmtage.de]

Ninotchka

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1939
Production: Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) - Ausführender Produzent: Ernst Lubitsch - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Charles Brackett - Billy Wilder - Walter Reisch - Based on : Melchior Lengyel - Director of Photography: William H. Daniels - Cast: Felix Bressart Buljanoff - Ina Claire Grossherzogin Swana - Ernst Lubitsch Regisseur - Richard Carle Gaston, der Butler - Wolfgang Zilzer - Rolfe Sedan Hotelmanager - Sig Ruman Iranoff - Edwin Maxwell Mercier, Juwelier - Bela Lugosi Kommissar Razinin - Alexander Granach Kopalski - Gregory Gaye Graf Alexis Rakonin - Greta Garbo Ninotschka - Melvyn Douglas Graf Léon d'Algout -
Synopsis in German: Die Genossen Buljanoff, Iranoff und Kopalski sind aus Moskau nach Paris gekommen, um dort Juwelen zu verkaufen, die vor der Revolution der Grossherzogin Swana gehört haben. Sie steigen in einem Luxushotel ab, obwohl Genosse Buljanoff gewisse Bedenken hat, ob sich das mit sozialistischen Prinzipien verträgt. Dort entdeckt ein Kellner, was die Beauftragten Moskaus vorhaben und verständigt die Grossherzogin, die seit ihrer Emigration in Paris lebt. Swana erwirkt eine einstweilige Verfügung gegen den geplanten Verkauf; ihr Verehrer, Graf Leon d'Algout, bringt es seinerseits fertig, im Namen der drei Genossen ein Telegramm nach Moskau zu schicken, das Kommissar Razinin veranlassen soll, Swana zur Hälfte am Erlös des Schmucks zu beteiligen.

Empört schickt Razinin daraufhin einen Sonderbeauftragten nach Paris, um dort nach dem Rechten zu sehen. Es ist die schöne, aber sehr zurückhaltende Genossin Ninotschka, die gegen kapitalistische Verlockungen völlig gefeit erscheint. Als sie den Eiffelturm besichtigen will, lernt sie zufällig den Grafen Leon d'Algout kennen, ohne zu ahnen, dass er es ist, der Buljanoff, Iranoff und Kopalski vom rechten Weg abgebracht hat. Auf sein heftiges Flirten reagiert sie sehr gelassen: Liebe ist in den Augen der Genossin nur ein biologischer oder chemischer Vorgang, über den man einen Haufen Unsinn geschrieben hat! Doch Leon gibt sich nicht so schnell geschlagen und hat damit durchaus Erfolg, bis die eifersüchtige Swana in Aktion tritt, die verliebte Ninotschka unter Druck setzt und sie zwingt, ohne Abschied mit ihren Genossen nach Moskau zurückzufliegen. Bald erhält sie jedoch einen neuen Sonderauftrag: Wieder haben Buljanoff und seine Kumpane kläglich versagt. Ninotschka reist nach Konstantinopel, um ihnen den Kopf zu waschen. Dort erwartet sie eine Riesenüberraschung... (ARD Presse)


Remarks and general Information: "Ernst Lubitsch hat dem Filmpublikum viele funkelnde Komödien beschert. Zu seinen grössten Erfolgen gehört "Ninotschka", in dem die Zuschauer Greta Garbo zum ersten Mal in einem Lustspiel erlebten. In der Rolle einer anfangs sehr linientreuen Genossin aus der Sowjetunion wird sie nach Paris geschickt, um drei unzuverlässige Abgesandte Moskaus zur Räson zu bringen. Dort verliebt sie sich in einen charmanten Grafen, den sie eigentlich nur als "Produkt einer untergehenden Kultur" studieren wollte. Natürlich geht das nicht ohne Komplikationen ab." (ARD Presse)

Der amerikanische Regisseur Rouben Mamoulian drehte mit Cyd Charisse in der Hauptrolle unter dem Ttel "Silk Stockings" ein Remake des Films als Musical.

One Hour with you

Directed by:   George Cukor, USA - 1932
Director: George Cukor - Ernst Lubitsch - Scenario: Samson Raphaelson - Story: Lothar Schmidt play - Director of Photography: Victor Milner - Composer: Oscar Straus - Richard A. Whiting - Cast: George Barbier Polizei-Sergeant - Maurice Chevalier Dr. André Bertier - Jeanette MacDonald Colette Bertier - Charles Ruggles Adolph - Genevieve Tobin Mitzi Olivier - Roland Young Professor Olivier -
Synopsis in German: Die Ehe von Doktor André Bertier und seiner Frau Colette gerät in Gefahr, als ihre Freundin Mitzi zu Besuch kommt. Diese gibt vor, krank zu sein, um den Arzt zu verführen, während ihr eigener Mann einen Detektiv engagiert, um sie zu bespitzeln. Ein Musical-Remake von The Marriage Circle – mit bezaubernden Duetten von Maurice Chevalier und Jeanette MacDonald. (Locarno 2010)

Paramount on Parade

(Paramount revue), Directed by:   Rowland V. Lee, USA - 1930
Director: Richard Arlen - Lothar Mendes - Edmund Goulding - Ernst Lubitsch - Rowland V. Lee - Cast: Gary Cooper - Fay Wray Dream Girl - Fredric March - Charles 'Buddy' Rogers - Edmund Goulding - Clara Bow - Virginia Bruce -
Synopsis in German: Drei Episoden in diesem Musical gehen auf Lubitsch zurück: In Origin of the Apache – ein Mann und eine Frau tanzen in einem Schlafzimmer. Chevalier – der einen echten Zungenkuss gibt – tritt auch in den anderen beiden Segmenten auf: A Park in Paris und The Rainbow Revels. (Locarno 2010)

Camille

(The Fate of a Coquette), Directed by:   Ralph Barton, USA - 1926
Director: Ralph Barton - Cast: Paul Robeson Alexandre Dumas fils - Pauline Starke Nan - Theodore Dreiser Gas-House Gleasen - Sacha Guitry Mancha y Zaragosa - Joseph Hergesheimer Spirit of Valentino - Aileen Pringle Estelle - Charles Chaplin Mike - Patsy Ruth Miller Sadie - William Sommerset Maugham Monsieur Duval - Paul Claudel Jean Bart - Franz Molnar Drnskaqrsk - Max Reinhardt Siegfried - Richard Barthelmess Gaston - Dorothy Gish Grace - Carmel Myers Agatha - Ethel Barrymore Olympe - Rex Ingram Charles Stewart Parnell - Anita Loos Camille -

Die Puppe

(The Doll), Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1919
Production: Projektions-AG Union (PAGU) - Producer: Paul Davidson - Production Manager: Kurt Waschneck - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Hanns Kräly - Ernst Lubitsch - Story: A. E. Willner - Director of Photography: Kurt Waschneck Kamera-Überwachung - Technische Leitung - Theodor Sparkuhl - Composer: Karl-Ernst Sasse (Neue Musik) - Art Director: Kurt Richter - Costume Design: Kurt Richter - Cast: Josefine Dora Lancelots Amme - Gerhard Ritterband Lehrling bei Hilarius - Hedy Searle - Ossi Oswalda Ossi - Die Puppe - Hermann Thimig Lancelot - Jakob Tiedtke Prior - Arthur Weinschenk - Paul Morgan - Herr Lapitzki - Max Kronert Baron von Chanterelle - Ernst Lubitsch Requisiteur - Anfangsszene - Marga Köhler Frau Hilarius - Victor Janson Puppenmacher Hilarius -
Synopsis in German: Baron de Chanterelle möchte seinen Neffen Lancelot verheiraten. 40 Jungfrauen melden sich auf seine Heiratsanzeige. Lancelot flüchtet voller Angst vor so viel Weiblichkeit in ein Kloster. Die Mönche möchten jedoch gern an der vom Onkel ausgeschriebenen Mitgift profitieren und überreden ihn, zum Schein auf die Ehe einzugehen und eine Puppe zu heiraten anstelle einer richtigen Frau. Lancelot gehorcht. Doch die von ihm geehelichte Puppe ist in Wirklichkeit die Tochter des Puppenmachers. Am Ende ist Lancelot glücklich, eine richtige Frau geheiratet zu haben. (Verleihkatalog DIF)

Der junge Lancelot ist der Neffe eines kinderlosen Barons, der seine Herrschaft im Land erhalten will. Deshalb soll sein einziger Neffe Lancelot endlich heiraten. Doch der junge Mann ist schüchtern und kann mit Frauen nicht viel anfangen. Als ihm eine Horde heiratswilliger Jungfrauen durch die Stadt folgt, flüchtet er kurzerhand ins Kloster. Dort leben die Mönche in Saus und Braus und sehen in Lancelot bald ihre grosse Chance, denn dessen Onkel bietet ihm eine grosszügige Mitgift.
Da haben die Mönche eine Idee: Lancelot soll zum Schein eine Frauenpuppe heiraten und dem Kloster die Mitgift überlassen. Im Gegenzug darf Lancelot im Kloster bleiben. Lancelot ist einverstanden. Die Mönche geben beim bekannten Puppenmacher Hilarius eine Puppe in Auftrag. Hilarius schafft eine ganz besonders hübsche und mechanische Puppe nach dem Ebenbild seiner Tochter.
Sein ungeschickter Lehrling zerbricht jedoch die Puppe kurz vor der Übergabe an Lancelot und Hilarius' Tochter Ossi springt ein, um den adligen Käufer nicht zu enttäuschen. Lancelot nimmt Ossi mit und das Mädchen findet Gefallen an der Rolle der Braut. Auch Lancelot ist von ihr beziehungsweise der Puppe begeistert, doch die Maskerade droht auf Kurz oder Lang aufzufliegen. (arte Presse)
Reviews in German: «In dem Ufa-Palast am Zoo ist jetzt "Die Puppe", ein auf der Operettenbühne gern gesehenes Musenkind A. E. Willners und Audrants, eingezogen. Auch sie dürfte, als würdige Nachfolgerin der "Madame Dubarry", sich an dieser Stätte für geraume Zeit häuslich niederlassen. "Eine lustige Geschichte aus der Spielzeugschachtel" nennt sich dieser neue Union-Film, und in der Tat wirken die einzelnen Bilder wie Ausschnitte aus einem modernen Bilderbuch für Kinder mit seiner harmlosen Naivität, seinem ungekünstelten Humor. Der Erfolg des Werkes ist in erster Linie dem Konto der Regie gutzuschreiben. Lubitsch, wandlungsfähig und einfallsreich wie wenige seiner Rivalen, auf das Filmwirksame geeicht und, von seltenen Entgleisungen abgesehen, stets geschmackvoll, hat hier eine Reihe alter, lustiger Ideen geschickt verwendet und aufgemacht, viel neue aus eigenem hinzugefügt. Er lässt die Romantik der Märchenwelt in entzückenden Bildern erstehen, nur leider hin und wieder ins Possenhafte übergleitend. Diesem einzigen Manko wäre mit kleinen Streichungen leicht abzuhelfen. Gut unterstützt wird seine Regie durch witzige, von Kräly scharf pointierte Zwischentexte, deren einige der Operette entnommen sind, sowie durch Kurt Richters freigiebige Ausstattungskünste und Theodor Sparkuhls saubere Photographie. Geradezu glänzend ist die Darstellung, darunter eine Reihe charakteristischer Typen. Allen voran Hermann Thimig, der in der Rolle des Lancelot, trotz der ihm gut zu Gesichte stehenden Naivität, jede Süsslichkeit vermeidet. Ossi Oswalda weiss mit ihrem wirbelnden Temperament und ihrem verführerischen Lächeln dem "unschuldsvollen Engel" kunstgerecht den Kopf zu verdrehen. Wiederholten Soloapplaus holte sich der kleine Gerh. Ritterbrand, der einen Lausbubenlehrling, halb Busch, halb Thoma, lebensecht auf die Beine stellt. Die Darstellung des quecksilbrigen Puppenfabrikanten (echt Marke Janson), des feisten, unersättlichen Prior (Jakob Tidtke) und der resoluten Amme (Josephine Dora) sei sonst noch rühmend genannt.» (Oh., Lichtbild-Bühne, Nr. 49, 6.12.1919)

«Eine bösartige Dunkelkammer Wir haben stets darauf hingewiesen, dass in der heutigen Zeit der hochgespannten politischen und religiösen Empfindungen alle Fortschrittsfreunde sich ängstlich davor hüten sollten, der Reaktion, dem Muckertum und den "Dunkelmännern" auch nur die leiseste Unterstützung zu leihen, wie das leider in dem Kampf gegen den "Kinoschund" und für die Filmpresse doch geschehen ist. Denn man stärkt dadurch die Position dieser Gegner jeder Aufklärung, jedes Fortschrittes und jeder freien Entfaltung der Kunst und treibt sie zu immer weiteren Eingriffen in geistige Gebiete.
Wie berechtigt unsere Mahnung zur Vorsicht ist, zeigt ein ganz krasser Fall. Das bekannte entzückende Lustspiel "Die Puppe" ist in Aachen im "Bavaria-Kino" aufgeführt worden und findet in dem dort erscheinenden "Volksfreund" folgende Kritik, die ungekürzt lautet:
Müssen wir Katholiken uns das gefallen lassen?
Von allen Seiten werden wir mit Berichten überschüttet über einen unflätigen Film, den das Bavaria Kinema sich leistet: "Die Puppe" heisst das Schandwerk. Die Handlung dieses Machwerks, das den Tiefstand unserer heutigen Kinokunst an einem traurigen Beispiel beweist, ist in ihrem ganzen Verlaufe nichts anderes als eine unverschämte Verhöhnung des katholischen Ordenslebens. Ein junger Graf, der sich der heiratslustigen Weiblichkeit nicht erwehren kann, flüchtet in das Kloster. Um ein Legat von 500 000 Francs sich nicht entgehen zu lassen, lässt er sich von den Mönchen! bereden, zum Schein eine Puppe zu heiraten (!), um den Bestimmungen des Geschenkgebers zu genügen. Nach der Heirat mit der Puppe soll er dann ins Kloster zurückkehren. Die ganze üble Geschichte endet damit, dass ihm statt der Puppe ein lebendes Mädchen untergeschoben wird. Die ganze Handlung ist durchtränkt von einem wütenden Ordenshass, der sich in Verleumdungen überbietet und auf die allerniedrigsten Instinkte der Masse spekuliert. Müssen wir Katholiken in Aachen uns eine solche niederträchtige Verhöhnung gefallen lassen? Im selben Kunsttempel wurde schon vor einigen Wochen ein ähnlicher Skandalfilm "Veritas vincit" aufgeführt.
In Berlin sogar sind die Katholiken mit Erfolg gegen ein ähnliches Schandwerk aufgetreten. Schlafen die Katholiken der katholischen Stadt Aachen? Die Vereinigung der katholischen Vereine wird sich hoffentlich dieser Herausforderung gebührend annehmen.
Also die "Puppe" ist ein unflätiger Skandalfilm! Das ist etwas Neues, das ist ein Urteil, das zu finden dem Aachener "Volksfreund" vorbehalten war. Das Lustspiel erlebte seine Uraufführung in Berlin und fand eine so einmütig beifällige Aufnahme, wie selten ein Stück zuvor. Selbst die Zeitungen, die unverhohlen kinofeindlich sind und an allen anderen Filmen teils das erotische Moment, teil die Sensation als unbedingt verwerflich ablehnen, sprachen sich über "Die Puppe" lobend aus. Man war sogar in Filmkreisen mit einer gewissen gespannten Erwartung zur Uraufführung gegangen, denn man wusste nicht recht, wie das doch aus Erwachsenen bestehende Publikum diesen "Film für grosse Kinder" aufnehmen würde. Und siehe da – alles war begeistert, fand sich harmlos unterhalten und lachte fröhlich.
Dass im allgemeinen von einzelnen politischen Religionsparteien auch aufgepasst wird, dass auch in Berlin jeder scheinbare Angriff auf die Ideale bestimmter Volkskreise mit grobem Gegenhieb beantwortet wird, beweist die Aufführung der "Pfarrhauskomödie" von Lautensack im "Kleinen Theater". Hier gab es unter Führung eines katholischen Akademikers einen wohlbewusst inszenierten Skandal als Protest gegen die angebliche Verletzung katholischer Gefühle. Es ist undenkbar, dass der Film "Die Puppe" – der doch von so viel tausend Menschen gesehen wurde – hier unangegriffen gelaufen wäre, wenn er wirklich ehrliches Empfinden katholischer Zuschauer verletzen könnte. (...)» (M. P. (= Martin Proskauer), Film-Kurier, Nr. 28, 3.2.1920)
Remarks and general Information: «Dass dieser Film die Zuschauer zu Kindern macht mit staunenden Augen, ist Aufforderung und Versprechen einer jeden Märchenszene. Nur wer daran glaubt, hat etwas davon: vom Mädchen, das wie eine aufgezogene Puppe tanzt, vom Menschen, der an einem Bündel Luftballons empor schwebt, von Pferden, die verkleidete Menschen sind und die Hochzeitskutsche ziehen. Das ausgestellte "Als-ob" des Films stört nicht die Faszination, sondern begründet sie; es wird als neuer filmischer Märchenreiz offeriert.» (Uta Berg-Ganschow, in: Lubitsch, hrsg. von H. H. Prinzler / E. Patalas, München, Luzern 1984)

Um 40 heiratswilligen Jungfrauen zu entfliehen, beschliesst ein reicher Erbe, eine aufziehbare Puppe zu heiraten, die sich jedoch bald in Fleisch und Blut verwandelt. Nach einem Märchen von E.T.A. Hoffmann – zwischen jüdischer Überlieferung und Expressionismus – realisiert Lubitsch einen Film voller Komik und ein Manifest seiner Poesie. (Locarno 2010)

«Ernst Lubitsch (1892-1947) ist heute, neben Fritz Lang und Friedrich Willhelm Murnau, als einer der Grössen des deutschen Stummfilms bekannt. Seine Karriere begann Lubitsch früh, im Alter von 19 Jahren, als Schauspieler am Deutschen Theater unter Max Reinhardt. Bereits 1914 inszenierte er seinen ersten Film. Bis 1922 schuf er elf Filme, darunter auch Filmjuwelen wie "Die Puppe", "Madame DuBarry" und "Das Weib des Pharao", die heute zu seinen Meisterwerken gezählt werden. Später folgt der in Europa erfolgreiche Lubitsch dem Ruf Hollywoods in die USA. Auch dort dreht er mit den Bekannten des Showbusiness, Greta Garbo, Mary Pickford und Pola Negri. 1935 wird ihm von der NS-Regierung die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. In den darauf folgenden Jahren entstehen seine grössten Erfolgsfilme wie "Engel" mit Marlene Dietrich (1937), "Blaubarts achte Frau" mit Claudette Colbert (1938) und "Sein oder Nichtsein" (1942). 1947 erhält er einen Ehrenoscar für seinen herausragenden Beitrag zum Film.
Sein früher Stummfilm "Die Puppe" hat am 5. Dezember 1919 in Berlin im Ufa Palast am Zoo Uraufführung. Für die Ausstrahlung im deutschen Fernsehen wurde die Musik 2007 neu eingespielt. Der tschechische Dirigent Martin Smolka zaubert aus unterschiedlichsten Klangmaterialien eine originelle Musikwelt mit avantgardistisch anmutenden Viertel- und Sechsteltönen. Neben der regulären Besetzung (Bläser, Violine, Percussion und E-Gitarre) sieht die Partitur Zusatzinstrumente wie Glöckchen, Trillerpfeifen und Spielzeuginstrumente vor: eine Musik wie von einer Spieluhr, die stellenweise leicht aus dem Takt und der sauberen Intonation gerät, und die den Film mit seinem Verwirrspiel um echte und falsche Puppen kongenial begleitet. Martin Smolka kündigt mit seiner Filmmusik viele Konventionen der Stummfilmmusik auf, die ein Orchester im Dunkeln vorsieht, und hebt die Musiker quasi mit auf die Bühne. Er betreibt ein virtuoses Spiel mit der Tradition, wenn er Gassenhauer aus der Opernliteratur, wie das Liebesmotiv aus Tschaikowskys "Eugen Onegin", zitiert und diese durch eine besondere Instrumentierung ironisiert. So gelingt ihm der Brückenschlag zwischen historischen Techniken und heutiger Musik mit ihrer erweiterten Tonalität, ohne den verspielten Charme von Lubitschs kleinem Meisterwerk zu stören.» (arte Presse)

Romeo und Julia im Schnee

Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1920
Production: Maxim-Filmgesellschaft Ebner & Co., Berlin - Producer: Maxim Galitzenstein - Paul Ebner - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Hanns Kräly - Ernst Lubitsch - Director of Photography: Theodor Sparkuhl - Art Director: Paul Richter - Cast: Hermann Picha 2. Beamter - Gustav von Wangenheim Romeo - Jakob Tiedtke Bauer - Anton Ernst Rückert Montekugerl - Paul Biensfeldt 1. Beamter - Paul Passarge - Lotte Neumann Julia - Marga Köhler Bäuerin - Julius Falkenstein Paris - Josefine Dora Montekugerls Frau -
Synopsis in German: Shakespeares Tragödie gerät bei Ernst Lubitsch zur turbulenten Farce vor verschneiter Dorfkulisse: Bei ihm sind Romeo und Julia die Abkommen der verfeindeten schwäbischen Bauernfamilien Capulethofer und Montekugerl, und statt Gift verkauft der Apotheker dem unglücklichen Liebespaar nur Zuckerwasser.

Aber auch das reicht letztlich, um die verbohrten Eltern zur Besinnung zu bringen, und so kann Romeo seine Julia am Ende vor den Augen der versöhnten Familien in die Arme schliessen. (filmportal.de)
Reviews in German:

Romeo und Julia im Schnee


Am Dienstag: "Kohlhiesels Töchter" im Schnee der Alpen – am Freitag Romeo und Julia im Schwarzwald-Schnee. Das Manuskript dieses zweiten Lubitsch-Lustspiels (Maxim-Film) ist sicherlich das stärkere; die Handlung zeigt mehr Reichtum und Entwicklung. Situationskomik ist gar kein Ausdruck für das, womit dieser Film überreich gesättigt ist. Die Szenen, die Typen sind einfach zwerchfellerschütternd. Die Typen – ja, sie sind einfach vorzüglich. Biensfeld und Picha als Dorfrichter und sein Schreiber sind unbezahlbar. Auch Jacob Tiedke und Marga Köhler ein köstliches Bauernpaar; der Paris Falkensteins ein Kabinettstück. Das ganze Ensemble, wie es geht und steht, brillant. Allerdings Lotte Neumann spielt als unverfälschte, urwüchsig-blonde Bauerdeern nicht in dem Masse wie Henny Porten sich selbst. – Lubitschs an Einfällen reiche und bildsaubere Arbeit ist ein voller Erfolg. (W., Lichtbild-Bühne, Nr. 12/13, 27.3.1920)

Romeo und Julia im Schnee


Man kann darüber streiten, ob es eine sehr glückliche Idee war, dieses Marim-Lustspiel in derselben Woche herauszubringen, wie den neuesten Henry Porten-Schlager, mit dem es nicht nur die Autoren Hanns Kräly und Ernst Lubitsch und des letzteren Regieführung, sondern auch das bäuerliche Milieu und die bayerische Winterlandschaft als Szenerie gemeinsam hat. So werden Filmpremieren-Tiger und fleissige Kinobesucher ganz unwillkürlich zu einem Vergleich herausgefordert, der sicherlich nicht zugunsten des Maritim-Lustspiels ausfällt. Das kann man eigentlich bedauern, denn ohne die Erinnerung an das überschäumend lustige, urdrollige Henry Porten-Lustspiel mit der fabelhaften Leitung dieses Filmstars in einer Doppelrolle wirkt sicherlich auch der neueste Bauernschwank sehr erheiternd.

Es war eine glückliche Idee, Romeo und Julia aus dem Hochdramatischen, Hochadligen und Tiefernsten in das Hochkomische, Kleinbäuerliche und Urfidele zu übertragen. (Film-Kurier, Nr.64, 28.3.1920)
Remarks and general Information: In dieser vor Pointen sprühenden Groteske verlegt Regisseur Ernst Lubitsch das berühmte Shakespeare-Drama in den Schwarzwald und belebt es mit Karikaturen aus einem gleichnamigen Volksstück, wobei aus den Häusern Capulet und Montague die Capulethofers und die Montekugerls werden.

Lubitschs zweite Shakespeare-Adaption. Romeo und Julia – im verschneiten Schwarzwald angesiedelt – ist eine Groteske, deren Höhepunkt der Maskenball darstellt. Der Film kam zu einer Zeit in Deutschland heraus, als Streiks und Protestmärsche an der Tagesordnung waren. (Locarno 2010)

Rosita

Directed by:   Raoul Walsh, USA - 1923
Production: Mary Pickford Company - Distribution: United Artists - Producer: Mary Pickford - Director: Raoul Walsh (/xx/) - Ernst Lubitsch - Assistant Director: James Townsend - Scenario: Hanns Kräly (AKA Hans Kraly) - Edward Knoblock - Based on : Adolphe D'Ennery Don Cesar de Bazan (play) - Director of Photography: Charles Rosher - Composer: Louis F. Gottschalk - Art Director: Svend Gade - William Cameron Menzies - Costume Design: Mitchell Leisen - Cast: Holbrook Blinn The King - Mario Carillo Major Domo - Joan Peers Bit Role (/xx/) - Marcella Daly Bit Role (/xx/) - George Bookasta Child role (/xx/) - Mathilde Comont Rosita's Mother - Mme. de Bodamere The Maid - Charles Farrell Bit Role (/xx/) - Marian Nixon Bit Role (/xx/) - George Walsh Don Diego - Philippe de Lacy Rosita's Brother - Doreen Turner Rosita's Sister - Bert Sprotte Big Jailer - Charles Belcher The Prime Minister - Irene Rich The Queen - Mary Pickford Rosita - George Periolat Rosita's Father - Donald McAlpin Rosita's Brother - Snitz Edwards Little Jailer - Frank Leigh Prison Commandant -
Synopsis in German: Der König von Spanien verliebt sich in die Strassensängerin Rosita, deren Herz dem verarmten Don Diego gehört. Beide landen im Kerker und werden zum Tod verurteilt… United Artists und Mary Pickford produzierten diesen ersten Film Lubitschs in den USA. Pickford hatte Lubitsch selbst ins Land geholt, mäkelte aber: «Einzig Türen interessieren ihn!» (Locarno 2010)

Auf den Strassen von Sevilla macht die lebhafte Strassensängerin Rosita mit ihren Spottliedern über den königlichen Hof auch vor den Obersten nicht Halt. Als der König von den Gerüchten über sie hört, möchte er sie kennenlernen, um für Ordnung zu sorgen. Bei ihrem Anblick ist er sofort verzaubert, doch weil er ihr Verhalten gegenüber ihm und seiner Autorität nicht dulden will, sieht er sich gezwungen, die lebhafte Spanierin zurechtzuweisen. Im gleichen Moment kreuzt ihr adliger Liebhaber Don Diego auf, der Rosita vor der Leibgarde des Königs ritterlich verteidigt. Der König, der sich indessen in die schöne Rosita verliebt hat, lässt die beiden einsperren und Don Diego aus Eifersucht zum Tode verurteilen.
Doch weil Rosita kein Interesse am König und dessen Avancen hat, gewährt er der widerwilligen Schönheit eine Hochzeit mit ihrem Edelmann.
Er hofft, so zwei Fliegen mit einer Klatsche zu schlagen: Rosita für sich zu gewinnen und Don Diego aus dem Weg zu räumen. Jedoch setzt Rosita alles daran, ihren Liebhaber vor dem Tod zu bewahren. Doch auch der Königin ist die Strassensängerin ein Dorn im Auge und so wird die eifersüchtige Gattin des Monarchen zu Rositas Verbündeten, um sie und Don Diego ein für alle Mal loszuwerden. (Arte Presse)
Reviews in German: «Lubitschs Debütfilm in Amerika ist eine seltsame Mischung zwischen einem höfischen Kostümfilm, einer als Carmen verkleideten Mary Pickford mit einer halben Geschichte der Tosca - ein Mélange, bei welchem man sich nie im klaren ist, in welchem Film man eigentlich sitzt. Mary Pickford hatte wohl recht damit, dass sie in diesem Film eine Fehlbesetzung war...» (lhg 2010)

«Rosita ist Mary Pickford, und mit den ersten Tanzschritten auf einem kleinen Podest inmitten der quirligen Menge, eindrucksvoll von oben gefilmt, steht fest, dass sie diese Rosita als die herzensgute kleine Schelmen-Schwester einer Carmen spielen wird. Sie ist eine Strassensängerin mit losem Maul, Stiefkind einer malerisch armen Nichtstuer- und Lebenskünstler-Familie und ein Star, der handfest das Kostüm zurechtrücken, schwärmerisch tänzeln und mit ausgeprägtem Handwedeln sprechen kann. Natürlich erlebt diese bodenständige Kindfrau in ROSITA eine zarte, reine Liebesgeschichte über alle Ränke und Missverständnisse hinweg.» (Claudia Lenssen, filmmuseum münchen 2006, Heft 10)
Remarks and general Information: Es war der erste Film, den Lubitsch nach seiner Ankunft in Amerika drehte: Mary Pickford hatte den deutschen Erfolgsregisseur verpflichtet und erwartete von ihm einen Film, der ihren Rollen ein reiferes Image geben werde. Lubitsch hatte erst geplant, mit Mary Pickford einen Faust-Film zu drehen, gab dieses Projekt dann aber nach einigen Probeaufnagmen auf.

ROSITA wurde zu einem Erfolg bei Presse und Publikum, in den späteren Jahren distanzierte sich Mary Pickford allerdings von dem Film und trug sich gar mit der Idee, diesen Film (wie auch viele andere, an welchen sie die Rechte besass) zu zerstören. Lubitsch, so äusserte sie sich, sei ein Regisseur, der sich nicht für Schauspieler, sondern nur für Türen interessiere, aus welchen die Schauspieler ein und ausgehen. Es soll Lillian Gish gewesen sein, die ihr dies ausredete. Seitdem ist der Film vorwiegend im Archiv des Mary Pickford Estate unter Verschluss. Das Filmmuseum München besitzt eine unvollständige (??) Kopie mit russischen Zwischentiteln. (lhg 2010)

A Royal Scandal

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1945
Production: 20th Century-Fox Film - Producer: Ernst Lubitsch (/xx/) - Director: Otto Preminger - Ernst Lubitsch - Scenario: Bruno Frank - Edwin Justus Mayer - Director of Photography: Arthur C. Miller - Editor: Dorothy Spencer - Art Director: Thomas Little - Cast: Tallulah Bankhead - Charles Coburn - Vincent Price - Anne Baxter - William Eythe - Mischa Auer -
Synopsis in German: Russland, 19. Jahrhundert. Die Türen des Hofs Katharina der Grossen öffnen sich weit für Leutnant Chernoff. Von der Zarin an die Spitze der Garde befördert, wird Chernoff bald mit den Ränkespielen am Hof konfrontiert… Lubitsch – gezwungen, die Regie aufzugeben – begleitete die Komödie als Produzent und verlieh ihr so den legendären Lubitsch-Touch. (Locarno 2010)

Schuhpalast Pinkus

(Shoe Salon Pinkus), Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1916
Production: Projektions-AG Union (PAGU) - Distribution: Nordische Film Co. GmbH, Berlin - Producer: Paul Davidson - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Hanns Kräly - Erich Schönfelder - Art Director: Kurt Richter - Cast: Guido Herzfeld Geschäftsmann Meyersohn - Else Kenter Tänzerin Melitta Hervé - Ernst Lubitsch Sally Pinkus - Ossi Oswalda Lehrmädchen - Hanns Kräly Lehrer - Erich Schönfelder Schuhmacher - Fritz Rasp -
Synopsis in German: Salomon "Sally" Pinkus ist wegen ungebührlichen Verhaltens von der Schule verwiesen worden. Er beginnt eine Lehre im Schuhgeschäft, wo Frauenschwarm Sally mit der Tochter des Chefs und den Kundinnen flirtet. Nach zahlreichen Kapriolen gewinnt er das Herz einer Dame, die ihm einen Kredit gewährt. So kann Sally sein eigenes Geschäft aufbauen und obendrein heiratet er seine Wohltäterin. (www.filmportal.de) Pinkus fliegt von der Schule und wird Schuhverkäufer. Am meisten interessiert er sich für seine Kolleginnen und die Füsse der Kundinnen. Seine Chuzpe und sein Witz bescheren ihm Erfolg. In dieser ersten Zusammenarbeit mit Drehbuchautor Hanns Kräly fungierte Lubitsch als Regisseur und Schauspieler mit einer Rolle, die seiner Biografie entnommen scheint… (Locarno 2010)
Reviews in German: »Ein sagenhafter Aufstieg vom Lehrling zum Inhaber eines Schuhsalons. Salomon, genannt Sally Pinkus (Ernst Lubitsch) verbummelt lieber sein Leben, als sich dem Drill kaiserlich-deutscher Erziehung zu Ordnung und Pünktlichkeit zu unterwerfen. Die Sensation des Augenblicks lenkt Sallys Leben. Die Anforderungen der allgemeinen Ordnung, die einen Blick auf lange Sicht propagieren, unterläuft er. Er ist ihnen nicht gewachsen, das heißt nicht groß genug, weder körperlich noch seelisch, um seinen Bedürfnissen einen Aufschub zu gewähren. Immer muß er mehr scheinen als sein, um mehr zu werden. Aus einem Schuhsalon macht er einen Schuhpalast. Aus einem Schuhverkauf eine Stiefelschau. Er fetischisiert seinen eigenen Ort des Begehrens. Sally Pinkus ist Reklame und Ware zugleich, ein fleischgewordenes Versprechen.« (Karsten Witte))(filmmuseum München, Heft 10, 2006) «Einen wirklich lustigen Film brachten in dieser Woche die Uniontheater heraus: "Schuhpalast Pinkus" mit Ernst Lubitsch in der Hauptrolle. Einige kritische Bemerkungen mögen schweigen, es sei nur leise daran gemahnt, daß man auf eine glaubwürdigere Art an einem Geschäft sich beteiligen kann, als daß man einem jungen Kommis gleich einen Scheck über 30 000 Mark gibt – im Übrigen aber ist der Film von Anfang bis Ende voll Humor und enthält eine Fülle von Szenen, über die man vorbehaltlos lachen kann. Hanns Kräly und Ernst Schönfelder, die als Verfasser zeichnen, haben da für Ernst Lubitsch eine Bombenrolle geschrieben, der er in allen Szenen in drolligster Weise gerecht wird. Auch der Regisseur Ernst Lubitsch verdient Lob: Das Schuhwarenhaus ist naturecht, die Stiefelparade vorzüglich gestellt. Else Kenter und Guido Herzfeld tragen ihr Bestes zu der erheiternden Wirkung des Schwankes bei. » (Der Film Nr. 21, 17.6.1916) «Die Ufa hatte den vortrefflichen Gedanken, einmal das Werk von Ernst Lubitsch, der sich bei ihr zu einem der berühmtesten Regisseure der Welt entwickelte, in zeitmäßigem Ablauf zu zeigen. Der Kreis der Filme erstreckt sich über acht Jahre, beginnt 1916 und endet 1924, schließt also Filmereignisse in sich ein, die wir alle miterlebten. Man muß der Ufa als Filmkritiker sehr dankbar sein, daß sie ihr Theater "Mozartsaal" einem Experiment öffnet, das auch vom Publikum nur als solches erfaßt wird. Man entsinnt sich, Filme bereits 1906 oder noch früher gesehen zu haben, die einem damals großes Vergnügen bereiteten, aber die Erinnerung daran ist doch schon verschwommen. Wie wenig den Erinnerungen zu trauen ist, beweist der "Schuhpalast Pincus". Dieser 1917 in einem Urlaub erlebte Film galt damals als eine hervorragende Leistung; man versteht das heute überhaupt nicht mehr und fragt sich zweifelnd, wie wohl dann die anderen Filme dieser Zeit ausgesehen haben müssen, wo doch die Technik vom "Schuhpalast" unübertrefflich naiv ist. Man verstand nicht auszuleuchten, wußte nicht einmal ein Manuskript richtig anzulegen, wie auch Regie und Darstellung heutigen Ansprüchen nicht mehr genügen würden. Trotzdem ist dieser von Kräly geschriebene Film eine große Angelegenheit. Hauptdarsteller Guido Herzfeld, der so früh Verstorbene, Lubitsch – und in winzigen Rollen Kräly und Ossi Oswalda. (...) » (Kinematograph, Nr. 1015, 1.8.1926) «Festliche Stimmung spiegelt der U.T.-Lichtspiele neuer Spielplan wider. Man lacht herzhaft, wie selten, über Ernst Lubitsch, dessen jüdischer Geschäftsmanntypus von zwerchfellerschütternder Naturtreue ist. Im Schuhpalast Pinkus kann sich die übermütige Kunst dieses Schauspiels so recht austoben. » (8 Uhr-Abendblatt, zit. nach Lichtbild-Bühne, Nr. 32, 12.8.1916)

The shop around the corner

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1940
Producer: Ernst Lubitsch - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Samson Raphaelson - Story: Miklós László AKA Nikolaus Laszlo - Director of Photography: William H. Daniels - Composer: Werner Richard Heymann - Cast: Felix Bressart Pirovitch - Inez Courtney Ilona - Sara Haden Flora - Frank Morgan Hugo Matuschek - Joseph Schildkraut Ferencz Vadas - James Stewart Alfred Kralik - Margaret Sullavan Klara Novak - William Tracy Pepi Katona - Claire du Brey Customer (/xx/) -
Synopsis in German: Budapest in den 30er Jahren. Der Lederwarenhändler Matuschek (Frank Morgan) herrscht wie ein Patriarch über die Angestellten seines alteingesessenen Lederwarengeschäfts. Nur der tüchtige Erste Verkäufer Alfred Kralik (James Stewart) darf sich zuweilen eine eigene Meinung leisten. Sein älterer Kollege Pirovitch (Felix Bressart), ein ebenso charmanter wie ängstlicher Familienvater, geht indes jedem Konflikt aus dem Weg. Kralik schätzt ihn jedoch als warmherzigen Freund, ganz im Gegensatz zum berechnenden und unterwürfigen Vadas (Joseph Schildkraut). Vollends aus der Fassung bringt ihn jedoch seine neue Kollegin, die selbstbewusste Klara Novak (Margaret Sullavan). Sie hält ihn für kaltherzig und arbeitssüchtig, doch Alfred hat seit einigen Wochen eine anonyme Brieffreundin, mit der er tief gehende und poetische Gedanken austauscht. Zu dem täglichen Streit mit Klara kommt für Alfred das plötzliche Misstrauen seines Chefs, der ihn irrtümlicherweise als Nebenbuhler verdächtigt. Alfred verliert ausgerechnet am Abend vor dem ersten Rendezvous mit seiner Brieffreundin seine Stelle. Er wagt es nicht mehr, ihr unter die Augen zu treten. Sein Freund Pirovitch identifiziert die Unbekannte jedoch als ihre gemeinsame Kollegin Klara. Inzwischen bereut Matuschek bereits Kraliks Kündigung, denn in Wirklichkeit ist es Vadas, mit dem ihn seine Frau betrügt. Nach einem Nervenzusammenbruch setzt Matuschek Kralik als neuen Geschäftsführer ein. Zu Klaras großer Überraschung widmet Kralik sich nun besonders aufmerksam ihrem Liebeskummer.... (ARD Presse)
Reviews in German: «Ein Verkäufer und eine Verkäuferin unterhalten einen anonymen Briefwechsel, ohne zu wissen, dass sie täglich im gleichen Geschäft nebeneinander arbeiten. Wie es allmählich zur Enthüllung und zum Happy End kommt, verstehen Ernst Lubitsch als Regisseur, James Stewart und Margaret Sullavan als Hauptdarsteller auf bezaubernde Weise zu zeigen. Unbeschwerte Unterhaltung schönster Form.» (Filmberater 65/285)
Remarks and general Information: "Ich habe nie einen Film gemacht, in dem die Atmosphäre und die Gestalten wahrer sind als in diesem Film" (Lubitsch) Der sprichwörtliche "Lubitsch-Touch" einer romantischen Komödie mit liebevoller Ironie, Esprit und Virtuosität prägt auch dieses Stück. Lubitschs sorgfältige Regie und die auch in den Nebenrollen hervorragenden Darsteller machen den Film zugleich zu einer wehmütigen Hommage an den Charme des untergegangenen alten Europa, gedreht aus dem Blickwinkel des Exils Hollywood. (ARD Presse) «Die leichtfüssige und spritzige Komödie diente als Vorlage für "Ema@il für Dich"» (tele 20/2008)

The Smiling Lieutenant

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1931
Producer: Ernst Lubitsch - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Ernest Vajda - Ernst Lubitsch - Samson Raphaelson - Based on : Felix Dörmann Operette: Ein Walzertraum - Story: Leopold Jacobson Operette - Director of Photography: George J. Folsey - Composer: Oscar Straus - Editor: Merrill White - Art Director: Hans Dreier - Cast: Miriam Hopkins Prinzessin Anna - Maude Allen Eine Frau - Charles Ruggles Max - Claudette Colbert Franzi - Maurice Chevalier Niki - George Barbier König Adolf -
Synopsis in German: Leutnant Niki ist in die Geigenspielerin Franzi verliebt. Bei einem offiziellen Besuch des Königs im kleinen Königreich von Flausenthurm begegnet die Prinzessin dem leidenschaftlichen Blick Nikis und glaubt ihn irrtümlich auf sich gemünzt… In einem Operetten-Wien führt Lubitsch das Darstellerduo Maurice Chevalier und Claudette Colbert zur Vollendung. (Locarno 2010)

So this is Paris

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1926
Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Hanns Kräly - Director of Photography: John J. Mescall - Cast: Monte Blue - Sidney D'Albrook - Myrna Loy Magd - Patsy Ruth Miller - Lilyan Tashman - George Beranger AKA André Béranger -
Synopsis in German: Suzanne liebt exotische Romane über alles und stellt sich ihren Nachbarn, einen Schauspieler, als Scheich verkleidet vor. Als der eifersüchtige Ehemann ihn zur Rede stellen will, trifft er auf dessen Frau, eine Ex von ihm… Ein hinreissendes Vaudeville, das seinen Höhepunkt in einem fidelen Tanzabend findet. Die Komödie machte Harry Warner reich. (Locarno 2010)
Reviews in German: «Natürlich ist das Ganze außerordentlich geschmackvoll gemacht. – Eine junge Frau verliebt sich in einen Tänzer, den sie versehentlich für einen Inder hält. Ihr Mann, der sich um die etwas knifflige Sache kümmern will, findet, daß die Frau dieses Tänzers seine frühere Freundin ist. Es ergeben sich allerhand Komplikationen, und schließlich geht der Mann, genau so wie in der Operette, abends auf den Ball anstatt ins Gefängnis. Der Tänzer, der die Tugend der Frau bedroht, kommt allerdings etwas schlechter weg als sein Urbild. Er muß die drei Tage wirklich brummen, und der Schluß zeigt zum mindesten ein versöhnliches und glückliches Ehepaar.

Den Doktor, der tanzt anstatt zu brummen, gibt Monte Blue, ein charmanter, vielgewandter, ausgezeichnet aussehender Künstler, der aber diesmal mit seiner Rolle nicht so recht etwas anfangen kann. Die romantische Frau liegt bei Patsy Ruth Miller in den besten Händen.» (Kinematograph, 16.1.1927)

«SO THIS IS PARIS ist die lustigste amerikanische Stummfilmkomödie von Ernst Lubitsch. Ein Pariser Arzt begegnet zufällig seiner ehemaligen Geliebten, während dessen Mann gerade einen heißen Flirt mit der Frau des Arztes beginnt. Die turbulenten Verwicklungen der Geschichte erinnern an die frühen deutschen Komödien von Lubitsch, nur hat er diese Ehebruchskomödie nun mit ungleich größerer Raffinesse und Präzision in Szene gesetzt – dem berühmten Lubitsch touch. » (Stummfilmtage Bonn 2010)

Der Stolz der Firma: Die Geschichte eines Lehrlings

(The Pride of the Firm: The Story of an Apprentice), Directed by:   Carl Wilhelm, Germany - 1914
Production: Projektions-AG Union (PAGU) - Director: Carl Wilhelm - Scenario: Jacques Burg - Walter Turszinsky - Robert Wiene - Director of Photography: Friedrich Weinmann - Cast: Victor Arnold J.C. Berg - Hugo Döblin - Martha Kriwitz Lilly Maass - Alfred Kuehne Herr Hoffmann - Ernst Lubitsch Siegmund Lachmann - Ressel Orla - Albert Paulig Charly -
Synopsis in German: Als Sigmund Lachmann – ein tollpatschiger Junge vom Land – seine Arbeit verliert, geht er nach Berlin, wo er in einer Damenboutique angestellt wird und Karriere macht… Voller unverblümter Komik, mit Grimassen, Tränen und Augenzwinkern, machte der Film Lubitsch in Deutschland als Schauspieler bekannt. (Locarno 2010)
Reviews in German: "Im dritten Film, in dem er auftritt, spielt Ernst Lubitsch bereits die Hauptrolle. »Dem Berliner Filmkomiker fehlen in seinen frühen Lustspielen präzise Konturen in der Gestik, Disziplin in den mimischen Bewegungen und das Gefühl für die Choreographie einer Figur. Überdeutlich stellt er seine Rolle aus; da wird nichts weggelassen, da gibt es keine Ökonomie der Mittel, kein Timing, sondern vor allem Direktheit, Frontalspiel. Geniessen kann man den jüdi schen Charme einer tolpatschigen, eigensüchtigen, fei gen, servilen, zielstrebigen Aufsteigerfigur. Genau das macht ihn offenbar zu einem Publikumsliebling.« (Hans Helmut Prinzler) (filmmuseum München, Heft 10, 2006)
Remarks and general Information: laut Kinemathek # 13 Drehbuchautor Robert Wiene

The Student Prince in Old Heidelberg

(Old Heidelberg, The Student Prince, In old Heidelberg), Directed by:   John M. Stahl, USA - 1927
Production: Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) - Producer: Ernst Lubitsch - Ausführender Produzent: Irving Thalberg /xx/ - Director: Ernst Lubitsch - John M. Stahl (/xx/) - Scenario: Hanns Kräly AKA Hans Kraly - Based on : Wilhelm Meyer-Förster play - Director of Photography: John J. Mescall - Art Director: Richard Day - Cedric Gibbons - Edgar G. Ulmer /xx/ - Cast: Gustav von Seyffertitz König Karl VII - Jean Hersholt Dr. Friedrich Jüttner - Philippe de Lacy Der junge Karl - Edgar Norton Lutz - Bobbie Mack Johann Kellermann - Edward Connelly Premierminister von Haugk - Moira Shearer Kathi - Ramon Novarro Prince Karl Heinrich -
Synopsis in German: Prinz Karl Heinrich soll in Heidelberg sein Studium beenden. Dort verliebt er sich in die Wirtin der Herberge, in der er wohnt. Doch das Glück, ein Mensch wie alle anderen zu sein, ist kurz… Die Handlung entlehnte Lubitsch einer Operette, um daraus einen tragischen Liebesfilm zu machen, der Publikum und Presse gleichermassen begeisterte. (Locarno 2010)

Sumurûn

(One Arabian Night), Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1920
Production: Projektions-AG Union (PAGU) - Producer: Paul Davidson - Production Manager: Kurt Waschneck Technische Leitung - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Hanns Kräly - Ernst Lubitsch - Story: Friedrich Freksa Pantomine - Max Reinhardt - Director of Photography: Theodor Sparkuhl - Composer: Victor Hollaender - Art Director: Ernst Stern --??-- - Ernö Metzner Mitarbeit - Kurt Richter - Costume Design: Ali Hubert - Cast: Charly Berger - Paul Wegener Scheich von Bagdad - Jakob Tiedtke Der Obereunuch - Ernst Lubitsch Abdullah. der Bucklige - Aud Egede-Nissen Haidee, Sumuruns Dienerin - Pola Negri Die Tänzerin - Paul Biensfeldt Achmed, der Skavenhändler - Harry Liedtke Nur-al-Din, Stoffhändler - Margarete Kupfer Die Alte - Max Kronert Zweiter Diener - Jenny Hasselqvist Zuleika, genannt «Sumurun» - Paul Graetz Erster Diener - Carl Clewing Sohn des Scheichs -
Synopsis in German: Die Haremsdame Sumurun ist so schön, dass der alte Scheich sie zu seiner Lieblingsfau macht. Sie aber liebt den jungen Stoffhändler Nur-al-Din und fürchtet die Eifersucht des alten Mannes. Zu allem Unglück erfährt der Scheich, dass auch sein Sohn in Sumurun verliebt ist, und droht, die beiden umzubringen. Da kommt eines Tages ein Buckliger mit einer verführerischen Tänzerin in den Harem. Als der Scheich sie mit seinem Sohn überrascht, erwürgt er sie und schlägt den Sohn in rasender Wut nieder. Als er nun noch im Frauengemach Sumurun und Nur-al-Din in einer Liebesumarmung aufspürt, will der Scheich auch diesen jungen Mann töten. Doch der bucklige Clown Abdullah hindert ihn daran und ersticht den Herrscher. Dann öffnet er die Tore des Harems und entlässt die Gefangenen in die Freiheit.... (arte Presse)
Reviews in German: Ein hübsche Tänzerin, ein Jongleur und ein buckliger Gaukler kommen ins Bagdad des 9. Jahrhunderts. Der Bucklige ist in die Tänzerin verliebt, sie aber spielt nur mit ihm... (Gong) "Filmische Reise in ein Universum der Gefühle und Leidenschaften, von äusserster Vollendung" (Lexikon des Internationalen Films) «Sumurun - (...) Vor zehn Jahren spielten bei Friedrich Feska mit die Schwestern Weisenthal – schlankbeinig stellten sie sinnenfrohe Geschöpfe des sonndurchglühten Orient hin. Spielten Schildkraut, der Alte, Moissi und Winterstein und die Konstantin mit. Lubitsch hat eine erhebliche Umbesetzung vornehmen müssen: Pola Negri, die Schauspielerin, wurde die Tänzerin Jenny Hasselquist, die Tänzerin, wurde Sumurun, ihre Freundin und Dienerin Egede Nissen, Margarete Kupfer die Alte. Der junge Scheich wurde Carl Clewing, der alte blieb: Paul Wegener (unser genialstes deutsches Filmtemperament, was er wiederum erwies). Den Stoffhändler Dur al Din gab Harry Liedtke, den Obereunuchen Jacob Tiedtke, den Sklavenhändler Paul Biensfeldt, die beiden Diener Dur al Dins Paul Graetz und Max Kronert. Und den Buckligen Ernst Lubitsch, – und das war das Ereignis des Abends. Die Negri ist glänzend, ist routiniert, ist bekannt als schauspielerisches Temperament, ist blendende Erscheinung, ist Rasse, Feuer, Klasse, Glut und Glanz – – das alles war sie auch gestern, auch gestern. Sie ist gewohnt, Bestes zu geben, denn sie gehört zu unsern Allerbesten. Sie hat erfüllt, was man erwartete. Glänzend erfüllt. Es durfte nicht anders sein und konnte gar nicht anders sein. Sie hat eine entfernte Ähnlichkeit, auch in kleinen Zügen des Spiels, mit der Nielsen; sie ist wie diese internationale Klasse. Paul Wegener, der in dem "Studenten von Prag" den ersten Schritt zur Höhe der deutschen Filmkunst tat – ein genialisches Temperament ein temperamentvolles Genie, ein intuitiver Begreifer, eine Kraftnatur, ein körperlicher Recke, ein geistiger Riese. (...) Jenny Hasselquist, eine zarte, zierliche, liebliche Erscheinung, die Verkörperung der reinen Liebe gegenüber der käuflichen Sinnlichkeit der Tänzerin, fein, schlicht, anmutig, unaufdringlich. Egede Nissen, eine blonde Anmut, voll Charme und Drolerie, voll Schalkhaftigkeit, Gutherzigkeit, Humor und Keckheit. Margarete Kupfer eine Alte von charakteristischer Verkommenheit, ein Lumpenweib, eine Megäre, ein Scheusal, etwas von einer Hündin, eine Leistung von großer Selbstaufopferung und völlig gemeistert. Carl Clewing, ein junger Scheich von weichlicher Sentimentalität, etwas für Backfischherzchen, Sporrenklirrende, schwertgewappnete Unmännlichkeit, – wie es die Rolle erheischt; vielleicht aber doch eine Nuance zu stark. Harry Liedtke, von sympathischer, kraftvoller Stattlichkeit und sehr hübschem Aussehen, auch etwas für Backfischherzen, aber fester härter, gefügter, gegossener bei aller verliebten Weichheit und verträumten Verliebtheit. Jacob Tiedtke, ein prachtvoller Humorist, ein gutes, etwas verfettetes Herz, mit weichen Händen und weichen Augen, mit schlaffem Munde und schlaffen Armen. In vielen kleinen Zügen groß und im ganzen natürlich durchaus gut, eine angenehm groteske Erscheinung. (...) Und nun Ernst Lubitsch selber: er hat eine Vorliebe für das Groteske, für eine gewissen Selbstverspottung. Er hat gar keine Hochachtung, nicht einmal vor sich selber. Er neckt sich sehr gerne, mit andern und mit sich selber. Ich bin überzeugt, er kann persönlich ein reizender Gesellschafter und ekelhafter Patron sein, wie er sich und sein Verhältnis zu dem Besucher gerade einschätzt. Bitte, das sind nur Vermutungen; seine persönliche Bekanntschaft soll sich erst ereignen. In der Arbeit versteht er jedenfalls keinen Spaß. Auch bei sich selber nicht. Und wenn er auch einen Spaßmacher mimt. Sein Buckliger hat tiefe, echt Herzenstöne – Bajazzo, der da weinen möchte und lachen muß, Bajazzo, der da liebt und verachtet wird, Bajazzo, der da ein abschreckender Krüppel ist und jedem Geraden das Glück der heilen Glieder neidet. Aus einem reichen Verstande, einem starken Temperament und vor allem aus einem unerschöpflichen Born nicht nur guten, sondern wegweisenden Geschmacks formt Lubitsch, was er darstellt. Ernst Lubitsch – der Max Reinhardt des Films! Mehr kann ich nicht sagen. Wer sein Edmund ist, möge jeder selber erraten! « (Lothar Knud Fredrik, Film-Kurier, Nr. 195, 2.9.1920) (zitiert nach filmportal.de) «Hier ist ein Werk geglückt, von dem stärkste künstlerische Wirkungen ausgehen, das mit reinsten Mitteln die Effekte großer Kunst erzielt und Wege weist im Film-Neuland, fernab von aller pseudotheatralischen Unkultur. Hanns Kräly und Ernst Lubitsch haben Friedrich Freska's orientalisches Spiel, das sich auf dem Theater in einem Stilgewirr verlor, für den Film bearbeitet, ohne jedoch aus der Pantomime mehr zu entnehmen, als die Umrisse der Handlung, ihre dramatische Begebenheit und die seelischen Konstellationen. Der Aufbau der Geschehnisse, Rhytmus und Dynamik sind hier nicht den Gesetzmäßigkeiten der Bühne entnommen, sondern durchaus den Stilforderungen der Leinwand angepaßt. Sozusagen ein orientalisches Märchen in bewegten Bildern, denen der Regisseur Ernst Lubitsch seinen charakteristischen Stempel aufgedrückt hat. Was diesem Film vor allem das Gepräge gibt, ist nicht so sehr der dramatische Impetus einzelner Szenen, das effektvolle Steigern einer Situation, eines Vorganges, als vielmehr die geradezu raffinierte Fähigkeit, Bildmäßiges zu gestalten und es breit auswirken zu lassen. Meisterhaft sind die Aktschlüsse, bald eine lyrische Elegie, bald ein kurz abreißendes Scherzo, dann wieder eine dramatische Gipfelung, und die Schlußszene, – ein langnachschallender Harfenakkord. Pola Negri, die Tänzerin: verkörperte Leidenschaft, fessellos, glühende Flamme, die Männer verzehrt, eine funkelnde Katze, ewig zum Sprung geduckt. Freska's "Sumurun" hat seinerzeit ihren Weg durch das Ausland genommen. Auch die Zelluloidstreifen dieses Werkes werden sich um die ganze Welt schlingen.» (B.Z. am Mittag, zit. nach: Lichtbild-Bühne, Nr. 37, 11.9.1920)
Remarks and general Information: «Hintergrundinformationen: "Sumurun" ist die Stummfilmversion einer orientalisch-exotischen Märchenpantomime, die Max Reinhardt schon 1910 herausgebracht hatte. Unter der Regie von Ernst Lubitsch, der außerdem in der Hauptrolle des buckligen Gauklers vor der Kamera agiert, entstand ein Stummfilm mit großem Aufwand an Kulisse und Kostüm, der zugleich eine filmische Reise in das Universum intensiver Gefühle und Leidenschaften darstellt. Ernst Lubitsch wird 1892 in Berlin geboren. 1911 spielt er am Deutschen Theater seine ersten Rollen und arbeitet unter anderem mit Max Reinhardt zusammen. Lubitsch, der bei Reinhardt in die Lehre geht, beginnt im Folgenden selbst, seine Fähigkeiten als Regisseur zahlloser Stummfilme umzusetzen, in denen er wiederholt auch selbst auftritt. Zwischen 1912 und 1918 dreht Lubitsch vor allem Slapstick-Filme, später wechselt er die Genres und realisiert historische Kostümfilme sowie Komödien - immer wieder gern in Zusammenarbeit mit dem Drehbuchautor Hanns Kräly. Mit "Madame Dubarry" (1919) feiert Lubitsch internationale Erfolge, die ihm den Weg nach Hollywood ebnen, wo er mit den bekanntesten Filmdiven der damaligen Zeit zusammenarbeitet: Marlene Dietrich und Greta Garbo. Lubitsch wird insgesamt drei Mal für den Oscar nominiert und erhält schließlich 1947, kurz vor seinem Tod, einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk.» (arte Presse) «Stummfilmversion einer orientalisch-exotischen Märchenpantomime, die Max Reinhardt schon 1910 herausgebracht hatte. Eine Gauklertruppe kommt in das Bagdad des 9. Jahrhunderts. Der Scheich und sein Sohn begehren die verführerische Tänzerin, die den Lockungen von Reichtum und Luxus erliegt. Der bucklige Gaukler, der sie aus innerstem Herzen liebt, schluckt ein vermeintlich tödliches Mittel und geistert fortan als "Leiche" durch den Film, was Anlaß zu sowohl komischen als auch spannenden Verwicklungen gibt. Ein "Historienschinken" mit großem Aufwand an Kulisse und Kostüm, aber auch eine filmische Reise in ein Universum intensiver Gefühle und Leidenschaften, mit einem sehenswerten Ernst Lubitsch als Gaukler.» (eselkult.tk) «„Sumurun“ ist eine Geschichte wie aus 1001 Nacht: so fremd und so weise, so anmutig und erotisch, so tückisch und blutig. Der Film hat den berühmten Lubitsch-Touch. Er zeigt Ernst Lubitsch, den Jungen aus der Schönhauser Allee, den es 1922 nach Hollywood verschlägt, auf der Höhe seines Könnens, und zwar sowohl als Regisseur wie als Schauspieler. Lubitsch präsentiert sein populäres Kino der Blicke und Gesten, der großen Gefühle und der kleinen humorvollen Einlagen, der Sinnlichkeit, der eleganten und prächtigen Dekors und ausgefeilten Choreographien. Für den starken Eindruck sorgt freilich auch die von Lubitsch entdeckte Pola Negri, die hier einen furiosen Vamp spielt. Das Publikum war begeistert. Die „B.Z. am Mittag“ schreibt 1920: „Hier ist ein Werk geglückt, von dem stärkste künstlerische Wirkungen ausgehen, das mit reinsten Mitteln die Effekte großer Kunst erzielt und Wege weist im Film-Neuland.“ Im mittelalterlichen Bagdad dreht sich das Liebeskarussell: Der alte Scheich (Paul Wegener) liebt Sumurun (Jenny Hasselquist), die schönste Frau seines Harems. Doch Sumurun liebt heimlich den Stoffhändler Nur-al-Din (Harry Liedtke). Auch der Sohn des Scheichs (Carl Clewing) begehrt die junge Frau, wird aber zurückgewiesen. Das alles ändert sich, als eine Truppe von Schaustellern in der Stadt haltmacht, unter ihnen die rassige Tänzerin Zuleika (Pola Negri) und ein buckliger Gaukler (Ernst Lubitsch). Sofort sind der alte und der junge Scheich Feuer und Flamme für die Tänzerin, die mit den beiden ein Doppelspiel treibt. Zuleika hat es auf die Reichtümer des Alten und die Liebe des Jungen abgesehen, aber das geht nicht lange gut. Besitzgier, Betrug und Eifersucht münden in Rache und Mord. Übrig bleiben Sumurun und Nur-al-Din, für deren Liebe nun der Weg frei ist.» (www.stummfilmkonzerte.de) Ernst Lubitsch: «Ja der Kostümfilm! Natürlich! Ich weiß schon! Es gibt eine gewisse Aversion gegen den Kostümfilm. Die ist falsch; denn man darf eine prinzipielle Abneigung gegen irgendeine Kunstform überhaupt nicht haben. Jede Art ist wirksam, jede Art hat ihre Berechtigung, wenn sie wirksam ist. ...» (Film-Kurier, 1. 9. 1920)

That Lady in Ermine

Directed by:   Otto Preminger, USA - 1947
Production: 20th Century-Fox Film - Producer: Ernst Lubitsch - Director: Ernst Lubitsch - Otto Preminger - Scenario: Samson Raphaelson - Director of Photography: Leon Shamroy - Editor: Dorothy Spencer - Art Director: Thomas Little - Walter M. Scott - Cast: Cesar Romero - Betty Grable - Douglas Fairbanks jr. - Walter Abel - Harry Davenport - Reginald Gardiner -
Synopsis in German: Italien 1860. In einem italienischen Schloss, besetzt von ungarischen Truppen, ist die Hausherrin hin- und hergerissen zwischen dem eifersüchtigen Mann und dem galanten Oberst Ladislas. Nachts gibt ihr ein Geist Ratschläge.
Remarks and general Information: Adaption einer Operette – das Drehbuch stammte von Raphaelson. Am neunten Drehtag erlitt Lubitsch einen tödlichen Herzinfarkt. (Locarno 2010) Der Film wurde durch Otto Preminger fertiggestellt,

That uncertain feeling

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1941
Producer: Sol Lesser - Ernst Lubitsch - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Donald Ogden Stewart - Director of Photography: George Barnes - Composer: Werner Richard Heymann - Editor: William Shea - Cast: Merle Oberon - Melvyn Douglas - Burgess Meredith - Alan Mowbray - Olive Blakeney -
Synopsis in German: Jill Baker hat einen Ehemann, der sie liebt, ein Haus in der Park Avenue, eine untadelige Garderobe und… einen lästigen Schluckauf. Freundinnen raten ihr, einen Psychoanalytiker aufzusuchen. Im Wartezimmer begegnet sie Sebastian, einem exzentrischen Pianisten… Diese Dreiecksgeschichte (sie, er, der andere) ist ein Remake des Stummfilms Kiss Me Again. (Locarno 2010)

Three Women

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1924
Production: Warner Bros. Pictures - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Hanns Kräly - Director of Photography: Charles Van Enger - Cast: Mary Carr - Lew Cody - Pauline Frederick - Pierre Gendron - Willard Louis - May McAvoy - Raymond McKee - Marie Prevost -
Synopsis in German: «Eine reiche Witwe und ihre Tochter sind, ohne es zu wissen, in denselben Mann verliebt. Dieser – ein Individuum von zweifelhaftem Ruf – hofiert sowohl die eine als die andere: die Mutter wegen ihres Geldes, die Tochter wegen ihres Charmes […]. Three Women ist eine turbulente Partitur zum Doppelthema Sex und Geld». (Herman G. Weinberg) (Locarno 2010)

To be or not to be

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1942
Production: Romaine Film Corp. - Distribution: United Artists - Producer: Ernst Lubitsch - Alexander Korda presenter - Production Manager: Walter Mayo - Director: Ernst Lubitsch - Assistant Director: William McGarry - William Tummel - Scenario: Edwin Justus Mayer - Story: Ernst Lubitsch - Melchior Lengyel - Director of Photography: Rudolph Maté - Editor: Dorothy Spencer - Art Director: Richard Ordynski Technical Supervisor - Vincent Korda - Cast: Armand Wright Makeup man - Charles Irwin Reporter - Leyland Hodgson Reporter - Alec Craig Scottish fathermer - James Finlayson Scottish fathermer - Adolf Edgar Licho Prompter (AKA Edgar Licho) - Robert O. Davis Gestapo sergeant - Roland Varno Pilot - Helmut Dantine Co-pilot - Otto Reichow Co-pilot - Maurice Murphy Polish R.A.F. flyer - Gene Rizzi Polish R.A.F. flyer - Paul Barrett Polish R.A.F. flyer - John Kellogg Polish R.A.F. flyer - Charles Halton Producer Dobosh - Jack Benny Joseph Tura - Felix Bressart Greenberg - Carole Lombard Maria Tura - Stanley Ridges Professor Siletsky - Sig Ruman Col. Ehrhardt - Robert Stack Lieut. Stanislav Sobinski - Wolfgang Zilzer Man in bookstore - Ernst Verebes Stage Manager - Tom Dugan Bronski / Adolf Hitler - Olaf Hytten Polonius in Warsaw - George Lynn Actor-adjutant - Henry Victor Captain Schultz - Maude Eburne Anna - Halliwell Hobbes General Armstrong - Miles Mander Major Cunningham - Lionel Atwill Rawitch - Leslie Denison Captain - Frank Reicher Polish official - Peter Caldwell William Kunze -
Synopsis in German: Polen, 1939. Am Warschauer Theater studiert das Ensemble ein komödiantisches Bühnenstück ein, das sich über Nazi-Deutschland lustig macht. Dann aber wird die Aufführung von der Regierung verboten. Statt der Nazi-Farce soll die Truppe unter Leitung des renommierten Schauspieler-Ehepaars Joseph (Jack Benny) und Maria Tura (Carole Lombard) erneut Shakespeares "Hamlet" ins Programm nehmen. Für Joseph Tura ist der Hamlet die Rolle seines Lebens. Umso unbegreiflicher ist es ihm, weshalb jedes Mal, wenn er zu seinem grossen Monolog über "Sein oder Nichtsein" ansetzt, ein junger Leutnant demonstrativ den Zuschauerraum verlässt. Tura ahnt ja nicht, dass dieser Leutnant Sobinski (Robert Stack) ein heimlicher Verehrer seiner Frau ist – und dass er diese immer dann in der Garderobe trifft, wenn Joseph seinen Monolog beginnt! Dann marschieren die deutschen Truppen in Polen ein. Während Sobinski nach England entkommt, schliesst sich das Ensemble der Widerstandsbewegung an. In London lernt Sobinski den berühmten Professor Siletsky (Stanley Ridges) kennen, der behauptet, als polnischer Widerstandskämpfer nach Warschau unterwegs zu sein. Erst nachdem der gutgläubige Sobinski und seine Kameraden dem Professor die Namen zahlreicher Widerstandskämpfer gegeben haben, erfahren sie, dass Siletsky in Wahrheit ein Nazi-Spion ist. Um seine Freunde zu warnen, reist Sobinski zurück nach Polen. Er kann zwar nicht verhindern, dass Siletsky sich bei Maria Tura als vermeintlicher Theateragent vorstellt – doch mit List und Witz gelingt es den Schauspielern, den heimtückischen Spion in die Falle zu locken. Durch das geplante Gestapo-Theaterstück bestens mit hochrangigen Nazi-Unformen ausgestattet, führt das Ensemble fortan eine waghalsige Maskerade auf. Keine Frage, dass es dabei zu aberwitzigen Konfrontationen und Verwicklungen kommt, bei denen kaum noch jemand durchschaut, wer nun ein "echter" und wer ein "falscher" Nazi ist. Die grösste Herausforderung steht Joseph Tura und seinen Leuten allerdings erst noch bevor: Adolf Hitler, der auf Staatsbesuchs in Warschau weilt, höchstpersönlich hinters Licht zu führen und mit dem gekaperten Flugzeug des "Führers" aus Polen zu fliehen... (ARD Presse)
Remarks and general Information: Mit "Sein oder Nichtsein" hat Meisterregisseur Ernst Lubitsch ("Ninotschka") einen der grossen Klassiker des amerikanischen Komödienkinos inszeniert. Im Stil von Chaplins "Der grosse Diktator" nimmt der satirische, von treffsicherem Wortwitz geprägte Film den Wahn der Nazi-Diktatur aufs Korn. In den Hauptrollen brillieren die Komiker-Legende Jack Benny ("Künstlerball"), die mit 33 Jahren bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommene Carole Lombard ("Mr. Und Mrs. Smith") in ihrem letzten Film und Robert Stack ("Brennt Paris?"). (ARD Presse)

Trouble in Paradise

Directed by:   Ernst Lubitsch, USA - 1932
Production: Paramount Pictures, Inc. - Producer: Ernst Lubitsch - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Grover Jones - Samson Raphaelson - Based on : Aladar Laszlo play "The honest finder" - Director of Photography: Victor Milner - Composer: W. Franke Harling - Art Director: Hans Dreier - Costume Design: Travis Banton - Cast: Charles Ruggles Major - Herbert Marshall Gaston Monescu - Leonid Kinskey Schimpfender Russe - Rolfe Sedan Verkäufer - C. Aubrey Smith Adolphe J. Giron - Larry Steers Gast - Nella Walker Madame Bouchet - Luis Alberni verärgerter Opernbesucher - Perry Ivins Radio-Ansager - George Humbert Kellner - Edward Everett Horton Francois Filiba - Miriam Hopkins Lily - Robert Greig Butler - Kay Francis Mariette Colet - Tyler Brooke Sänger - Hooper Atchley Versicherungsagent -
Synopsis in German: «Eine Diebin und ein Gauner mit Stil werden – nachdem sie sich gegenseitig bestahlen – zu einem Liebespaar. Ihre Devise ist: Besitz ist Diebstahl und Diebstahl das einzige Mittel, um dem Besitz zu entgehen» (Sébastien Roulet). Liebe und Lüge vermengen sich in diesem unbeschwerten Meisterwerk, gezeichnet von Lubitsch und seinem Drehbuchautor Raphaelson. (Locarno 2010)

Das Weib des Pharao

Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1922
Production: Ernst Lubitsch-Film GmbH, Berlin - Europäische Film-Allianz GmbH (EFA), Berlin - Producer: Paul Davidson - Director: Ernst Lubitsch - Scenario: Norbert Falk - Hanns Kräly - Director of Photography: Theodor Sparkuhl - Alfred Hansen - Composer: Eduard Künneke - Art Director: Max Gronau technische Leitung - Ernst Stern - Kurt Richter - Costume Design: Ali Hubert - Ernst Stern - Ernö Metzner - Cast: Paul Biensfeldt Menon, sein Statthalter - Paul Wegener Samlak, König von Äthiopien - Elsa Wagner - Mady Christians - Dagny Servaes Theonis, griechische Sklavin - Lyda Salmonova Makeda, Tochter des Samlak - Tina Dietrich -??- - Harry Liedtke Ramphis, Sohn des Sothis - Albert Bassermann Sothis, Baumeister des Königs - Friedrich Kühne Der Oberpriester - Emil Jannings Amenes, Pharao von Ägypten -
Synopsis in German: Amenes, der tyrannische Pharao Ägyptens, verschmäht die Tochter des Königs Äthiopiens und macht stattdessen ihre Dienerin Theonis zu seinem Weib. Daraufhin erklärt Äthiopien Ägypten den Krieg. Bevor er in den Kampf zieht, lässt Amenes Theonis einmauern, da sie geschworen hat, ausschliesslich ihrem Geliebten Ramphis treu zu sein.

Amenes' Heer wird geschlagen, aber schliesslich besiegt Ramphis die Äthiopier, befreit Theonis und wird Ägyptens neuer Pharao. Als der totgeglaubte Amenes zurückkehrt, macht Ramphis ihm ein Angebot: Amenes bekommt den Thron zurück, wenn er dafür auf Theonis verzichtet. Ramphis und Theonis werden daraufhin vom enttäuschten Volk gesteinigt, und auch Amenes kommt vor seiner erneuten Krönung ums Leben. (www.filmportal.de)

Die Sklavin Theonis ist der Grund für den Krieg zwischen dem Pharao Amenes und dem König von Äthiopien. Dabei gilt Theonis’ Liebe dem jungen Ramphis… Lubitsch liess Ägypten in den UFA-Studios nachbauen: ein gigantisches Projekt. Das Werk gehört zu den Grossfilmen jener Zeit. Jannings und Wegener bilden ein bestechendes Herrscherduo. (Locarno 2010)


Der äthiopische König Samlak kündigt Ägypten seinen Besuch an, um dem mächtigen Pharao Amenes ein Bündnisangebot zu unterbreiten, das beide Länder für Feinde unantastbar machen soll. Als Beweis seiner Worte und guten Absichten bietet er dem Pharao sein Liebstes an, seine schöne Tochter Makeda. Umringt von ihrer Dienerschaft und zahlreichen Sklaven lässt sich Makeda für ihren Empfang beim Pharao herrichten. Doch eine der Sklavinnen scheint nicht gehorchen zu wollen: Umgarnt von Ramphis, dem Sohn des ägyptischen Bauherrn Sotis, vergisst Sklavin Theonis den Aufgaben Makedas Folge zu leisten und wird als Strafe von der Prinzessin im Lager eingesperrt. Ramphis, der der bezaubernden Theonis mit Haut und Haar verfallen ist, befreit diese und bringt sie bei sich und seinem Vater Sotis unter. Ihr Verschwinden bleibt nicht unentdeckt. Als Makeda dem Pharao vorgeführt wird, zeigt sich dieser wenig an ihr interessiert und gibt sich distanziert. Trotz dieser Kränkung drängt Samlak auf den Bündnisabschluss und bittet um Unterzeichnung des Vertrags. Vergeblich. Denn im gleichen Augenblick werden Eindringlinge am Schatzhaus des Pharaos ausgemacht und dem Pharao vorgeführt. Es sind Ramphis und Theonis, die sich beim nächtlichen Spaziergang zu weit auf das königliche Gelände gewagt haben. Ungnädig werden sie zum Tode verurteilt. Um das Leben ihres Geliebten zu retten, geht Theonis auf Amenes' Forderung ein - dieser hat sich beim Anblick der schönen Sklavin verliebt - und wird seine Frau. Samlak, der immer noch ungeduldig auf den Abschluss des Bündnisses wartet, entdeckt derweil, dass es sich bei Theonis um seine entführte Sklavin handelt und fordert diese zurück. Amenes lehnt ab: Für seine Liebe opfert er das Friedensbündnis und zieht schließlich in den von Äthiopien erklärten Krieg, in dem er fällt. Nach Ende des blutigen Krieges ist es nun an Theonis, der neuen Königin Ägyptens, über das Schicksal ihres Volkes zu entscheiden. Sie wählt Ramphis zum König, doch plötzlich taucht der von allen totgeglaubte Pharao wieder auf ... (ARTE Presse)
Remarks and general Information: «Ernst Lubitsch setzt in einem seiner letzten in Deutschland entstandenen Filme zu einer bissigen Herrschaftssatire an, angesiedelt in einem orientalischen Phantasieland. Nachdem er jahrelang als Kleindarsteller tätig war, inszenierte Ernst Lubitsch 1914 seinen ersten Film, bei dem er zugleich die Hauptrolle übernimmt: "Fräulein Seifenschaum". Ab 1918 kam es mit "Die Augen der Mumie Ma", einem "dramatischen Großfilm", zur ersten Zusammenarbeit mit Pola Negri und Emil Jannings. Im gleichen Jahr entstand mit "Madame Dubarry" Lubitschs erster Historienfilm. Mit "Sumurun", "Anna Boleyn" und "Das Weib des Pharao" setzt sich die Reihe der Historienfilme fort. Ab 1923 lebte Lubitsch in den USA; in den ersten drei Jahren bei den Warner Bros entwickelte er den "Lubitsch-Touch". In seinem ersten Film für die Paramount, "The Patriot", spielt sein alter Star Emil Jannings die Hauptrolle. Im Januar 1935 wurde Lubitsch von der NS-Regierung die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. In den nächsten Jahren entstanden seine größten Erfolge wie "Angel" mit Marlene Dietrich (1937), "Blaubarts achte Frau" mit Claudette Colbert (1938), "Ninotschka" mit Greta Garbo (1939) und "Sein oder Nichtsein" (1942). Für die Twentieth Century Fox inszenierte er "Ein himmlicher Sünder". Seinen letzten Film "Die Frau im Hermelin" konnte er nicht vollenden, Otto Preminger führte ihn zuende. - Ernst Lubitsch starb am 30. 11. 1947 in Hollywood.

Vor 90 Jahren entstand in Berlin Ernst Lubitschs Monumentalfilm "Das Weib des Pharao", die teuerste deutschsprachige Filmproduktion des Jahres 1921. Nach der Stummfilmära war der Film lange Zeit nur als schwarz-weiß-Torso zu sehen, bis es dank digitaler Restaurierungstechniken gelang, den Film originalgetreu wiederherzustellen. Grundlage waren zwei viragierte Nitrokopien aus dem russischen Staatsarchiv Gosfilmofond und dem George-Eastman-House in den USA. Vor allem sind die ursprünglichen Farben wiederhergestellt, die die dramatische Wirkung des Monumentalfilms unterstützen.
Das Neue Museum Berlin ist der großartige Rahmen für die Wiederaufführung des Films mit der Originalmusik von Eduard Künneke, gespielt vom WDR Rundfunkorchester Köln unter der Leitung von Frank Strobel. Das Filmkonzert wird live ins Kino Babylon übertragen. Eine Veranstaltung der Staatlichen Museen Berlin, der Akademie der Künste und von ARTE, wo der rekonstruierte Film am 26.09.2011 seine TV-Premiere erlebt.» (arte Presse)

Wenn vier das selbe tun

(When Four Do the Same), Directed by:   Ernst Lubitsch, Germany - 1917
Production: Projektions-AG Union (PAGU) - Producer: Paul Davidson - Director: Ernst Lubitsch - Assistant Director: Fritz Schulz - Scenario: Ernst Lubitsch - Erich Schönfelder - Art Director: Kurt Richter - Kurt Richter - Cast: Emil Jannings Segetoff - Margarete Kupfer Frau Lange, Buchhändlerin - Ossi Oswalda Ossi, Segetoffs Tochter - Fritz Schulz Tobias Schmalzstich, Poet und Lehrling bei Frau Lange - Victor Janson Tanzlehrer - Ernst Lubitsch -
Synopsis in German: Der Rentner Seegstoff lässt seine Tochter aus dem Pensionat nach Hause kommen und freut sich auf einen ruhigen und besinnlichen Lebensabend. Doch das junge Mädchen verliebt sich in den jungen Soldaten Tobias und sorgt für jede Menge Aufregung und Durcheinander. Da begegnet auch dem alten Seegstoff noch einmal die grosse Liebe, und er wirbt mit viel List um die Gunst der Buchhändlerin Lange. Alle zusammen gehen sie voller Erwartung auf den Witwenball, und nach einem Hin und Her von Gefühlen und Eifersüchteleien findet jeder sein Glück. (filmportal.de)
Reviews in German: »Ein Film wie aus einer anderen Welt; seine Bilder reden immer auch von der Attraktion ihrer blossen Existenz, die dem Zuschauer als Ereignis übermittelt wird. Das Vertrauen in die Kraft der Imagination ist noch unvollkommen. Mit dem auf die Kamera gerichteten Spiel vergewissern sich die Szenen ihrer Wirkung, so als ob die Reaktionen des Publikums ihre Folge beeinflussen könnten. Die dramaturgische Konstruktion von Lubitschs späteren Komödien ist hier aufs nackte Gerüst reduziert. Die Entwicklung der wechselnden Zweierbeziehungen steht unter dem Druck, ein ehrbares Ende herbeiführen zu müssen. Die solchem äusserem Zwang gehorchende Handlung funktioniert unter der Voraussetzung statischer Charaktere, deren Fundament ihr sozialer Status innerhalb der Familie ist. Die Attribute des sozialen Standes – der Bart des Witwers, die Kette der Buchhändlerin, die Locken des Dichters und der Matrosenanzug von Ossi Oswalda – wirken gleichzeitig als sexuelle Zeichen.« (Werner Sudendorf)(filmmuseum München, Heft 10, 2006)

«Lustspiel mit Ossi Oswalda. (Regie Ernst Lubitsch.) Rentier Seegstoff lässt seine Tochter aus dem Pensionate kommen. Dieselbe verliebt sich in den Kommis Tobias Schmalzstich, während ihr Vater sich um die Hand dessen Chefin, der Bibliotheksinhaberin Lange, bewirbt. Nach einem Witwenball erfolgt die Verlobung beider Paare. Humoristik gut, Tanzschul- und Traumszenen, sowie Spiel und Photos sehr gut.» (Paimann's Filmlisten, Nr. 87,1917)

«(...) Der Inhalt bringt einen Witwer und eine Witwe, des Witwers Töchterlein und einen Kommis, der in der Buchhandlung der Witwe tätig ist. Wie aus den Vieren zwei Paare werden, ist mit so köstlichem Humor erdacht, und mit wahrer Virtuosität gespielt, dass helles Entzücken einen noch nachträglich erfasst. Da ist nur Sonnenschein, aus dem der angeborene Humor leuchtet. Die Zwischentitel spiegeln das Vergnügen wieder, das die Verfasser beim Arbeiten gehabt haben. Den Erfolg der Darstellung teilen sich die entzückende Ossi Oswalda, Margarete Kupfer, der ausgezeichnete humorvolle Jannings und der fein-komische jugendliche Fritz Schulz. » (Argus, Der Kinematograph, Nr. 569, 21.11.1917)

«(...) Im Union-Palast erfreut sich ein von Ernst Lubitsch sehr fein und geschmackvoll inszeniertes Union-Lustspiel "Wenn vier dasselbe tun" eines wirklich starken Erfolges. Die Duplizität der Ereignisse, eine Liebelei zwischen einem verwitweten Elternpaar und eine ebensolche zwischen ihren beiden Kindern, ist hier mit glänzendem Humor komisch und karikaturistisch verwickelt und wieder entwirrt. Prachtvolle Situationen und Typen, denen besonders Emil Jannings und Victor Janson ihr Können geliehen haben. Ossi Oswalda steht frisch und lebendig (zuweilen freilich vielleicht etwas zu lebendig) im Mittelpunkte dieses reizenden Films, bestens unterstützt von ihrem jugendlichen Partner Fritz Schulz.» (Der Film, Nr. 47, 24.11.1917) zitiert nach www.filmportal.de

«(...) Der Tragödie folgte die Komödie, das Lustspiel "Wenn vier dasselbe tun", drei lustige Akte von Ernst Lubitsch und Erich Schönfelder. Regie: Ernst Lubitsch. Hauptrollen: Ossi Oswalda, Emil Jannings, Margarethe Kupfer, Fritz Schulz und Viktor Janson.

Mein Herz, was willst Du noch mehr ? ? !

Wenn solche Namen sich vereinen, darüber der deutsche Meisterregisseur Lubitsch seine leitende Hand hält und noch ausserdem mit dem lustigen phantasievollen Schönfelder als Autor fungiert, muss es da nicht etwas Rechtes geben ? Es muss ! ! ! Und es wurde in der Tat etwas sehr Rechtes und ganz besonders Lustiges. Man kommt bei diesen drei Akten eigentlich aus dem Schmunzeln, Lächeln und lautem Lachen gar nicht heraus, eines löst immer gleich das andere ab, und man weiss wirklich nicht, wem der Löwenanteil am Erfolg zuzusprechen ist.

Die Handlung an und für sich ist höchst einfach. Sie führt aus der Pension über die Tanzstunde zur Verlobung, gleich zu einer Doppelverlobung sogar! Die Zwischentitel sind amüsant und äusserst flüssig geschrieben und erhöhen die Heiterkeit um ein Erkleckliches. Lubitsch hat mal wieder ganze Arbeit geleistet! Ossi Oswalda als Backfisch ist so entzückend, so naiv-übermütig und spielt ihre etwas schablonenhafte Rolle so reizend, dass der Verlust, den die deutsche Filmindustrie mit dem Tode Dorrit Weixlers, der ersten und bisher unübertroffenen Backfischdarstellerin, erlitten hat, bei weitem wieder wettgemacht wird. Ich persönlich stelle Ossi Oswalda als Mimikerin sogar noch höher als ihre Vorgängerin.

Auch die übrigen Darsteller sind ganz in ihrem Element: Jannings von den Reinhardtbühnen spielt einen auf Freiersfüssen einherwandelnden Papa und Rentier glaubwürdig echt. Frau Kupfer wirkt höchst drastisch als verliebte alte Schachtel, und Fritz Schulz stellt seinen Dichter-Kommis ganz auf die Parodie ein. Janson ist ein Kapitel für sich! So klein seine Rolle als Tanzmeister auch ist, weiss er sie durch seine groteske Darstellungsart so auszuschöpfen, dass man aufrichtig bedauert, ihn von den Autoren diesmal so kümmerlich behandelt zu sehen. (...)» (Georg Popper, Hamburger Theater-Zeitung, Nr. 4, 28.7.1920)
Remarks and general Information: Der film ist mit einer Länge von 48 Minuten erhalten, Kopie mit russischen Zwischntiteln.

Ein Vater und Witwer und seine quirlige Tochter verlieben sich je in die Besitzerin einer Buchhandlung sowie den Kommis. Der Film – in dem die Komik sich mit einer akkuraten Beschreibung des Stadtlebens durchdringt – begründete die Freundschaft mit Emil Jannings (in der Rolle des Vaters). Ossi Oswalda trat als dessen Tochter auf. (Locarno 2010)